Im Skandal um Veruntreuung durch den Vorstand des Bezirksverbandes der Pankower Gartenfreunde war das Ausmaß der kriminellen Mauscheleien lange Gesprächsthema an den Gartenzäunen. Nun liefert ein Bericht der Berliner Morgenpost (hinter Bezahlsperre) neue Details. Die Zeitung zitiert aus einem Bericht des eingesetzten Insolvenzverwalters – und der förderte Erschreckendes zutage.
Ausufernde Personalkosten, gezahlt an Verwandte und Bekannte, macht der Verwalter ausfindig und attestiert dem Verband, dem Tausende Kleingärtner in Pankow ihre jährlichen Pachten anvertrauten, eine desolate Situation.
„Allein die Personalkosten hatten in den letzten Jahren vor der Antragstellung ein Ausmaß angenommen, das nicht ansatzweise mit der Ertragssituation des Schuldners in Einklang stand“, heißt es laut dem Morgenpost-Bericht von Insolvenzverwalter Torsten Martini.
Über 10.000 Euro Gehalt kassiert
Demnach liste er Zahlungen in Höhe von rund 800.000 Euro für das Jahr 2020 auf, für das Jahr 2021 wurden 982.000 Euro an Personalkosten abgerechnet. Bei sieben Mitarbeitern ergibt das knapp 11.700 Euro pro Person. In vergleichbaren Vereinen belaufen sich die Personalkosten auf 200.000 bis 300.000 Euro im Jahr.
„Allein durch diese ‚offiziellen‘ Gehaltszahlungen wurde die Einkünfte des Vereins vollumfänglich aufgezehrt“, schreibt Martini laut Morgenpost.
Allein in den Geschäftsjahren 2020 und 2021 sei mit den weiteren Ausgaben zusammen ein Defizit von 600.000 Euro entstanden. Die Untersuchung der restlichen Jahre läuft noch, es ist also davon auszugehen, dass das Minus noch größer wird.
Mit dem Geld der Kleingärtner gearbeitet
Die Berliner Morgenpost zitiert den Insolvenzverwalter, der nach eigenen Angaben die Möglichkeit hatte, die zuständige Vorstandsvorsitzende zu den Vorwürfen zu befragen: Sie habe die ausufernden Kosten eingeräumt und gleichzeitig auf den restlichen Vorstand verwiesen, der die Kosten abgesegnet habe. Weiterhin habe die Vorstandsvorsitzende zugegeben, Pachten „seit Jahren“ vereinnahmt und erst später bei Fälligkeit an die Grundstückseigentümer weitergeleitet zu haben. Mit dem Geld habe man in der Zwischenzeit „gearbeitet“.
Erschwerend für das Insolvenzverfahren kommt hinzu, dass bis heute wesentliche Unterlagen wie Pachtverträge nicht zugänglich und verschwunden sind.

Dass die Verbandsabgabe für die Kleingärtner in Pankow noch 2022 von 70 auf 130 Euro erhöht wurde, führt Martini darauf zurück, dass damit finanzielle Engpässe vermieden werden sollten. Weil die Pachtgelder nicht ordnungsgemäß an die Eigentümer der Flächen weitergegeben wurden, wurde in der Anlage Alte Baumschule bereits eine Kündigung durch den Eigentümer ausgesprochen.
Kleingärten, die sich auf Grundstücken befinden, die dem Land Berlin und der Kirche gehören, haben zumindest die zugesicherte Aussage, dass ein Erhalt der Kleingärten angestrebt wird. Dies kann aber nur mit einer Sanierung des Kleingartenverbandes Pankow geschehen. Eine Mammutaufgabe, zumal es an Personal fehlt, das bereit wäre, den Scherbenhaufen zu übernehmen.