Alle Kinder haben ein Recht auf Bildung! Deswegen wird in Berlin jetzt an einer Lösung gearbeitet, wie junge Geflüchtete unterrichtet werden können – obwohl es an den Schulen keine Plätze mehr gibt.
Willkommensklassen in den Großunterkünften Tegel und Tempelhof
Die Senatskanzlei Berlin berichtet in einer Pressemitteilung: Wegen Platzmangels an regulären Schulen in Berlin sollen Hunderte geflüchtete Kinder nun direkt in den Großunterkünften Tegel und Tempelhof unterrichtet werden! Dort würden für sie sogenannte Willkommensklassen eingerichtet, teilte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) mit.
„Derzeit erfüllen wir unsere verfassungsmäßige Verpflichtung nicht, geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Recht auf Bildung zu gewähren“, betont die Politikerin. Die Einrichtung von Willkommensklassen an zentralen Standorten sei daher ein bedeutender Schritt, um junge Zuwanderer auf den Besuch einer regulären Schule vorzubereiten. Nach Angaben der Senatorin sind in der Unterkunft am früheren Flughafen Tegel derzeit rund 560 Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter untergebracht. Im früheren Flughafen Tempelhof sind es mit 20 bis 30 momentan noch deutlich weniger.

430 Schulplätze in Tegel geplant
Geplant sei, im ehemaligen Flughafen Tegel zunächst 288 Schulplätze einzurichten und mit dem Unterricht noch in diesem Jahr zu beginnen. Weiter erklärt Günther-Wünsch: Bis Mitte nächsten Jahres sei der Plan, die Zahl der Plätze auf gut 430 aufzustocken. Für diesen Zweck habe die Bildungsverwaltung auch Räume im früheren Air-Berlin-Gebäude am Saatwinkler Damm im Blick.
Doch wer soll den ganzen Unterricht übernehmen, fragt man sich. Mit 50 Lehrkräften seien in Kürze erste Auswahlgespräche geplant –darunter seien Neueinsteiger und auch Lehrer, die schon in Willkommensklassen an Berliner Schulen unterrichten. Vorgesehen sei, auch Pädagogen mit ausländischen Abschlüssen einzusetzen, beginnend mit Fachkräften aus der Ukraine jeweils im Tandem mit „erfahrenen deutschen Kollegen“.
Rund 900 schulpflichtige Geflüchtete auf Wartelisten
Die Lage ist ernst: Nach Angaben der Bildungssenatorin stehen in Berlin insgesamt etwa 900 schulpflichtige Geflüchtete auf Wartelisten, weil ihnen die Bezirke keinen Schulplatz bieten können. Als Ziele der zentralen Angebote in den Flüchtlingsunterkünften nannte sie eine „vernünftige Beschulung“ der Kinder und Jugendlichen, das Erlernen der deutschen Sprache, aber auch berufliche Orientierung. „Dennoch ist es wichtig zu betonen: Diese Angebote sind keine langfristige Lösung, sondern notwendige Maßnahmen, um minderjährige Geflüchtete vorübergehend zu betreuen, zu beschulen und zu integrieren.“ ■