Jetzt ist klar: Das SEZ an der Landsberger Allee soll abgerissen werden. Und genauso klar wie vorhersehbar waren die Reaktionen auf diese Meldung. Viel Trauer darüber, dass wieder ein Stück Osten verschwindet. Kann ich verstehen.
Auch ich war zu DDR-Zeiten gerne im SEZ, war im Wellenbad, bin im Polarium Schlittschuh gelaufen, habe dort zum ersten Mal Billard gespielt. Aber nach der Wende war ich nie wieder da – wie viele andere auch. Zu viele Möglichkeiten. Die Besucherzahlen sanken, die Kosten für den Unterhalt stiegen. Im Dezember 2002 kam das Aus.
SEZ: Eine Sanierung würde weit mehr als 25 Millionen Euro kosten
Wer in den letzten Jahren einmal an der Trutzburg SEZ vorbeikam, weiß, dass alle Träume von einer Sanierung nicht mehr als Schäume sind. Das liegt nicht nur an der Haustechnik von anno dunnemals. Schon 2015 sprach man in Berlin von Sanierungskosten für das SEZ von mehr als 25 Millionen Euro. Nach weiteren Jahren des Verfalls und der Preissteigerungen am Bau kann man sich ausrechnen, was das heute kosten würde.
Aber diese (Bau-)Realität wird in der aktuellen Debatte gerne verdrängt. Gregor Gysi sagt sogar: „Das SEZ abzureißen, beweist erneut, dass der Senat nicht das geringste Feingefühl für die Erlebnisse und Bedürfnisse von Ost-Berlinerinnen und Ost-Berlinern hat.“
Gysi und Genossen waren an der Schließung des SEZ beteiligt
Dann hat er das aber auch nicht. Der gute Mann vergisst eines: Im Jahr 2002, als der Senat das SEZ wegen zu hoher Kosten schließen ließ, war die Linke (damals noch PDS) in der Berliner Regierung – und Gregor Gysi selbst einige Monate Wirtschaftssenator. Gysi und Genossen waren also an der Schließung des SEZ beteiligt.
Die Schließung war keine Frage von Ost und West, sondern von fehlendem Geld. Fast zeitgleich machte im Westen der Stadt das Badeparadies Blub zu. Und heute ist das SEZ leider nur noch ein großer Schrotthaufen mit Geschichte.