Seit 50 Jahren im Dienst

Lokführer Klaus Rühmann: Ex-DDR-Monteur ist ein echter S-Bahn-Star

Klaus Rühmanns Zug-Abenteuer dauert schon 50 Jahre. Der Ex-DDR-Monteur hat sich immer Jobs gesucht, bei denen er seinen Führerschein behält.

Teilen
Ex-DDR-Monteur Klaus Rühmann ist seit 50 Jahren S-Bahn-Mitarbeiter und Triebfahrzeugführer.
Ex-DDR-Monteur Klaus Rühmann ist seit 50 Jahren S-Bahn-Mitarbeiter und Triebfahrzeugführer.Jens Kalaene/dpa

Das muss man erst mal schaffen! Ex-DDR-Monteur Klaus Rühmann hat seit 50 Jahren den besten Platz im Zug – ganz vorn. Der 67-Jährige ist ein echtes Urgestein der Berliner S-Bahn. Auch wenn er nicht immer als Lokführer unterwegs war, war eine Sache immer klar: Klaus sitzt hinter dem Steuer! „Ich habe mir innerhalb der S-Bahn immer Tätigkeiten gesucht, bei denen mein Führerschein erhalten bleibt“, verrät er.

Um ihre Lizenz zu behalten, müssen Lokführer mindestens 100 Stunden im Jahr Züge fahren. Wer das nicht direkt im Fahrbetrieb schafft, muss sich das nebenbei organisieren. „Da ist man gut einen Monat weg, das macht nicht jeder mit“, erklärt Klaus. In seiner Rolle als Teamleiter für die Nachwuchslokführer im S-Bahn-Werk Schöneweide hat er aber oft genug die Gelegenheit, selbst zu fahren.

Eigentlich wollte Klaus schon vor zwei Jahren in Rente gehen. Doch seine Chefin bat ihn, noch ein paar Jahre dranzuhängen – und Klaus ließ sich nicht lange bitten. „Meine Arbeit ist mein Hobby“, strahlt er. Noch bis zum Frühjahr 2025 will er weitermachen. Dann geht’s gemeinsam mit seiner Frau in den Ruhestand.

Für den gebürtigen Köpenicker war die Karriere bei der S-Bahn schon zu DDR-Zeiten vorbestimmt. Sein Vater, Onkel und später auch sein Bruder waren Lokführer. „Als kleine Kinder – da waren wir noch nicht in der Schule – sind wir, wenn der Vater gefahren ist, oft in Spindlersfeld aufgestiegen und bis Schöneweide mitgefahren. Dort absteigen, Eis essen und wieder zurück.“

Ex-DDR-Monteur Klaus Rühmann wollte eigentlich schon in Rente gehen

1974, mit 17 Jahren, startete Klaus seine Ausbildung zum Elektromonteur und wurde kurz darauf Triebfahrzeugführer. Wenn die S-Bahn am 8. August ihren 100. Geburtstag feiert, hat Klaus mehr als die Hälfte dieser Zeit miterlebt.

Ex-DDR-Monteur&nbsp;Klaus Rühmann steht auf dem S-Bahnhof Südkreuz.<strong></strong>
Ex-DDR-Monteur Klaus Rühmann steht auf dem S-Bahnhof Südkreuz.Jens Kalaene/dpa

Besonders nach dem Mauerfall hat der Ex-DDR-Monteur viele Veränderungen durchlebt. „Nach der Wende, da hat sich stetig alles geändert, unsere Vorschriften und das Regelwerk.“ Das enge, familiäre Verhältnis auf dem Betriebshof sei heute nicht mehr dasselbe. Trotzdem war die Zeit auch positiv: Die marode DDR-Infrastruktur wurde auf Vordermann gebracht und Klaus konnte neue Streckenabschnitte der Stadt erkunden.

„Also der Tunnel der Nord-Südbahn zum Beispiel, das war meine erste Tat, als Lokführer da hindurchzufahren“, erinnert sich der Ex-DDR-Monteur Klaus. „Ich fahre immer noch sehr gerne Tunnel. In Oranienburg tauchste ein und fährst quasi bis Wannsee. Da merkste gar nicht, wie die Zeit vergeht.“

Auch nach der Rente bleibt Klaus der S-Bahn treu. Im Verein Historische S-Bahn in Erkner fährt der Ex-DDR-Monteur historische Fahrzeuge, die er schon früher im Betrieb gesteuert hat. „Außerdem bin ich auch im Segelverein aktiv, habe ein Haus, zwei Kinder und Enkelkinder. Langeweile habe ich keine.“ ■