Der Ärger um den umstrittenen Fahrradtresen in der Skalitzer Straße in Berlin-Kreuzberg reißt nicht ab. Seit Jahren bringt der Tresen die Berliner auf die Palme. Der Bezirk gestaltete das Areal immer wieder um. Nicht zum Besseren. Jetzt gibt es eine neue Posse aus dem Tollhaus der Amtsplanung: Der Fahrradtresen ist für Fahrräder nicht mehr zu erreichen.
Wer hat sich diesen Quatsch nur ausgedacht, fragt sich Ratai jedes Mal, wenn er an dem Fahrradtresen vorbeiläuft. Der Schüler aus Kreuzberg kann es nicht fassen, dass Berlin seine Ressourcen für so ein Möbelstück vergeudet. „Absoluter Schwachsinn“, sagte er dem KURIER.
Einen Radfahrer hat der Jugendliche dort noch nicht gesehen. Und das hat möglicherweise seinen Grund. Radfahrer dürfen nämlich gar nicht mehr an den Tresen heranfahren. Der Platz nahe dem U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof wurde so umgestaltet, dass er jetzt nur noch begehbar ist. Das Fahrradsymbol auf dem Eingangsschild ist rot durchgestrichen, das Gelände gilt nun als „Geschützte Grünanlage“.
Kurios ist der Eingang für Radfahrer ohnehin gewesen. Wenn man den Tresen ansteuern wollte, rollte man schnell mal über die ein Meter lange Reihe von Stolpersteinen, das ist eigentlich nicht so gedacht gewesen, aber fast unumgänglich.

Inzwischen ist der Fahrradtresen so mit Stickern zugeklebt und mit Graffiti beschmiert, dass auch Spaziergänger sich dort nur ungern aufhalten. Im Sommer ist der Platz oft von Obdachlosen belegt, die mit dem Gelände scheinbar weniger Berührungsängste haben.

Vor drei Jahren amüsierte sich erstmals der Bund der Steuerzahler (BdSt) über den feuerwehrroten Stehtisch für Radfahrer, und er wollte vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg wissen, was das Teil gekostet habe. „Nach Angaben der Verwaltung beliefen sich die Kosten für den Fahrradtresen inklusive Planung, Fundament und Einbau auf 8300 Euro“, so der Steuerzahlerbund.
Fahrradtresen kostete bereits Unsummen
Laut zuständiger Behörde handle es sich bei dem Fahrradtresen „um die Erprobung eines innovativen Elements bei der Gestaltung von Grünanlagen und sei im Kontext der umfassenden Neugestaltung der Grünanlage Skalitzer Straße zu betrachten“.
An der Blockspitze Skalitzer-/Oranienstraße wurde ein #Fahrradtresen aufgestellt. Es handelt sich hierbei um einen #Prototypen. Wir freuen uns über #Feedback zur Nutzung & Gestaltung hier als Kommentar, über https://t.co/quotAn4T9I oder per Mail an luisenstadt@stattbau.de #Xhain pic.twitter.com/BwrZq70ZAU
— Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg (@BA_Xhain) October 28, 2022
Für einen Tweet im Internet handelte sich der Bezirk allerdings einen echten Wutsturm ein. Die Kommentare reichen von „Sinnlose Geldverschwendung! Hat das Bezirksamt keine vordringlichsten Aufgaben zu bewältigen?“ oder auch „Ein tolles, neues Beispiel für Steuerverschwendung in unserer Heimatstadt!“, bis hin zu „Kann man da auf dem Sattel direkt ein Bier bestellen oder was ist der Plan?“



