Monate nach der mutmaßlichen Vergewaltigung im Görlitzer Park in Kreuzberg im Sommer 2023 zeichnet sich am heutigen ersten Prozesstag eine mögliche Kehrtwende ab. Überraschend gab der Vorsitzende Richter Thilo Bartl am Donnerstag bekannt, dass es ein neues Beweismittel gibt.
Ein neu aufgetauchtes, sieben Sekunden langes Video hat offenbar erste Zweifel an der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park geweckt. Über das Video berichtete auch das Portal Nius, es soll der Redaktion vorliegen.
Auf dem Video soll demnach zu sehen sein, wie eine junge Frau kniend auf dem Boden Oralverkehr mit einem Mann hat. Daneben stehen weitere Männer und schauen zu. Ein Unbekannter filmt mit seinem Handy die Szene. Brisant: Dieser Mann soll der Ehemann des vermeintlichen Opfers sein.
Eckart Fleischmann, der Anwalt von Osman A. B., einem der drei Angeklagten, sagte der Berliner Zeitung, das Video sei authentisch. Daraus gehe hervor, dass es sich möglicherweise nicht um eine Vergewaltigung, sondern um einvernehmlichen Sex gehandelt habe. Der Verteidiger des 23-jährigen Angeklagten erklärte zum Auftakt der Verhandlung, sein Mandant sei unschuldig. Die Anklage der Staatsanwaltschaft beruhe auf lückenhaften Ermittlungen und teils falschen Zeugenaussagen.
Video von der Vergewaltigung: Filmte der Ehemann?
Das war geschehen: Am 21. Juni 2023 hatte die 27-jährige Frau aus Georgien mit ihrem Mann den Görlitzer Park besucht, sie wollten Drogen kaufen und wurden dann hinter einem Busch intim miteinander.
Gegen 5 Uhr morgens seien sie von mehreren Männern umringt worden. Die Frau gab an, von drei Tätern vergewaltigt worden zu sein. Ihr Mann sei währenddessen geschlagen, festgehalten und dann schreiend weggeschleppt worden. Bei den Befragungen verwickelte sich die Frau jedoch in Widersprüche.
In dem nun aufgetauchten Video soll zu sehen sein, wie die Nebenklägerin Oralverkehr mit einem der Männer hat. Weiter zeige das Video ihren Partner, der die Szene gefilmt haben soll.
Die angeklagten Männer besitzen laut Staatsanwaltschaft die somalische, guinea-bissauische beziehungsweise guineische Staatsangehörigkeit. Laut den Angaben der Staatsanwaltschaft bestreitet der jüngste Beschuldigte den Angriff auf die 27-Jährige und deren Ehemann. Die beiden anderen haben sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Prozess soll am 23. Januar fortgesetzt werden, mit den Aussagen der Angeklagten.
Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung entbrannte eine große Sicherheitsdebatte, die CDU schlug vor, den Görli nachts zu schließen und einen Zaun um den Park zu bauen. ■