Falsche Plakate

Mega-Panne vor DDR-Messe: Keine Ostpro in Berlin? „Doch – wir sind da!“

Falsche Plakate, echte Aufregung – Ostpro-Chefin Ramona Oteiza erlebt Reklame-GAU kurz vor Messestart!

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Ostpro-Chefin Ramona Oteiza (66) erlebte den Reklame-GAU vor dem Messestart. Im  Hintergrund laufen die Aufbauarbeiten der Ostpro in der Tribünenhalle auf der Trabrennbahn Karlshorst.
Ostpro-Chefin Ramona Oteiza (66) erlebte den Reklame-GAU vor dem Messestart. Im Hintergrund laufen die Aufbauarbeiten der Ostpro in der Tribünenhalle auf der Trabrennbahn Karlshorst.Norbert Koch-Klaucke

So eine Mega-Panne gab es noch nie vor der Ostpro. Und jeder kann sie leider sehen, der unter anderem auf Hauptstraßen im Berliner Osten unterwegs ist. Dort sind auf XXL-Reklameträgern Riesenplakate, die für die Ostpro werben – allerdings für die DDR-Schau in Erfurt (erst im November) und nicht für die jetzige in Berlin. Findet an diesem Wochenende etwa nicht die angekündigte  Ostproduktemesse auf der Trabrennbahn Karlshorst statt?

Der KURIER schaute vor Ort nach – am Donnerstag, 10 Uhr, 24 Stunden vor der geplanten Messeeröffnung am 24. Oktober. Auf dem Vorfeld der Trabrennbahntribüne und in der Tribünenhalle ist die Hölle los. Händler sind mit Lastern und Transportern da, laden ihre Waren ab, bauen ihre Stände auf. Ostpro-Chefin Ramona Oteiza (66) kommt uns entgegen: „Egal, was auf Plakaten steht: Wir sind da – die Ostpro in Berlin findet statt.“ Oteiza ist erleichtert, das alle 60 Aussteller gekommen sind. Stunden zuvor war das nicht so sicher.

Sorgte für Verwirrung: Das falsche Großplakat, das für die Ostpro in Erfurt wirbt, hing sogar an der Trabrennbahn Karlshort, wo jetzt die Berliner Ostpro stattfindet.
Sorgte für Verwirrung: Das falsche Großplakat, das für die Ostpro in Erfurt wirbt, hing sogar an der Trabrennbahn Karlshort, wo jetzt die Berliner Ostpro stattfindet.privat

Da erhielt sie die Nachricht von den Großplakaten, die für die Ostpro in Erfurt statt für die in Berlin werben. Eines ist unter anderen so zehn Tage lang an der Märkischen Allee zu sehen. Sie befinden sich in einem speziellen riesigen Rollwerbeträger, können daher nicht so einfach ausgetauscht werden. Wechseln konnte man ganz schnell das Großwerbeplakat für Erfurt, das ausgerechnet an der Trabrennbahn Karlshorst hing, wo jetzt die Berliner Ostpro vom 24. bis zum 26. Oktober stattfindet.

Ostpro Erfurt statt Berlin: Plakate für DDR-Messe verwechselt

„So etwas ist in meiner 34-jährigen Ostpro-Geschichte noch nie passiert“, sagt Messe-Chefin Oteiza. „Da gönne ich mir einmal etwas Gutes, werbe zum ersten Mal an sechs wichtigen Stellen in Berlin mit Großplakaten, Kosten etwa 900 Euro pro Plakat, und dann werden die falschen aufgehängt. Im Lager einer Reklamefirma wurden sie verwechselt.“

Die Firma ist dabei, die Plakate auszuwechseln wo es geht, und den entstandenen Schaden zu ersetzen, so die Messe-Chefin. Dennoch: Bei Ramona Oteiza lagen die Nerven blank. „Ich bekam ja Anrufe, vor allem von Händlern, die verunsichert waren und fragten, ob die Ostpro in Berlin nun ausfällt.“

Auf der Ostpro präsentiert René Mammitzsch die Kult-Schokolade von Rotstern.
Auf der Ostpro präsentiert René Mammitzsch die Kult-Schokolade von Rotstern.Norbert Koch-Klaucke

Doch sie findet statt. Darüber sind Händler wie René Mammitzsch (58) froh. Der Berliner vertritt auf der Ostpro unter anderem die DDR-Schokoladenmarke „Rotstern“.  Schokotafeln mit Sandmannbildern, Waffelröllchen, Adventskalender: Alles, was bei Ostprodukte-Fans beliebt ist, hat er dabei. Nur nicht die kultigen Mokka-Bohnen von Rotstern. „Es ist die erste Ostpro ohne sie“, sagt Mammitzsch. Warum? „Kakao und Kaffee sind auf dem Weltmarkt teurer geworden – offenbar das Aus für die Mokkabohnen.“

Die gestiegenen Kakaopreise machen auch vor Ostschokolade nicht halt. Vor Corona kostete eine 100-Gramm-Tafel von Rotstern zwischen 69 und 99 Cent, so der Händler. „Heute sind es 2,49 bis 2,99 Euro.“

Ostpro in Berlin: Zum ersten Mal gibt es keine Mokka-Bohnen!

Keine Mokka-Bohnen – dafür feiert der Konsum in Berlin sein Comeback, allerdings nur auf der Ostpro. Zahnbürsten, Zahnseiden mit dem K-Symbol sind im Angebot – aber auch Konsum-Gin und Konsum-Likör. „Auf die Idee kam man in einem Hotel, das zum Konsum-Zentralverband gehört. Da fand man in einem Keller alte Kesselanlagen, aus denen man nun diese edlen Getränke herstellt“, sagt Händler Mammitzsch, der auch für diese Ostprodukte zuständig ist.

Andrea Streit (54) hat auf der Ostpro beim Aufbau des DDR-Ladens das Sagen. Auch hier trifft man auf alte Bekannte im neuen Look – etwa Mini-Wecker der DDR-Uhrenmarke Ruhla. Richtig nostalgisch wird es dagegen bei Frank Arndt (81) und seinem Wendeladen. Er hat Originalgeschirr aus dem Palast der Republik im Angebot – gut geeignet als Weihnachtsgeschenk.

Dirk Baumgarten sorgt mit seinen Kerzen für Weihnachtsstimmung auf der Ostpro.
Dirk Baumgarten sorgt mit seinen Kerzen für Weihnachtsstimmung auf der Ostpro.Norbert Koch-Klaucke

Da kommen wir bei Dirk Baumgarten (63) aus Chemnitz, der mit seinen selbstgemachten Weihnachts- und Adventskalenderkerzen schon für Weihnachtsstimmung auf der Ostpro sorgt. Und wer denkt, Strümpfe für Damen und Herren sind ein typisches Notgeschenk, der hat die farbenfrohen Strümpfe noch nicht gesehen, die seit den 90erJahren von der in Chemnitz gegründeten Firma Sympatico hergestellt werden. Lutz Machacek (51) alias Socken-Lutz aus Nauendorf bei Halle hat sie im Angebot.

Kunterbunte Damenstrümpfe aus dem Osten: Lutz Machacek alias Socken-Lutz hat sie auf der Ostpro im Angebot.
Kunterbunte Damenstrümpfe aus dem Osten: Lutz Machacek alias Socken-Lutz hat sie auf der Ostpro im Angebot.Norbert Koch-Klaucke

Zum Schluss des KURIER-Rundganges gibt es bei der Ostpro noch etwas aus dem Osten, das nicht aus DDR-Zeiten stammt: Die köstlichen Marmeladen aus Erdbeeren oder Blutorangen, die Andrea Paradowski (55) aus Neuenhagen ohne Zucker herstellt.  Seit 2013 gibt es ihre One-Woman-Firma Misanja, die sie mit Hilfe ihres Mannes und ihrer Tochter aufbaute. Vorher war die Paradowski Vermessungstechnikerin. Warum sie nun Marmelade einkocht, Bonbons, Tee- und Gewürzsorten verkauft? „Ich wollte etwas machen, was Spaß macht“, sagt sie.

Die Ostpro auf de Trabrennbahn Karlshorst (Tram-Haltestelle Treskowallee/Ehrlichstraße): 24.-26.10.2025 tgl. von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt: 3 Euro, freier Eintritt für Kinder bis zehn Jahre