Olympische Spiele

München will Olympia: Warum fragt eigentlich keiner die Berliner?

Irgendwann sollen die Olympischen Spiele wieder nach Deutschland kommen. In München ist man sehr dafür. Hätte Berlin auch Lust auf das Sportfest?

Author - Kay Schöphörster
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Das Berliner Olympiastadion. Wird hier in einigen Jahren wieder um olympische Medaillen gekämpft?
Das Berliner Olympiastadion. Wird hier in einigen Jahren wieder um olympische Medaillen gekämpft?Paul Zinken/dpa

Die Münchener Bürger sind Olympia-Fans. Am Sonntag sprachen sie sich in einer Volksabstimmung dafür aus, dass die bayerische Landeshauptstadt sich für die Ausrichtung der Spiele bewerben möge. 2036, 2040 oder 2044 soll es dann soweit sein. Wieder Olympische Spiele in Deutschland. Und Berlin? Auch die Hauptstadt will sich bewerben, ebenso wie Hamburg und die Region Rhein-Ruhr in NRW. Nur abstimmen dürfen die Berliner nicht, ob sie die Spiele überhaupt haben wollen.

Warum also werden die Berliner nicht gefragt? Hat man Zweifel an der Sport- und Olympiabegeisterung der Berliner. Überhaupt nicht, ist sich der Senatsbeauftragte der Berliner Olympiabewerbung, Kaweh Niroomand, sicher. In Berlin ist eine Bürgerbefragung in der Landesverfassung nicht vorgesehen. Es werde aber ein Bürgerbeteiligungsverfahren geben, um die Stimmung in der Stadt auszuloten.

Berliner Olympiapläne – Dialog statt Urnengang

„Wir werden eine Volksinitiative durchführen, wo wir im Prinzip die Volksvertreter im Parlament auffordern werden, sich mit diesem Thema zu befassen und auch sich dazu zu äußern und möglicherweise einen Beschluss zu fassen“, sagt Niroomand. „Zum anderen werden wir ein ausgiebiges Bürgerbeteiligungsverfahren ab dem Beginn des nächsten Jahres in Berlin durchführen, wo wir nicht nur die Berliner bitten, zur Urne zu gehen, sondern in einen Dialog mit uns einzutreten.“

Klingt irgendwie kompliziert. Diskussionsforen soll es geben und Kiezfeste. Ob aber eine geplante Plakat-Kampagne oder Social-Media-Aktionen die Begeisterung für Olympia bei den Berlinern entfachen wird?

Wahlhelfer bereiten die Auszählung der Briefwahl-Unterlagen des Bürgerentscheids zur Bewerbung der Stadt München um Olympische und Paralympische Spiele vor.
Wahlhelfer bereiten die Auszählung der Briefwahl-Unterlagen des Bürgerentscheids zur Bewerbung der Stadt München um Olympische und Paralympische Spiele vor.Sven Hoppe/dpa

Dass die Berliner nicht wirklich gefragt werden, kritisiert so mancher, zum Beispiel Alexander King (BSW), Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus: „Berlin lässt seine Bürger nicht abstimmen. Und damit bleibt letztlich unklar, ob die Berliner Bewerbung überhaupt von der Bevölkerung unterstützt wird. Befragungen sind in der Berliner Verfassung nicht vorgesehen, sagt der Senat. Das ist eine Ausrede. Hätte es den Willen zu einer echten Bürgerbeteiligung gegeben, hätte sich auch ein Weg gefunden.“

Viele Berliner sehen eine Olympiabewerbung kritisch

Und auch die Linke ist anscheinend nicht wirklich (olympia-)begeistert: „Aus den Umfragen der vergangenen Monate wird deutlich, dass die Hälfte der Berlinerinnen und Berliner einer Olympia-Bewerbung kritisch gegenübersteht. Auch im Parlament gibt es – anders als in München – keine breite politische Unterstützung. Das liegt auch daran, dass der schwarz-rote Senat seine Bewerbung bisher lieber ohne breite Beteiligung der Zivilgesellschaft und des Parlaments hinter verschlossenen Türen geplant hat“, moniert Kristian Ronneburg, Sprecher für Sport der Fraktion Die Linke im Abgeordnetenhaus.

Aber vielleicht kann ja der erwartete Olympia-Geldsegen die Menschen überzeugen, hofft Sportfunktionär Niroomand: „Das was die Münchner überzeugt hat, war der Punkt, dass wenn wir Olympia machen, überhaupt diese Gelder und diese Möglichkeiten in unsere Stadt 'reinkommen. Also: Olympia ist eine Chance für Berlin, nicht eine Alternative zur Lösung bestehender Probleme“. Kann der geplagte Berliner nur hoffen, dass zu den bestehenden Problemen in der Hauptstadt nicht noch ein paar olympiaspezifische hinzukommen.

DOSB entscheidet, welche Olympia-Bewerbung ins Rennen geht

Am Ende wird der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) entscheiden, welche Bewerbung ins Rennen geht. Wann und wie dann das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheidet, wird man sehen. Vergeben sind bisher die Spiele 2028 an Los Angeles und 2032 an Brisbane. Es fließt also mit Sicherheit noch viel Wasser die Spree hinunter, bis eventuell die ersten Olympioniken in Berlin auftauchen. (mit dpa)

Liebe Leser, was denken Sie, sollte sich Berlin für die Olympischen Spiele bewerben? Oder ist das nur Geldverschwendung? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!