Steinzeit 2.0

Kreuzberg: Findlinge blockieren Parkplätze

Große Feldsteine blockieren in Kreuzberg an die 40 Autoparkplätze in der Ruhlsdorfer Straße. 

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In der Ruhlsdorfer Straße in Kreuzberg liegen große Findlinge auf den ehemals 37 Parkplätzen.
In der Ruhlsdorfer Straße in Kreuzberg liegen große Findlinge auf den ehemals 37 Parkplätzen.Markus Wächter

Nanu, die kennen wir doch? Wieder liegen in Berlin-Kreuzberg plötzlich große Findlinge auf der Straße herum. Was einst in der Bergmannstraße zu Protesten führte, soll nun in der Ruhlsdorfer Straße die Lösung für ein Problem sein. Und das kommt so:

In der kleinen Sackgasse in der Nähe des Tempelhofer Feldes stehen Bäume, deren Wurzeln den Boden nach oben drücken. Eine Entscheidung musste her: Bäume oder Parkplätze sichern. Das Kreuzberger Bezirksamt votierte für die Bäume. Um die 18 betroffenen Bäume erhalten zu können, müssen 37 Parkplätze weichen. Die Fläche wurde entsiegelt. Und damit  kein Auto irregulär parkt, wurden auf der Fläche die Findlinge platziert. Darüber berichtete zuerst die B.Z.  

Riesige Findlinge sorgten schon in der Bergmannstraße für Ärger

Die Findlinge sind im Bezirk bekannt: nach der ersten umstrittenen Station in der Bergmannstraße wurden sie in der Palisadenstraße zwischengelagert. Nun kommen sie in der Ruhlsdorfer Straße zum Einsatz. 

Auf eine Anfrage des Abgeordneten Timur Husein (43, CDU) teilt das Bezirksamt laut B.Z. mit: Der Umbau kostete 183.000 Euro. Für den Politiker inakzeptabel: „Die Leute, die dort wohnen, waren darauf angewiesen und haben die Plätze hauptsächlich genutzt. Für Familien mit Kindern oder Ältere werden dort Probleme entstehen. Das gehört zum Plan der Grünen, Friedrichshain-Kreuzberg autofrei zu machen.“

Findlinge auf der Fahrbahn der Bergmannstraße. Nun blockieren die Brocken Parkplätze in einer Sackgasse in Kreuzberg. 
Findlinge auf der Fahrbahn der Bergmannstraße. Nun blockieren die Brocken Parkplätze in einer Sackgasse in Kreuzberg. Markus Wächter

Dabei gibt es in Kreuzberg eine rechtliche Grundlage und einen BVV-Beschluss: Ab 2023 seien „jährlich zwei Prozent der im Bezirk vorhandenen Parkfläche zu entsiegeln und zu begrünen“.

Das Bezirksamt gegenüber der B.Z.: „Die Entsiegelungen sichern den Erhalt und verbessern die Situation der vorhandenen Bäume, außerdem bieten sie Versickerungsflächen bei Starkregen.“

Anwohner ärgerlich über die Steine in Kreuzberg

Anwohner hingegen sind nicht begeistert von der Maßnahme. „Ich finde das Projekt an sich sinnvoll, aber so wie es jetzt umgesetzt wurde, ist es miserabel. Es sieht aus wie ein Schulprojekt. Jetzt ist es ein Platz, an dem die Leute ihren Müll liegen lassen. Ich bin für den Erhalt der Bäume, aber nicht so. Es ist weder sinnvoll noch optisch gelungen“, sagte eine Passantin der B.Z. 

Als die Findlinge noch entlang der Bergmannstraße lagen, urteilte die Baukammer damals übrigens: gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Das Platzieren der großen Steinbrocken gegen Falschparker sei ohne Absperrungen und Warnlampen im Dunkeln eine akute Gefährdung der Verkehrsteilnehmer, hieß es in einer Mitteilung der Vereinigung von Bauingenieuren damals. ■