Prenzlauer Berg

Bornholmer Hütte: Kiez kämpft um Kult-Kneipe

Wenn nicht schnell Schulden beim Finanzamt beglichen werden, macht die Hütte dicht. Nachbarn spenden über Crowdfunding.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Die Bornholmer Hütte in Prenzlauer Berg ist eine Kneipen-Institution.
Die Bornholmer Hütte in Prenzlauer Berg ist eine Kneipen-Institution.Rolf Zöllner/ Imago

„Für viele ein zweites Wohnzimmer, für manche das erste Zuhause: Die Bornholmer Hütte ist mehr als eine Kneipe. Corona-Schulden aus der Lockdown-Zeit bedrohen ihre Existenz – 26.000 € müssen bis zum 24. August ans Finanzamt.“ So kurz und schmerzhaft klingt die Ansage auf der Crowdfunding-Plattform Startnext. Hier versuchen Nachbarn mit Hochdruck, ihre Kiezkneipe in Pankow zu retten.

Wenn es einen Prototypen der Berliner Kneipe gibt, dann ist es die Bornholmer Hütte. Seit 1973 hat sich hier nichts verändert. Die Wände sind gilblich, der Wirt hinter dem Tresen, Matthias Gerhus, ist in der dritten Generation hier Kneiper. Die Getränke sind ehrlich, die Ansagen auch.

Matthias Gehrhus ist Wirt in der Bornholmer Hütte. Er muss Schulden aus der Corona-Zeit beim Finanzamt begleichen.
Matthias Gehrhus ist Wirt in der Bornholmer Hütte. Er muss Schulden aus der Corona-Zeit beim Finanzamt begleichen.startnext /rettet-die-bornholmer-huette

Einzigartige Kneipe in Berlin

In der Hütte ist der Tresen noch aus der Gründerzeit (von 1907). In der Kegelbahn im Keller (bis Ende des Jahres ausgebucht) werden die Kegel auf der Bahn noch von Hand aufgestellt. Einzigartig in Berlin.

1954 hat Matthias Gehrhus‘ Großvater die Kneipe übernommen. Als privates Familienunternehmen schenkten sie hier schon in der DDR Bier aus, später übernahmen Matthias' Mutter Christine  und schließlich Matthias selber den Zapfhahn. Die Hütte schließen?  „Ich wüsste gar nicht, was ich dann machen soll, die Hütte ist mein Kind“, sagt Gerhus im Tagesspiegel. „Nächstes Jahr werden es 35 Jahre, die ich hinter dem Tresen stehe. Ich mache das mit Herzblut, ich bin mehr hier als irgendwo sonst.“

Vor zwei Monaten kam dann der Hammer, ein Brief vom Finanzamt: 26.000 Euro Corona-Schulden sollen auf einen Schlag bezahlt werden. Doch Wirt Matthias hat keine so großen Rücklagen. „Jetzt wird es knapp“, sagt er. Wenn er das Geld nicht auftreibe, sei zu, dann ziehe  er die Reißleine. „Zwangsläufig wird es auf eine Pfändung hinauslaufen, wir müssen in die Insolvenz und verlieren womöglich die Gewerbeerlaubnis.“

Doch in der Nachbarschaft will man den stillen Tod der Bornholmer Hütte nicht abwarten. Gäste haben eine Geldsammelaktion auf Startnext gestartet. Und der Zuspruch ist enorm. Es kämen sogar Leute rein und  böten Unterstützung an, berichtet der Wirt. Es sieht gut aus, über 500 Unterstützer haben bereits über 20.000 Euro gespendet.

Corona-Hilfen müssen zurück gezahlt werden

Matthias Gerhus ist nicht allein mit den Forderungennach Rückzahlunf der Corona-Hilfen. Viele Unternehmen haben in der Corona-Zeit Hilfsgelder bekommen – allein in Berlin und Brandenburg rund 5,4 Milliarden Euro. Bis Ende September 2024 mussten die Firmen die Schlussabrechnungen einreichen. Nun werden die Rückzahlungen fällig. Unternehmen in der Region müssen gut 110 Millionenz u viel ausgezahlten Coronahilfen zurück zahlen, berichtet der rbb. Auf der anderen Seite komme es aber auch zu Nachzahlungen in Höhe von gut 60 Millionen Euro, weil Unternehmen weniger Hilfen beantragt hatten als ihnen zustand.

Mit durchschnittlich 155.100 Euro erhielten Berliner Unternehmen bundesweit die höchsten Fördersummen. In Brandenburg lag die Durchschnittsumme bei 28.000 Euro.

Haben Sie ein Geschäft, sind Sie im Einzehandel, Frisörhandwerk oder in der Gatsronomie tätig und ebenfalls von Rückzahlungsforderungen betroffen, nachdem sie Corona-Hilfen beantragt haben?  Schreiben Sie uns, wir wollen gern über das Thema berichten.  wirvonhier@berlinerverlag.com