Geschenke kaufen steht an: Die Teenie-Tochter hofft auf teure Kosmetik von Sephora. Der Fünfjährige braucht dringend Winterstiefel und eine Daunenjacke, und dem Lebensgefährten würde man nach all dem Alltagsstress auch mal wieder etwas Schönes gönnen wollen. Aber der Geldbeutel ist ohnehin schon belastet. Die Inflation macht das Leben nicht günstiger, und Wunschzettel werden auch nur immer länger.
Wirtschaftliche Verunsicherung, Inflation, Kriege: Das Weihnachtsgeschäft ist für die Berliner Händler mitunter die wichtigste Zeit des Jahres. Aber die Aussichten auf gute Umsätze im November und Dezember sind schlecht – so die Prognose! Kurz: unsere Einzelhändler bräuchten dringend ein kleines Weihnachtswunder.
So viel geben die Deutschen im Schnitt für Weihnachtsgeschenke aus
Nach einem schwierigen Jahr wären umsatzstarke Wochen zum Jahresende jetzt eigentlich besonders wichtig. In Branchen wie Spielwaren, Bücher, Schmuck und Unterhaltungselektronik beträgt der Anteil der Monate November und Dezember immerhin ein Viertel des Jahresumsatzes. Doch die vorweihnachtliche Vorfreude im Handel ist getrübt.

Zurzeit kommt zu viel zusammen, was die Aussichten auf ein gutes Weihnachtsgeschäft dämpft. Wie schon im Vorjahr drücken erneut die Krisen der Welt auf die Konsumstimmung der Verbraucher. Fast 80 Prozent der Händler gehen laut einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) davon aus, dass viele Kunden in den kommenden Wochen nur zurückhaltend einkaufen.
Um die 30 Euro weniger für Geschenke als vor der Pandemie
Durchschnittlich 295 Euro wollen Verbraucher laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag des HDE in diesem Jahr für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Der repräsentativen Befragung zufolge plant fast jeder Zweite so viel Geld für Geschenke ein wie im Vorjahr, 28 Prozent weniger und nur 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Laut einer Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY sinkt das Geschenkbudget von 252 auf 250 Euro und damit auf den niedrigsten Wert seit 2014. Unter Berücksichtigung der hohen Inflation sei das ein Einbruch. Noch im Jahr 2019, also vor der Pandemie, wollten die Verbraucher 281 Euro ausgeben.
Verbraucher knausern bei Weihnachtsgeschenken

„Die Menschen haben ihr Konsumverhalten an die gestiegenen Preise angepasst, sie kaufen schlicht weniger ein“, stellt auch Ole Schröder, Vorstand der Schufa, fest. Die meisten Menschen in Deutschland müssten nach eigener Einschätzung mit weniger Geld auskommen. So habe etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten angegeben, seit Jahresbeginn über weniger Einkommen zu verfügen, das geht aus einer Schufa-Verbraucherumfrage hervor.
Weihnachtseinkaufen in der geschmückten Innenstadt? Unwichtig!
Der Einzelhandel muss im Weihnachtsgeschäft also mit weiteren Hürden rechnen. So hat der Dezember nicht nur zwei Verkaufstage weniger. Und im Tarifkonflikt der Branche hat die Gewerkschaft Verdi angekündigt, die bundesweiten Warnstreiks in der Weihnachtszeit fortzusetzen. Wegen des Krieges in Nahost fürchten die Händler, dass auch große Demonstrationen die Menschen vom Weg in die Innenstädte abhalten könnten. Die Lust darauf ist ohnehin nicht mehr besonders stark ausgeprägt: Laut EY-Umfrage ist nur noch 39 Prozent der Menschen das vorweihnachtliche Einkaufserlebnis in den Innenstädten wichtig – 2019 lag der Anteil noch bei 59 Prozent.

Die Mehrheit der Verbraucher sucht die Geschenke nicht mehr beim klassischen Stadtbummel, sondern im Internet. Unverändert beliebt sind bei den Verbrauchern vor allem Gutscheine, Spielwaren, Bücher und Kosmetikprodukte.
Wie kaufen Sie dieses Jahr Ihre Weihnachtsgeschenke?
„Wir hoffen, dass das Weihnachtsgeschäft besser wird als erwartet. Die Lage ist oft besser, als sie subjektiv wahrgenommen wird. Entscheidend ist das Bauchgefühl der Menschen“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Händler setzen dabei auch auf den emotionalen Faktor. Sie wünschen sich, dass Winterwetter, festliche Beleuchtung und die Weihnachtsmärkte dazu beitragen, dass die Menschen in die Innenstädte kommen und sich etwas gönnen.
Die Prognosen für den Weihnachtsmarkt sind düster: Doch wie sieht es bei Ihnen aus? Wird bei Ihnen gespart oder haben Sie gute Kauflaune? Kaufen Sie lieber online oder schlendern Sie durch die Läden in der Stadt? Was darf ein Geschenk heute noch kosten, und worauf verzichten Sie? Erzählen Sie uns, wie Sie mit der aktuellen Lage umgehen. Schreiben Sie uns Ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com . Wir freuen uns! ■