Plus 8 Prozent

Deutscher Mittelstand bricht ein – Berlin führt traurige Pleite-Statistik an

Fast 24.000 gehen in diesem Jahr Firmen pleite: Mittelstand kämpft ums Überleben, die Hauptstadt ist Spitzenreiter bei den Insolvenzen.

Author - Stefan Henseke
Teilen
Das Eierhäuschen im Treptower Park schließt am kommenden Sonntag. Die Pächterin des Lokals Ei-12437-B hat Insolvenz angemeldet.
Das Eierhäuschen im Treptower Park schließt am kommenden Sonntag. Die Pächterin des Lokals Ei-12437-B hat Insolvenz angemeldet.Christoph Soeder/dpa

Fast 24.000 Firmen haben 2025 Insolvenz angemeldet. Ein Rekord, der Erinnerungen an die Krise von 2014 weckt. Damals gaben 24.100 Unternehmen auf. Jetzt sind es wieder fast genauso viele. Die Wirtschaft steckt fest – und der Mittelstand ächzt unter der Last. Besonders hart betroffen: Berlin.

Die Zahlen sind dramatisch. Laut Creditreform werden bis Jahresende 23.900 Unternehmen die Segel streichen. Das sind über acht Prozent mehr als im Vorjahr. Ein bitterer Befund: Die Dauerkrise frisst sich durch die Republik.

Mittelstand: Düstere Prognose für 2026

Warum trifft es ausgerechnet den Mittelstand? Weil viele Betriebe hoch verschuldet sind. Weil Kredite schwer zu bekommen sind. Weil Energiepreise und Regulierung wie Mühlsteine an ihnen hängen. „Das setzt vor allem den Mittelstand unter massiven Druck und bricht auch vielen Betrieben das Genick“, sagt Creditreform-Experte Patrik-Ludwig Hantzsch.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Der Anstieg der Pleiten verlangsamt sich. Nach dem Auslaufen der Corona-Hilfen waren die Zahlen 2023 und 2024 regelrecht explodiert – plus 25 Prozent in zwei Jahren. Jetzt steigt die Kurve nicht mehr ganz so steil.

Doch Entwarnung? Fehlanzeige. Ökonomen hoffen zwar, dass Milliardeninvestitionen in Straßen, Schienen und Verteidigung ab 2026 die Konjunktur ankurbeln. Aber selbst Creditreform glaubt nicht an eine echte Trendwende. „Unter dem Strich gehen wir nach derzeitiger Prognose nicht davon aus, dass die Insolvenzzahlen stagnieren oder gar zurückgehen werden“, so Hantzsch.

Berlin ist der Insolvenz-Spitzenreiter

Besonders hart trifft es Berlin. Die Hauptstadt ist trauriger Spitzenreiter. Auf 10.000 Unternehmen kommen hier 130 Insolvenzen – mehr als in jedem anderen Bundesland. Nordrhein-Westfalen folgt mit 100.

Allein im ersten Halbjahr 2025 meldeten 1702 Berliner Firmen Insolvenz an. Im Vorjahr waren es noch 1586. Gerade erst hat das legendäre DDR-Ausflugslokal Eierhäuschen im Treptower Park Insolvenz angemeldet, wie der KURIER berichtete.

Auch Brandenburg bleibt nicht verschont. Dort klettert die Insolvenzquote von 49 auf 55 pro 10.000 Unternehmen.

Der Mittelstand kämpft ums Überleben. Viele Firmen retten sich gerade noch über die Runden. Andere kippen. Die Politik setzt auf Milliardenprogramme. Doch Experten warnen: Ohne echte Entlastung bei Stromkosten und Bürokratie wird die Pleitewelle nicht zu stoppen sein.