Sie kam mit einem Rucksack voller Träume von Kassel (Hessen) nach Berlin. Doch ihr Wunsch vom ganz großen Glück wurde schnell zum Albtraum. Im Gespräch mit dem KURIER rechnet Berlins ehrlichste Polizistin ab. Franziska Marie Schalk: „Die Stadt ist die toxischste Beziehung, die ich je hatte!“
Als Franziska 2021 in die Hauptstadt zog, war sie voller Hoffnung und Tatendrang. „Ich wollte etwas bewirken, die Welt besser machen. Ich war so happy“, schwärmt die 36-Jährige, als der KURIER sie in Berlin-Mitte trifft. Kurz huscht ihr ein Lächeln übers Gesicht. Dann wird sie ernst. „Aber irgendwie kam dann doch alles anders. Berlin hat mich von weiten gerufen und so enttäuscht.“
„Ich wollte kein Opfer mehr sein“: Wie eine LKA-Beamtin sich emotional frei machte
Bei der Wohnungssuche hat sie noch Glück. Die gebürtige Hessin ergattert eine niedliche Altbauwohnung in der Warschauer Straße. Kurz darauf beginnt sie ihren Job beim LKA Berlin in Tempelhof. Spezialgebiet: Rauschgiftkriminalität. „Die großen Haie fangen, die Drogenbosse und Dealer, die mit dem Elend anderer Menschen ihr Geld verdienen, hinter Gittern zu bringen war mein Ziel.“
Doch bald zeigen sich die Schattenseiten der Stadt. Franziska wird durch ihre Arbeit von der Vergangenheit eingeholt. Und ihre ganz persönliche Berliner Horror-Story beginnt. Die Arbeit im Rauschgift-Dezernat weckt Erinnerungen an ihre Kindheit. Franziska wuchs ohne Vater auf, ihre Mutter war heroinabhängig. „Die Spritzen auf dem Tisch waren für mich so normal wie für andere Kinder ihr Spielzeug“, beschreibt sie ihre Kindheit, die tiefe Kerben in ihre Seele hinterließ. Franziska kämpft mir ihren inneren Dämonen.

„Man kann etwas ändern“ – Franziska Schalk über Narzissmus und emotionale Freiheit
Denn: Auch die toxische Beziehung zu ihrem narzisstischen Ex kommt plötzlich wieder hoch: wie sie sich Hals über Kopf verliebte, sich anpasste, sich aufopferte – und dabei selbst verlor. „Wenige wissen, wie tief die Narben nach so einer Verbindung sitzen können. Das Heimtückische ist, dass der Missbrauch oft hinter verschlossenen Türen passiert. Solche Menschen geben sich außen ganz anders, als im privaten.“
Neben ihren inneren Kämpfen muss sich Franziska auch in ihrem neuen Job beweisen. Berlin sei ein heißes Pflaster, sagt sie. „Es ist krass, was die Polizei hier täglich leistet.“ Auch Franziska stößt in dieser Zeit auf den Straßen der Hauptstadt immer wieder an die Grenzen des Erträglichen – beruflich wie privat. „Berlin verstärkt alle Gefühle, gute wie schlechte, die du eh schon hast, noch mal. Und wenn du nicht weißt, wo deine Grenzen sind, ist das eine echte Herausforderung.“
„Wenn man aus einem disfunktionalen Elternhaus kommt, muss man sich fragen, wie definiere ich Liebe und wie habe ich Liebe gelernt.“
Irgendwann bricht etwas in ihr. War es der Geruch von Erbrochenem an Straßenecken? Die immer gleichen sinnlose Partynächte? Oder die Einsamkeit in den endlos grauen Berliner Wintern? Was genau letztendlich den Ausschlag gab, weiß Franziska nicht. Doch ihr wird klar: „Ich will kein Opfer mehr sein.“ Und Franziska fängt endlich an, sich wieder neu zusammenzusetzen.
Für Franziska beginnt der Weg aus den immer gleichen toxischen Schleifen heraus. „Ich kämpfte mich aus ständigen Selbstzweifeln. An der Angst, Fehler zu machen. An der Erschöpfung, die irgendwann normal geworden war.“
In einer toxischen Beziehung lebt man vor allem in Angst
Sie erkennt: „Wenn man aus einem dysfunktionalen Elternhaus kommt, muss man sich fragen, wie definiere ich Liebe und wie habe ich Liebe gelernt. Es gibt zwei Grundemotionen. Liebe und Angst. Ist man in einer toxischen, oder sogar narzisstischen Beziehung, lebt man vor allem in Angst und das hat wenig mit Liebe zu tun“, weiß Franziska heute. „Wenn man zulässt, dass ein Narzisst einen einnimmt, dann macht er das auch. Also, es liegt auch an dir.“ Aushalten, statt was zu ändern, sei fast schlimmer, meint Franziska: „Weil wir dadurch mehr Schmerz erzeugen. Das Neue und Unbekannte, wovor wir Angst haben, ist eigentlich der Weg in die Freiheit.“

Eine Erkenntnis, die schmerzt. Aber auch heilt: „Irgendwann erkannte ich, dass ich nicht das Opfer meiner Beziehung oder meiner Herkunft bin. Ich will nicht meine Kindheit wiederholen. Also entschied ich mich für mich.“
Toxische Beziehungen erkennen – und hinter sich lassen
Heute lebt Franziska ein klares selbstbestimmtes Leben. Sie will ein Vorbild sein für Menschen, die ähnliches erlebt haben, wie sie. Und wie steht’s heute mit ihrer Beziehung zu Berlin? „Ich bin nicht mehr im Widerstand. Aber ich bin auch nicht mehr die, die ich kurz nach meinem Umzug war. An einem schönen Tag liebäugle ich mit der Stadt – aber ich wohne nicht mehr hier und das ist gut so.“
Franziska kommt heute nur noch beruflich nach Berlin, sie arbeitet noch immer beim LKA in Tempelhof. Ihr Glück hat sie woanders gefunden. In Leipzig. Dort lebt sie mit ihrem neuen Lebensgefährten.

- 1. Manipulation & Schuldumkehr – „Du wirst ständig für Probleme verantwortlich gemacht.“
- 2. Kontrolle & Eifersucht – „Dein Freiraum wird eingeschränkt, dein Umfeld schlechtgeredet.“
- 3. Emotionale Achterbahn – „Nähe und Ablehnung wechseln sich ab, du fühlst dich instabil.“
- 4. Isolation – „Du ziehst dich von Freunden & Familie zurück, um Konflikte zu vermeiden.“
- 5. Selbstzweifel – „Dein Selbstwertgefühl sinkt, du erkennst dich selbst kaum wieder.“
- 1. Erkenne deine Muster – „Werde dir bewusst, was dich festhält und warum.“
- 2. Grenzen setzen – „Lerne klar und liebevoll Nein zu sagen.“
- 3. Alte Verletzungen heilen – „Verarbeite emotionale Wunden, z. B. durch Coaching oder Therapie.“
- 4. Selbstliebe stärken – „Sei dir selbst die wichtigste Bezugsperson.“
- 5. Neue Realität wählen – „Triff aktive Entscheidungen für dein Leben – nicht aus Angst, sondern aus Freiheit.“