Wer hat das geplant?

Neuer Zoff: Umstrittener Fahrradtresen ist nur noch zu Fuß erreichbar

Seit Jahren erhitzt der Fahrradtresen in Berlin-Kreuzberg die Gemüter. Inzwischen dürfen Radfahrer nicht mehr an ihn heranfahren.

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Der umstrittene Fahrradtresen von Berlin-Kreuzberg Ende Oktober 2025.
Der umstrittene Fahrradtresen von Berlin-Kreuzberg Ende Oktober 2025.KM

Der Ärger um den umstrittenen Fahrradtresen in der Skalitzer Straße in Berlin-Kreuzberg reißt nicht ab. Seit Jahren bringt der Tresen die Berliner auf die Palme. Der Bezirk gestaltete das Areal immer wieder um. Nicht zum Besseren. Jetzt gibt es eine neue Posse aus dem Tollhaus der Amtsplanung: Der Fahrradtresen ist für Fahrräder nicht mehr zu erreichen.

Wer hat sich diesen Quatsch nur ausgedacht, fragt sich Ratai jedes Mal, wenn er an dem Fahrradtresen vorbeiläuft. Der Schüler aus Kreuzberg kann es nicht fassen, dass Berlin seine Ressourcen für so ein Möbelstück vergeudet. „Absoluter Schwachsinn“, sagte er dem KURIER.

Einen Radfahrer hat der Jugendliche dort noch nicht gesehen. Und das hat möglicherweise seinen Grund. Radfahrer dürfen nämlich gar nicht mehr an den Tresen heranfahren. Der Platz nahe dem U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof wurde so umgestaltet, dass er jetzt nur noch begehbar ist. Das Fahrradsymbol auf dem Eingangsschild ist rot durchgestrichen, das Gelände gilt nun als „Geschützte Grünanlage“.

Kurios ist der Eingang für Radfahrer ohnehin gewesen. Wenn man den Tresen ansteuern wollte, rollte man schnell mal über die ein Meter lange Reihe von Stolpersteinen, das ist eigentlich nicht so gedacht gewesen, aber fast unumgänglich.

Das Schild zeigt klar: Radfahren ist hier verboten.
Das Schild zeigt klar: Radfahren ist hier verboten.KM

Inzwischen ist der Fahrradtresen so mit Stickern zugeklebt und mit Graffiti beschmiert, dass auch Spaziergänger sich dort nur ungern aufhalten. Im Sommer ist der Platz oft von Obdachlosen belegt, die mit dem Gelände scheinbar weniger Berührungsängste haben.

Diese Stolpersteine liegen direkt am Eingang. Für Radfahrer kaum zu sehen.
Diese Stolpersteine liegen direkt am Eingang. Für Radfahrer kaum zu sehen.KM

Vor drei Jahren amüsierte sich erstmals der Bund der Steuerzahler (BdSt) über den feuerwehrroten Stehtisch für Radfahrer, und er wollte vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg wissen, was das Teil gekostet habe. „Nach Angaben der Verwaltung beliefen sich die Kosten für den Fahrradtresen inklusive Planung, Fundament und Einbau auf 8300 Euro“, so der Steuerzahlerbund.

Fahrradtresen kostete bereits Unsummen

Laut zuständiger Behörde handle es sich bei dem Fahrradtresen „um die Erprobung eines innovativen Elements bei der Gestaltung von Grünanlagen und sei im Kontext der umfassenden Neugestaltung der Grünanlage Skalitzer Straße zu betrachten“.

Für einen Tweet im Internet handelte sich der Bezirk allerdings einen echten Wutsturm ein. Die Kommentare reichen von „Sinnlose Geldverschwendung! Hat das Bezirksamt keine vordringlichsten Aufgaben zu bewältigen?“ oder auch „Ein tolles, neues Beispiel für Steuerverschwendung in unserer Heimatstadt!“, bis hin zu „Kann man da auf dem Sattel direkt ein Bier bestellen oder was ist der Plan?“

Der Berliner BdSt-Vorsitzende Alexander Kraus testete den Fahrradtresen mit Rad und zeigte sich ratlos.
Der Berliner BdSt-Vorsitzende Alexander Kraus testete den Fahrradtresen mit Rad und zeigte sich ratlos.ARD

Mittlerweile wurde der Tresen verlängert, und das, obwohl dort Radfahrern ein Bier niemals angeboten wurde. Laut Steuerzahlerbund betragen die Gesamtkosten bisher 22.500 Euro. Dafür hätte man allerdings jede Menge Bänke aufstellen können.