Mega-Neubau

„Parkstadt Karlshorst“: 1000 Wohnungen in Berlin und ihre Schattenseiten

Grünflächen, moderne Wohnungen und Spielplätze – die Parkstadt Karlshorst ist doch eigentlich ganz schön. Doch zum Teil hakt es gewaltig.

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In der Parkstadt Karlshorst sind rund 1000 Wohnungen entstanden.
In der Parkstadt Karlshorst sind rund 1000 Wohnungen entstanden.Visualisierungen: Bonava

Ein Quartier mit Potenzial – und Problemen: Mitten im Berliner Bezirk Lichtenberg wächst seit 2020 auf zwölf Hektar die „Parkstadt Karlshorst“ heran. Wo einst sowjetische Militäreinheiten und DDR-Betriebe das Bild prägten, entstehen jetzt 1.000 Wohnungen, ein neues Schulzentrum und grüne Rückzugsorte. Und: Die Nachfrage nach diesen Wohnungen ist hoch – kein Wunder bei so viel versprochener Lebensqualität. Aber ist die auch zu halten?

„Vorher war hier eine versiegelte Industriebrache, jetzt eine Grünfläche“, freute sich Bezirksstadträtin Filiz Keküllüoğlu bei der Eröffnung des neuen Spielplatzes Mitte April – zwischen Trautenauer Straße und Hönower Wiesenweg. Mehr als 100 neue Bäume, Trampoline, Tischtennisplatten, Klettergerüste – was hier entstanden ist, beeindruckt. Auch die dreizügige Seepark-Grundschule mit Platz für 432 Kinder wurde im Oktober 2024 eröffnet. Und bald soll auch eine Kita mit 130 Plätzen folgen.

In der Parkstadt Karlshorst entsteht ein ausgewogenes Nebeneinander von Miet- und Eigentumswohnungen. Besonders wichtig ist dem Bezirk Lichtenberg dabei der Anteil an gefördertem Wohnraum, der fest im Konzept des Quartiers verankert ist.

„Parkstadt Karlshorst“: Wohnungen in Berlin zum Teil bezogen

Die Nachfrage nach den Wohnungen in der „Parkstadt Karlshorst“ sei hoch. Die meisten Wohnungen sind verkauft, vermietet und bezogen. Vor allem eine gute Anbindung soll laut Bonava das Quartier attraktiv machen: doch genau da hakt es. In Sachen Verkehr bleibt die Vision von der gut angebundenen „Parkstadt Karlshorst“ auf halber Strecke stehen. Zwar fahren zwei Tramlinien – doch die erhoffte Straßenbahnlinie 22 lässt weiter auf sich warten. Der Bau eines Kehrgleises am Blockdammweg stockt wegen fehlender Umweltgutachten.

Die Parkstadt Karlshorst soll umfassende begrünt werden.
Die Parkstadt Karlshorst soll umfassende begrünt werden.Visualisierungen: Bonava

Der S-Bahnhof Karlshorst? Nicht direkt erreichbar. Auch die Strecke zum Bahnhof Ostkreuz? Ein jahrelanges Problem. Für viele Bewohner ein echtes Ärgernis. Denn wer nicht zufällig direkt an der Linie 21 wohnt – die zudem nur im 20-Minuten-Takt fährt –, ist aufgeschmissen.

Dabei hatte das Projekt große Ziele. „Das Projekt ist angelehnt an den Reformwohnungsbau aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts“, sagt Architekt Dominik Krohm. Große Areale, effiziente Grundrisse, viel Grün, energetisch optimierte Gebäude – sogar E-Ladestationen in der Tiefgarage sind vorgesehen. Die Wohnhäuser sind als Effizienzhaus 55 konzipiert, Dachbegrünungen sollen das Mikroklima verbessern.

Viele neuen Wohnungen für Berlin, aber noch ist „Parkstadt Karlshorst“ nicht komplett

Doch auch das eigentliche Zentrum des Quartiers – ein Wohngebietszentrum mit Supermarkt, Café, Einzelhandel und medizinischer Versorgung – lässt auf sich warten. Und das seit Jahren. Obwohl das Versorgungszentrum von Anfang an Teil des „Modellprojekts“ war, wurde der Baustart erneut verschoben. Diesmal bis März 2026. Die Begründung: gestiegene Baukosten.

„Alles, was Geld bringt, ist realisiert worden und alles, was Geld kostet, wird auf die lange Bank geschoben“, kritisiert der SPD-Abgeordnete und Ex-Senator Andreas Geisel. Die Antwort des Senats auf seine Anfrage bestätigt, was viele schon geahnt hatten: Der schöne Schein hat Risse bekommen. Und das nicht nur beim Bau.