Berlin kriegt die Bau-Krise voll ab. Statt neuer Etagen sprießt bei einigen Großprojekten vor allem Unkraut aus dem Boden. Überall in der Hauptstadt stocken die Bauprojekte, Baustellen bleiben verlassen, und die Zukunftsvisionen auf den einst strahlenden Bauschildern sind längst verblasst oder verschwunden.
Eine brandneue Analyse des Immobilien-Bewertungsunternehmens Bulwiengesa enthüllt das ganze Ausmaß, schreibt die Tageszeitung „BZ“. : 32,6 Prozent aller geplanten Projekte in Berlin – das entspricht gigantischen 3,6 Millionen Quadratmetern – wurden nicht einmal gestartet! Man sieht nicht mal einen einzigen Bauzaun. Doch das ist nicht alles: Bei weiteren 34,8 Prozent sei der Fertigstellungstermin in weiter Ferne – es hapere bei mehr als einem Drittel der Bauvorhaben, so das Blatt.
Der Hauptgrund? Insolvenz! Ein bundesweiter Trend zeigt sich: Die Bauvorhaben schrumpfen bundesweit um 6,8 Prozent im ersten Halbjahr 2024. Besonders bitter: Im Büro-Bereich herrscht Stillstand – ein dramatischer Rückgang von 9,7 Prozent. Die Baustarts brechen ein: minus 52 Prozent gegenüber den Vorjahren.
Felix Embacher von Bulwiengesa schlägt Alarm: „Der Projektentwicklungsmarkt liegt nach wie vor brach. Besonders problematisch ist der Rückzug im Wohnungsbau – genau dort, wo Neubau die angespannte Wohnungssituation lindern müsste. Dort gehen die Projektflächen um 11 Prozent zurück.“ Seine düstere Prognose: „Die Mieten werden weiter steigen!“
Berlin, die Stadt der toten Baustellen

Hier drei prominente Baustellen, bei denen es momentan hapert:
Projekt „Elements“ in Berlin-Mitte: Was sollte ein Schmuckstück an der Spree werden, ist heute eine Geisterbaustelle. 5000 Quadratmeter Wohnungen, dazu Büros – doch seit Monaten passiert hier so gut wie nichts. Statt Bauarbeitern sieht man nur Wachpersonal. Der Düsseldorfer Entwickler, der hier 150 Millionen Euro investieren wollte, ist pleite. Die Kosten und Zinsen stiegen während der Planung um 25 Prozent. Ob hier jemals wieder gebaut wird? Ein Sprecher wiegelt ab: Es sei beabsichtigt, in Kürze die Bauarbeiten wieder aufzunehmen. Doch wer glaubt das eigentlich noch?

Die Signa-Baustelle „P1“ an der Passauer Straße in Berlin-Schöneberg: Hier stand einst das KaDeWe-Parkhaus. Jetzt gibt es nur noch einen leeren Rohbau und ein Grundstück, das zum Verkauf steht – für mindestens 111,1 Millionen Euro. Die Arbeiter wurden zuletzt im November gesichtet. Ob das thailändische Unternehmen Central Group, das auch das KaDeWe besitzt, hier je ein Hochhaus mit 13 Etagen errichten wird? Ungewiss.

„JaHo“ an der Jannowitzbrücke: Hier halten weiße Rohre eine gigantische Baugrube in Form, die längst zum Mini-See verkommen ist. Geplant ist ein 70-Meter-Büroturm vom Stararchitekten David Chipperfield. Doch statt in den Himmel zu wachsen, tritt das Projekt auf der Stelle. Grund? Ein möglicher Verfahrensfehler – vielleicht waren die Sprechzeiten bei der ursprünglichen Planung zu kurz. Das Ergebnis: Alles muss zurück auf Anfang. Und wenn es irgendwann weitergeht, wird noch mindestens drei Jahre gebaut.
Nur gut, dass der Estrel-Tower in Berlin-Neukölln mit jedem Tag weiter wächst. Geplant sind 176 Meter Höhe! Hier liegen die Arbeiten im Zeitplan, und es darf davon ausgegangen werden, dass der Estrel-Tower auch zu Ende gebaut wird. In Berlin ist eben nicht alles Mumpitz. ■