Noch nichts vor am Wochenende?

Reiseführer für Berliner: Vier tolle Ost-Touren mit dem 49-Euro-Ticket

Viele fahren zum Ferienstart in den Urlaub – doch es muss nicht immer Mallorca sein. Auch rund um die Hauptstadt gibt es viel zu entdecken.

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Mit dem 49-Euro-Ticket kommt man von Berlin in kurzer Zeit nach Wernigerode - die Fahrt mit der Brockenbahn ist aber nicht im Ticket inbegriffen.
Mit dem 49-Euro-Ticket kommt man von Berlin in kurzer Zeit nach Wernigerode - die Fahrt mit der Brockenbahn ist aber nicht im Ticket inbegriffen.Rainer Keuenhof/imago

Na, was haben SIE in den Sommerferien vor? Die meisten zieht es in der schönsten Zeit des Jahres sicher an die Strände der Welt. Ich sehe dem Sommerurlaub ganz entspannt entgegen, denn während die ganze Welt nach Spanien tourt, halte ich mich seit Jahren an einer ganz einfachen Tatsache fest: Zu Hause ist es doch am schönsten! Mein Fahrschein für das Urlaubsgefühl heißt in diesem Jahr 49-Euro-Ticket. Glauben Sie nicht? Der Osten hat so viele tolle Ausflugsziele zu bieten – in den letzten Wochen bin ich mal etwas herumgefahren – und präsentiere hier einen Mini-Reiseführer mit drei tollen Zielen, die in kurzer Zeit erreichbar sind.

Seit es das 49-Euro-Ticket gibt, fahre ich damit regelmäßig durch die Gegend – ich halte den Fahrschein zum günstigen Preis für eine der besten Errungenschaften der vergangenen Jahre. Ja, natürlich: Das Reisen mit der Bahn kostet manchmal Nerven. Doch der Gedanke, ohne zusätzliche Kosten und ohne Tarifzonen-Stress die Umgebung erkunden zu können, ist für mich einfach genial. Regelmäßig toure ich mit Freunden durch Deutschland – sogar nach Hamburg haben wir schon Tagesausflüge gemacht. Das dauert zwar vier Stunden pro Strecke, doch mit einem Brettspiel und einer Flasche Sekt vergeht die Zeit wie im Flug.

Mit dem Harz-Berlin-Express von Berlin nach Wernigerode und Goslar

Und so weit muss das Ziel nicht sein: Auch der Osten hat so viel zu bieten. Eine der besten Entdeckungen des Jahres ist für mich wohl der Harz-Berlin-Express (HBX), der mehrmals täglich ohne Umsteigen unsere Stadt mit dem Mittelgebirge verbindet. Im Mai ging’s für uns nach Wernigerode. Eine herrliche Stadt, in der man sich nicht nur den Markt mitsamt des imposanten Rathauses anschauen kann. Ein Spaziergang durch die kleinen Gässchen voller süßer Fachwerkhäuser ist herrlich entschleunigend – und wer Glück hat, kann entlang der Strecke der Brockenbahn beobachten, wie sich die Dampflok auf den Weg zum Hexen-Berg macht.

Das Rathaus und der Marktplatz von Wernigerode sind sehenswert - und man kommt von Berlin aus mit dem 49-Euro-Ticket einfach hin.
Das Rathaus und der Marktplatz von Wernigerode sind sehenswert - und man kommt von Berlin aus mit dem 49-Euro-Ticket einfach hin.Fotostand/imago

Hier habe ich sogar noch einen ganz persönlichen Tipp für Sie: In einem der Fachwerkhäuschen befindet sich „Harz Escape“, ein Unternehmen, das Escape-Room-Abenteuer anbietet. Hier werden Sie für eine Stunde in einen mit Rätseln vollgestopften Raum gesperrt, in dem Sie eine spannende Geschichte erleben. Sie lösen knifflige Aufgaben und knacken Schlösser – ein Freizeit-Trend, den es in Deutschland seit etwa zehn Jahren gibt. „Harz Escape“ hat mit dem Spiel „Das Geheimnis der Uhrmacherin“ eines der besten Spiele im Osten Deutschlands geschaffen – fesselnd von Anfang bis Ende. Aber Achtung: Der packende Kriminalfall muss vorher online gebucht werden.

Besondere Attraktion: Das kleinste Haus der Stadt Wernigerode findet sich etwas versteckt in einer Seitenstraße.
Besondere Attraktion: Das kleinste Haus der Stadt Wernigerode findet sich etwas versteckt in einer Seitenstraße.Stephan Schulz/imageBROKER/imago

Die Züge von Berlin in den Harz fahren an Wochenende morgens um 7.23 Uhr nach Wernigerode – und abends um 17.42 Uhr zurück. Die Fahrt dauert rund drei Stunden. Aber Vorsicht: Passend zum Namen halbiert sich der HBX-Zug in Halberstadt – eine Hälfte fährt über Wernigerode nach Goslar, eine über Quedlinburg nach Thale. Genau genommen verbergen sich auf der Strecke also schon mehrere Möglichkeiten für Tagestouren.

Mit dem Regio von Berlin nach Burg bei Magdeburg – in anderthalb Stunden!

Noch kürzer ist’s nach Magdeburg: Einmal stündlich verbindet der RE1 Berlin mit der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt – in etwas mehr als anderthalb Stunden. Tipp: Wer in Burg bei Magdeburg aussteigt, kann ein viel süßeres Städtchen erleben, das architektonisch durch verschiedene Türme geprägt ist, die per Rundwanderweg erkundet werden können. Vom Hexenturm über den Berliner Torturm bis zum Bismarckturm: Die herrliche Tour führt an sehenswerten Bauwerken vorbei – und als Belohnung gibt’s ein Eis in der süßen Innenstadt – und weil der Zug zwischen hier und Berlin so oft fährt, kann die Rückfahrt völlig flexibel gestaltet werden.

Burg bei Magdeburg ist die Stadt der Türme - hier gibt es unter anderem den hübschen Hexenturm zu bestaunen, der früher ein Verlies war.
Burg bei Magdeburg ist die Stadt der Türme - hier gibt es unter anderem den hübschen Hexenturm zu bestaunen, der früher ein Verlies war.Stephan Schulz/imageBROKER/imago

Nächster Tipp, nächste Stadt: Erst kürzlich verschlug es mich nach Lutherstadt Wittenberg. Auch hier gibt’s etliche Verbindungen täglich, Züge ohne Umsteigen fahren im Zwei-Stunden-Takt. Vom Bahnhof führt ein bequemer Fußweg in die Altstadt – und dort gibt’s viel zu sehen. Die berühmte Kirchentür, an die Martin Luther seine Thesen schlug, die Denkmäler für Martin Luther und Philipp Melanchthon und etliche schöne und versteckte Hinterhöfe und Gässchen. Vor allem Luther ist hier natürlich überall – und die Anwohner nehmen’s mit Humor: In einer Gasse entdeckte ich in einem Fenster ein Metall-Schild „Luther war hier“ mit dem winzigen Zusatz „nie“. Auch hier gilt: Man kommt schnell hin und schnell zurück – perfekt für eine Tagestour.

Die Tür, an die Luther seine Thesen schlug, ist die wichtigste Sehenswürdigkeit von Lutherstadt Wittenberg.
Die Tür, an die Luther seine Thesen schlug, ist die wichtigste Sehenswürdigkeit von Lutherstadt Wittenberg.Shotshop/imago
In Lutherstadt Wittenberg nimmt man die Tatsache, dass sich hier alles um Luther dreht, mit Humor.
In Lutherstadt Wittenberg nimmt man die Tatsache, dass sich hier alles um Luther dreht, mit Humor.Florian Thalmann/Berliner KURIER

Mit dem Regio in die Messestadt Leipzig: Spaziergang vom Markt zur Thomaskirche

Nicht ganz so einfach, aber dennoch erreichbar ist die sächsische Messestadt Leipzig. Auch hier gilt: Es gibt viel zu sehen! Ich war hier schon mehrfach, um Vorstellungen im Theater zu besuchen – zuletzt etwa bei „Cabaret“ im Schauspiel und bei „The Producers“ in der Musikalischen Komödie. Davor ist ein Spaziergang über den herrlichen Marktplatz mit Rathaus Pflicht – und auch hier locken verschiedene Gässchen, kleine Restaurants und das eine oder andere Denkmal.

Sehenswert ist natürlich die Thomaskirche, vor der der berühmte Komponist Johan Sebastian Bach über die Besucher wacht – und auf dem Augustusplatz findet man die Demokratieglocke. Ein goldenes Ei, das jeden Montag bimmelt und an die Montags-Demo vom 9. Oktober 1989 und die Friedliche Revolution erinnert. Wer es schafft und Arme hat, die lang genug sind, kann sie umarmen – und sich daran erinnern, warum unsere Demokratie so wichtig ist. Verbindungen in die sächsische Stadt und zurück gibt’s mehrfach täglich – mit Umsteig etwa in Dessau.

Der berühmte Komponist Johann Sebastian Bach wacht auf dem Thomaskirchhof in Leipzig.
Der berühmte Komponist Johann Sebastian Bach wacht auf dem Thomaskirchhof in Leipzig.Dirk Sattler/imago

Ich könnte noch so viele Ziele nennen: Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern (tolle Stadtmauer!), Angermünde (inklusive Spaziergang am Seeufer) und Dresden mit der hervorragenden Altstadt inklusive Frauenkirche, Fürstenzug und Semperoper. Aber: Gehen Sie selbst auf Entdeckungstour! Haben auch Sie Ideen für Orte, die man leicht mit dem Regio erreicht? Ich freue mich auf Ihre Hinweise und Tipps – schreiben Sie mir an wirvonhier@berlinerverlag.com. Eine meiner nächsten Touren wird mich übrigens nach Stralsund führen – ich möchte über den Rügendamm und die Insel Dänholm nach Rügen wandern. Mallorca? Brauche ich nicht – im Osten ist es doch am schönsten!

Florian Thalmann schreibt eigentlich jeden Mittwoch über Tiere – aber manchmal auch über das Leben im Osten. Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com