Auf Festival in Neuruppin

Ostrock-Sensation: Drei DDR-Bands und eine Puhdys-Legende sind wieder da!

Ende Juni startet in Neuruppin ein gigantisches Ostrockfestival. An den zwei Tagen werden nicht nur Bands wie Silly auf der Bühne stehen. Auch Stars, die wir lange nicht gesehen haben, wollen kommen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Erkennen Sie ihn wieder? Er ist eine Legende des Ostrocks und bald wieder auf der Bühne zu sehen: Gunther  Wosylus, der 1969 bis 1979 bei den Puhdys am Schlagzeug saß.
Erkennen Sie ihn wieder? Er ist eine Legende des Ostrocks und bald wieder auf der Bühne zu sehen: Gunther Wosylus, der 1969 bis 1979 bei den Puhdys am Schlagzeug saß.Frank Sorge/imago

Dieser Sommer lässt es für Ostrock-Fans richtig krachen. Denn sie erwartet eine Mega-Sensation: Nach sehr langer Zeit treten drei DDR-Bands und eine Puhdys-Legende wieder auf. Ende Juni werden  sie ihr Comeback feiern – auf dem Open-Air-Festival „Klassentreffen der Ostmusik“ in Neuruppin (Brandenburg)!

„Zeit, die nie vergeht“ möchte man bei dieser Hammer-Nachricht gleich singen. Den legendären Song, mit dem die DDR-Band Perl vor 40 Jahren einen Mega-Hit landete. Allerdings war dann auch bald Schluss, nachdem bereits ihr Frontmann und Sänger Michael Barakowski (starb 2018) nach dem Volltreffer die Combo verlassen hatte.

Sven Hertrampf (Sohn von Puhdys-Gitarrist Dieter „Quaster“ Hertrampf) war als Schlagzeuger in der Band. Er erzählt dem KURIER, dass er in der Corona-Zeit begann, Perl wieder aufleben zu lassen. Mit Sänger Wolfgang Franke und Keyboarder Steven Hofmann gab es bisher nur kleine Auftritte. „Doch nun feiern wir bei dem Festival ,Klassentreffen der Ostmusik‘ unser Comeback vor großem Publikum“, sagt Hertrampf.

Sven Hertrampf und Wolfgang Franke machen mit Perl weiter.
Sven Hertrampf und Wolfgang Franke machen mit Perl weiter.Norbert Koch-Klaucke

Das Spektakel soll eine Art Woodstock des Ostrocks werden. Auf dem Hangar 321 in Neuruppin, wo einst sowjetischen Truppen einen Militärflughafen hatten, findet am 27. und 28. Juni das Freiluft-Festival „Klassentreffen der Ostmusik“ statt. Etwa 15 Bands wie Silly, Rockhaus, Karussell, Stern-Combo Meißen, Berluc, Modern Soul Band sind dabei.

„Zeit, die nie vergeht:“ DIESE DDR-Band gibt es wieder

Und Perl freut sich, gleich am ersten Festivaltag (27. Juni) dort kräftig mitzumischen. Eigentlich müsste ja Sven Hertrampf bei diesem Treffen der Ostrock-Legenden seinen Vater „Quaster“ mit dazu holen. „Hätte ich auch“, sagt der Junior. Doch der Vater hat da andere Termine. Und dann verrät Sven Hertrampf, dass mit Perl doch eine Puhdys-Legende auf der Bühne stehen wird, die die Fans lange nicht mehr gesehen hat.

Die Band Perl, schon ohne ihren einstigen Frontmann MIchael Barakowski
Die Band Perl, schon ohne ihren einstigen Frontmann MIchael BarakowskiSven Hertrampf/privat

Die Rede ist von Gunther Wosylus (79). Er saß von 1969 bis 1979 am Schlagzeug der Puhdys. „Gunther hatte damals auf meine Bitte den Perl-Hit ,Zeit, die nie vergeht‘ in seinem Studio produziert“, sagt Sven Hertrampf. „Und den Hit werden wir mit ihm auf diesem Festival auch spielen.“

NO 55: Auch diese DDR-Band tritt beim Ostrock-Festival auf

Auf dem Ost-Woodstock in Neuruppin feiert auch NO 55 ihr Comeback. Als es 1979 Streitereien bei City („Am Fenster“) gab, setzten sich Geiger Georgi Gogow und Gitarrist  Gisbert Piatkowski ab und gründeten ihre eigene Band. NO 55 – der Name spielte auf die alte Ostberliner Postleitzahl für Prenzlauer Berg an, in dem Gogow wohnte.

Die City-Gegenspieler räumten in der DDR ganz schön ab. Zwei Alben brachten sie heraus, traten vor West-Stars wie Joe Cocker auf, als dieser 1988 in Ostberlin auftrat. Ein Jahr später löste sich NO 55 auf.

„Kopf oder Zahl“ hieß das erste Album von NO 55, das 1983 erschien. Auf dem Cover ist links noch Herbert Junck als Schlagzeuger zu sehen. Er ging später zu Silly, starb 2005)
„Kopf oder Zahl“ hieß das erste Album von NO 55, das 1983 erschien. Auf dem Cover ist links noch Herbert Junck als Schlagzeuger zu sehen. Er ging später zu Silly, starb 2005)privat/Amiga

Sänger Frank „Galla“ Gahler hat nun zusammen mit den Festival-Veranstaltern die alte Truppe wieder zusammengetrommelt. „Auf diesem ,Klassentreffen‘ wollten wir nicht fehlen“, sagt der Musiker dem KURIER. „Bereits vor sechs Jahren, bei meinem 60. Geburtstag hatten wir eine einmalige Reunion.“

Ob der NO 55-Auftritt bei dem Ostrock-Festival (27. Juni) auch wieder nur einmalig ist? „So ist es geplant“, sagt Gahler. „Aber man weiß ja nie was am Ende passiert.“

Dirk Zöllner wird für für das Ostrock-Festival seine Band Chicorée wieder auf die Bühne bringen.
Dirk Zöllner wird für für das Ostrock-Festival seine Band Chicorée wieder auf die Bühne bringen.Andreas Weihs/imago

Auch das Comeback der nächsten Band soll nur für das „Klassentreffen der Ostmusik“ in Neuruppin stattfinden. Dirk Zöllner lässt für dieses Festival seine Band Chicorée wieder aufleben. 1985 wurde sie gegründet, machte sich als Funk-Band bei den Fans beliebt. Doch nach etwa zwei Jahren war Schluss.

Der größte Hit der Band war „Käfer auf’m Blatt“. Der Song darf natürlich auf diesem Festival nicht fehlen. Zöllner: „So steht Chicorée aus diesem Anlass wieder auf der Bühne, zumal es die Band ja auch länger in der DDR gab als ,Die Zöllner‘.“ Am 28. Juni haben Chicorée ihren einmaligen Auftritt in Neuruppin.