Chaos wie am BER?

Neue Idee: Im Bürgeramt sollen Berliner bald wie am Flughafen einchecken

Man kann nur hoffen, dass die Bürgerämter dabei nicht auf Methoden des Hauptflughafens BER zurückgreifen. Denn dort klappen die Abläufe erst recht nicht.

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Ein Programm für den „Bürgeramt CheckIn“ wird während eines Pressetermins in Berlin vorgestellt.
Ein Programm für den „Bürgeramt CheckIn“ wird während eines Pressetermins in Berlin vorgestellt.Christoph Gollnow/dpa

Bürgerämter sind DIE Peinlichkeit Berlins. In den seltensten Fällen funktioniert was. Auf Papiere, die man dringend benötigt, wartet man manchmal Monate. Der Ärger bei Berlinerinnen und Berlinern ist groß, der Frust sitzt tief. Auch darum will die Verwaltung jetzt gegensteuern und ungewöhnliche Wege gehen.

Beim Besuch eines Bürgeramtes soll Berlinerinnen und Berlinern künftig vieles leichter gemacht werden. Das Schlagwort lautet: Einchecken wie am Flughafen. Man kann nur hoffen, dass die Verwaltung dabei nicht auf die Methoden des Hauptflughafens BER zurückgreift. Denn dort klappen die Abläufe erst recht nicht.

Nun aber soll  auf Bürgerämtern alles besser werden. Das gilt sowohl für das Beantragen und Abholen von Ausweis-Dokumenten als auch mit Blick auf die technische Ausstattung, wie die Staatssekretärin für Verwaltungsmodernisierung, Martina Klement, am Dienstag bei der Vorstellung des Pilotprojekts „Bürgeramt der Zukunft“ in Berlin-Kreuzberg ankündigte.

Berlin: Eine Auszubildende erklärt während des Pressetermins einen Teil des Projekts „Bürgeramt der Zukunft“.
Berlin: Eine Auszubildende erklärt während des Pressetermins einen Teil des Projekts „Bürgeramt der Zukunft“.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Dazu gehören unter anderem Terminals für das „Self-Check-in“ für die Anmeldung ähnlich wie am Airport und sogenannte Self-Service-Terminals, die Bürgerinnen und Bürger eigenständig für Informationen und Dienstleistungen nutzen können.

Auch kostenloses Wlan künftig im Bürgeramt

Im Bürgeramt der Zukunft soll kostenloses Wlan etwa für die Zeit im Warteraum zur Verfügung stehen und auch Handy-Ladestationen, wie der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Oliver Nöll, erklärte. Es sind Fotostationen geplant, an denen kostenfrei digitale biometrische Fotos für Ausweise direkt im Bürgeramt gemacht werden können. Außerdem ist vorgesehen, dass Dokumente auch außerhalb der Öffnungszeiten in einer Ausgabebox abgeholt werden können.

Ein modernes Wegeleitsystem soll außerdem die Orientierung im Wirrwarr der einzelnen Behörden-Abteilungen erleichtern, mit dem Besucherinnen und Besucher durchs Gebäude geleitet werden. Bis all das Berliner Verwaltungsalltag ist, dauert es noch.

Das Pilotprojekt ist auf vier Jahre befristet. Die einzelnen Elemente sollen zunächst im Ausbildungsbürgeramt in Friedrichshain-Kreuzberg schrittweise bis voraussichtlich Ende 2025 eingeführt werden. Was sich bewährt, solle aber möglichst schnell auch in andere Bürgerämter übernommen werden, sagte Klement.

Warum es auf Berlins Bürgerämtern seit Jahren knirscht, ist nicht pauschal zu beantworten. Es gibt aber eine Reihe von Gründen:

Hohe Nachfrage: Berlins Bürgerämter sind oft stark frequentiert, da sie eine Vielzahl von Dienstleistungen anbieten, wie z.B. Ausweisbeantragung, Passanträge, Anmeldung von Wohnsitzänderungen usw. Die hohe Nachfrage vor allem durch die vielen Zuzügler in der Stadt führt zu längeren Wartezeiten und beeinträchtigt die Effizienz.

Büregerämter klagen über Personalmangel

Personalmangel: Ein Mangel an ausreichendem Personal merkt man sofort. Wenn nicht genügend Mitarbeiter vorhanden sind, um die Anfragen der Bürger zu bearbeiten, führt dies unweigerlich zu längeren Wartezeiten und ineffizienten Abläufen.

Komplexe Bürokratie: Die Verwaltungsvorgänge auf Bürgerämtern sind oft komplex, insbesondere wenn es um rechtliche Anforderungen, Datenschutzbestimmungen und verschiedene Formulare geht. Dies verlängert die Bearbeitungszeit und stellt die Mitarbeiter vor Herausforderungen.

Technische Probleme: Bürgerämter verwenden oft veraltete IT-Systeme zur Verwaltung von Daten und zur Bearbeitung von Anträgen. Technische Probleme wie Systemausfälle, langsame Computer oder Softwarefehler können den Workflow stören.

Mangelnde Schulung: Unzureichende Schulung der Mitarbeiter in Bezug auf die Nutzung der verwendeten Software, die Anwendung von Gesetzen und Vorschriften sowie den Kundenservice beschleunigt Fehlverhalten und führt zu Verzögerungen.

Kommunikation: Eine schlechte Kommunikation zwischen den Mitarbeitern, zwischen verschiedenen Abteilungen oder mit den Bürgern selbst provoziert viele Missverständnisse.

Budgetbeschränkungen: Begrenzte finanzielle Mittel machen Berlins Bürgerämter seit Jahren zu schaffen.