Bauen durch die Hintertür

Nervige Debatte in Berlin: Lasst endlich das Tempelhofer Feld in Ruhe!

Warum immer wieder die Frage neu stellen, ob das Tempelhofer Feld bebaut werden soll? Die Bürger haben längst entschieden. Ein Kommentar.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Ein Fahrradfahrer fährt über das Tempelhofer Feld. Die Freifläche in der Stadt weckt Begehrlichkeiten.
Ein Fahrradfahrer fährt über das Tempelhofer Feld. Die Freifläche in der Stadt weckt Begehrlichkeiten.Fabian Sommer/dpa

Wie soll künftig das Tempelhofer Feld aussehen? Zu dieser Frage gibt der Berliner Senat einfach keine Ruhe. Bausenator Christian Gaebler will bauen, bauen, bauen. Am Rand zuerst, dann wird man schon weiter sehen.

Obwohl die Berliner 2014 per Volksentscheid  befragt wurden, was mit dem Gelände des  innerstädtischen Flughafen Tempelhof passieren soll, und sie sich eindeutig gegen eine Bebauung entschieden, macht der schwarz-rote Senat das Feld-Fass immer wieder auf.

Weichklopfen will er die Berliner, die ja wirklich unter Wohnungsnot leiden. Doch so doof sind wir nicht, dass wir das eine mit dem anderen alternativlos verbinden müssten. Keiner, der in Pankow eine Vierraumwohnung sucht, wird von einer Bebauung in Tempelhof profitieren. Wir alle aber verlören einen Ort, der Berlin einzigartig macht.

Grillbereich auf dem als Tempelhofer Freiheit bezeichneten ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin.
Grillbereich auf dem als Tempelhofer Freiheit bezeichneten ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin.imago

Die längst beantwortete Frage nach der Zukunft des Tempelhofer Feldes, sie muss nicht ständig neu gestellt werden. Wer es dennoch tut, entlarvt die Idee hinter dem Ideenwettbewerb: Auch wenn einige der sechs Siegerentwürfe den riesigen Raum der Natur lassen wollen, wird zeitgleich der Spielraum für eine Bebauung ausgelotet, wird mit der „Steter Tropfen-Methode“ bisher Unpopuläres zumindest denkbar gemacht. Zweifel werden gesät, Berliner ächzen ja wirklich unter der Wohnungskrise.

Landeseigene Wohungsbaugesellschaften müssen profitabel sein

Doch so lange der Bausenator nicht an weniger delikaten Stellen in der Stadt beweist, dass städtisches Bauen zu sozial verträglichen Mieten führt, darf das Tempelhofer Feld nicht angefasst werden. Solange landeseigene Wohnungsbaugesellschaften marktübliche Preise bei Neuvermietungen aufrufen, weil sie Profit erwirtschaften sollen, kann sich Normalo sowieso keine neuen Wohnungen dort leisten.

Berlin braucht Wohnungen. Und Berlin braucht Freiflächen. Was wir nicht brauchen, ist das Mäntelchen der Ideenwettbewerbe, die über längst gefasste Entschlüsse gebreitet werden sollen. Wir brauchen nämlich vor allem Politiker, die die Bürger ernst nehmen.