Wenn Inkompetenz tödlich endet! Aktuell läuft in Berlin ein Prozess gegen einen Kardiologen der Charité: Er soll mutwillig Patienten getötet haben. Leider ist Fehlverhalten bei Ärzten nicht so selten, wie man denkt. Das zeigt nun auch der neueste Fall der Berliner Staatsanwaltschaft.
Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge
Die Staatsanwaltschaft hat wegen des Todes einer Patientin Anklage gegen einen inzwischen 76 Jahre alten Narkosearzt zum Landgericht Berlin erhoben. Der Vorwurf: Körperverletzung mit Todesfolge.
Was ist hier vorgefallen? In einer Pressemitteilung schildert die Staatsanwaltschaft: Der Angeschuldigte soll am 27. Januar 2020 von einem in Berlin-Kreuzberg ansässigen Orthopäden hinzugezogen worden sein, um eine 59-Jährige unter Vollnarkose zu setzen. Ihr sollte eine Schmerzmittelinjektion verabreicht werden. Doch die Frau habe dann im sedierten Zustand einen Atem- und Herzstillstand erlitten! Nach der Reanimation sei sie schließlich in ein Wachkoma gefallen – aus dem sie bis zu ihrem Tod Ende April 2020 aufgrund einer Covid-19-Infektion nicht mehr erwacht sei.
Anästhesist hat sich an mehreren Stellen falsch verhalten
Der nun angeklagte Anästhesist ist den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach mutmaßlich aufgrund „gleich mehrerer Versäumnisse“ für den Tod der Patientin verantwortlich: So soll er sich bereits in Vorbereitung der Narkose nicht ausreichend mit dem Gesundheitszustand der Patientin auseinandergesetzt und kein Aufklärungsgespräch geführt haben. Stattdessen soll er die Tochter der Verstorbenen am Tag des Eingriffs gebeten haben, die Formulare zu unterschreiben. Da so bereits keine wirksame Einwilligung in die Behandlung erfolgt sein dürfte, wertet die Staatsanwaltschaft dies als eine „vorsätzliche Körperverletzung“.
Trotz des Gesundheitszustands der Frau soll er dann unterlassen haben, die notwendigen Maßnahmen zur Überwachung der Vitalfunktionen vorzunehmen und ihr zusätzlichen Sauerstoff zuzuführen. Besonders schockierend: Den Atem- und Herzstillstand der Patientin soll er trotz seiner Anwesenheit für mehrere Minuten nicht bemerkt haben.