Waldzustandsbericht 2023

Jede Berliner Eiche hat einen Schaden, Kiefern geht es besser

Der Wald in Berlin konnte sich im Vergleich zum Vorjahr etwas erholen, sein Gesamtzustand ist aber weiterhin schlecht.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Eine Buche mit herbstlichem Laub. In den Berliner Wäldern leiden viele Bäume unter Trockenstress.
Eine Buche mit herbstlichem Laub. In den Berliner Wäldern leiden viele Bäume unter Trockenstress.Rolf Vennenbernd/dpa

Der Zustand des Berliner Waldes bleibt trotz leichter Verbesserungen kritisch. Das Niveau sei ähnlich schlecht wie in den Jahren 2019 bis 2021, teilte die Senatsumweltverwaltung im Waldzustandsbericht 2023 mit. Nur sechs Prozent der Waldbäume sind gesund, das sind etwas mehr als im Vorjahr.

64 Prozent sind leicht und 30 Prozent deutlich geschädigt. Das kann zum Beispiel heißen, dass Bäume viele Nadeln oder Blätter verloren haben. „Die Trockenstress-Belastung der Wälder hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen“, wird im Bericht betont. Im Vorjahr war ein „Rekordtief“ verzeichnet worden. Wegen des regenreichen letzten Jahres konnten sich die Bäume etwas erholen.

Keine Eiche in Berliner Wäldern ohne Schaden

Für den Waldzustandsbericht werden im Sommer stichprobenartig an rund 40 Orten die umstehenden Bäume untersucht. Besonders schlecht steht es demnach um Berlins wichtigsten Laubbaum, die Eiche: „In der diesjährigen Waldzustandserhebung konnte keine Eiche ohne Schäden aufgenommen werden“, erklärte die Senatsumweltverwaltung.

Gunnar Heyne, Chef der Berliner Forsten, zeigt Manja Schreiner (CDU), Berliner Umweltsenatorin, bei der Vorstellung des Berliner Waldzustandsberichtes im Tegeler Forst einen Kiefernzweig, der zu wenige Nadeln trägt.
Gunnar Heyne, Chef der Berliner Forsten, zeigt Manja Schreiner (CDU), Berliner Umweltsenatorin, bei der Vorstellung des Berliner Waldzustandsberichtes im Tegeler Forst einen Kiefernzweig, der zu wenige Nadeln trägt.Joerg Carstensen/dpa

2022 seien es immerhin noch fünf Prozent gewesen. Auf einem neuen Höchstwert ist außerdem die Rate abgestorbener Bäume: Sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 0,41 Prozent mehr als verdreifacht auf 1,56 Prozent. Das sei ein Ergebnis der vielen Jahre mit zu wenig Regen. Auch hier sind insbesondere Eichen betroffen. Noch nie starben so viele Bäume wie im Jahr 2023.

Bäume können sich nicht schnell anpassen

„Die klimatischen Bedingungen verändern sich zu schnell für eine natürliche Anpassung unserer Waldökosysteme“, heißt es im Bericht. Frühjahr und Sommer 2023 hätten bis auf wenige Trockenphasen zwar durchschnittliche Niederschläge gebracht, das seit 2018 aufgebaute Defizit werde dadurch aber nicht ausgeglichen. Außerdem hätten die Durchschnittstemperaturen und die Sonnenscheindauer über dem langjährigen Mittel gelegen: Dadurch verdunste mehr Wasser, was sich auf den Bodenwasserspeicher auswirke. Weitere Absterbeerscheinungen seien die zu erwartende Folge.

„Die Vitalität der Berliner Waldbäume leidet weiterhin stark unter den Auswirkungen der Klimakrise“, sagte Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU). Um den Umbau hin zu klimastabilen Laubmischwäldern voranzutreiben, sollen in diesem Winter erneut in großer Zahl Laubbäumchen gepflanzt werden. Angekündigt sind rund 500.000 Stück – vorwiegend Traubeneichen, Buchen, Hainbuchen, Winterlinden, Ulmen und Ahorne.

 Auszubildende der Berliner Forsten pflanzen bei Minustemperaturen Vogelkirschen im Tegeler Wald.
Auszubildende der Berliner Forsten pflanzen bei Minustemperaturen Vogelkirschen im Tegeler Wald.Joerg Carstensen/dpa

Für eine Baumart gibt es gute Nachrichten: Der Zustand der Kiefer hat sich deutlich verbessert. Nur noch 14 Prozent sind deutlich geschädigt (2022: 33 Prozent). Der Anteil an Kiefern ohne sichtbare Kronenschäden stieg auf sechs Prozent (2022: zwei Prozent). Dies kann der Beginn einer Regeneration sein. Diese dauert allerdings – auch unter günstigen Witterungsbedingungen – mehrere Jahre.

Zum heute vorgestellten Waldzustandsbericht erklärt Lars Sund, Artenschutzreferent des Nabu Berlin: „Der Zustand der Berliner Wälder bleibt auch in diesem Jahr kritisch. Ein Drittel der Bäume weist deutliche Schäden auf. Das sind zwar 10 Prozent weniger als im Vorjahr, aber eine wirkliche Trendwende ist nicht in Sicht.

Nie starben mehr Bäume als 2023 ab

Zudem hat die Mortalitätsrate einen traurigen Höchststand erreicht. In Berlins Wäldern sterben so viele Bäume wie noch nie. Vor allem der Zustand unserer Eichen ist dramatisch: Keine Stieleiche ist ohne Schäden! Das macht uns große Sorgen, denn Eichen sind für unsere heimische Artenvielfalt unverzichtbar. Wir fordern daher den besonderen Schutz und die Pflege alter Bäume sowie eine noch bessere Erfassung der Artenvielfalt dieser Bäume im Mischwaldprogramm. Wir brauchen mehr alte, charakteristische Bäume und mehr Totholz in unseren Wäldern!“

Die Anstrengungen der Berliner Forsten zum Waldumbau zeigen indes erste Erfolge. So nähmen der Anteil der Laubbäume und die Artenvielfalt in den Wäldern kontinuierlich zu, so die Mitteilung der Senatsverwaltung. Die Bemühungen und Konzepte müssen für eine weitere Stabilisierung fortgesetzt und intensiviert werden.