Streit um Urheberschaft

KI in der Kultur – Fluch oder Segen? Berlin will einmal Vorreiter sein

Kultursenator Joe Chialo will im kommenden Jahr mit der re:publica Künstliche Intelligenz im Kulturbetrieb ausloten. 

Author - Stefanie Hildebrandt
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Joe Chialo (CDU), Berlins Kultursenator, will Chancen und Grenzen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Kultur ausloten. 
Joe Chialo (CDU), Berlins Kultursenator, will Chancen und Grenzen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Kultur ausloten. Britta Pedersen/dpa

Berlins Kultursenator Joe Chialo will die Chancen und Grenzen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Kultur ausloten. „In der Berliner Kulturpolitik spielte KI im Grunde genommen bisher keine Rolle. Wir planen für nächstes Jahr eine KI-Konferenz gemeinsam mit der re:publica“, sagte der CDU-Politiker. Die re:publica ist ein Festival für die digitale Gesellschaft und sieht sich als größte Konferenz ihrer Art in Europa.

Antworten auf Zukunftsfragen finden

Chialo sieht Handlungsbedarf für die Kultur. „Weil es für uns wichtig ist, die drängenden Fragen nicht nur zu stellen, sondern auch mal zu beantworten. Was bedeutet Künstliche Intelligenz? Welche Rolle hat sie für die Kultur? Und zwar hinsichtlich juristischer, wirtschaftlicher, auch ethischer Aspekte. Und was bedeutet das für die Perspektive nach vorne?“, sagte er. „Bei diesem großen Thema wollen wir denkfähig sein und vielleicht auch mal eine Vorreiterrolle spielen.“

Das Thema Urheberrecht ist im Kulturbereich in Sachen Künstliche Intelligenz besonders relevant. Wenn zum Beispiel eine KI Musik komponiert, dann gibt es eine Konkurrenzsituation zwischen GEMA-freier, von der KI geschaffener Musik und geschützter Musik von Komponistinnen und Komponisten, die somit im Nachteil wären.

Was, wenn eine KI meinen Text verwendet

Ebenso geht es Autoren, die bisher hinnehmen müssen, dass eine KI Texte im Internet abgreift und weiterverwendet. Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller bei Verdi fordert etwa bereits die Abschaltung von Text-Software, die mithilfe von KI selbstständig Texte schreibt. Bisher ist von Rechtssicherheit wenig zu spüren, auch im Hinblick auf KI-generierte Bilder. Weiß man doch noch nicht einmal, durch welche Datenbanken sich amerikanische oder chinesische KI frisst. 

Bisher herrscht in Sachen KI Wildwuchs zum Nachteil der Künstler, deren Werke weiterverwendet werden.

Korsett für Künstliche Intelligenz

„Eine nicht von Menschen geschaffene Schöpfung hat keinen urheberrechtlichen Schutz. Unser Urheberrecht verlangt, dass nur ein Mensch urheberrechtlichen Schutz für seine Werke in Anspruch nehmen kann. Deswegen entsteht da jetzt ein größerer Konkurrenzmarkt, der den Kulturbereich hart treffen wird: den gesamten Design-Bereich, die Musik, den ganzen Text-Bereich, die bildende Kunst. Wir stehen vor einer richtigen Herausforderung“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, im Gespräch mit dem NDR. Man müsse die KI überhaupt erst einmal in ein Korsett bringen.

Und dann stehen weitere Anpassungen an: Mache die KI zum Beispiel einen Fehler, wer ist dann dafür verantwortlich? „Wenn sie nur ein Komma vergisst, ist das nicht wichtig, aber stellen Sie sich vor, die KI ist im Medizinbetrieb tätig und macht einen Fehler: Dann kann unser Leben davon abhängen“, so Zimmermann. ■