Es gibt ja für alles mögliche Meisterschaften, die schönste und opulenteste aber wird ganz sicher in der Kunst des Blumenarrangierens, der Floristik, ausgetragen. Dieses Jahr findet die Deutsche Meisterschaft der Floristik bei uns in Berlin statt. Am 16. und 17. August messen sich die besten Floristen Deutschlands live vor Publikum im Bikini Berlin und in der Gedächtniskirche und schaffen filigrane und vergängliche Meisterwerke. Das Thema der diesjährigen Meisterschaft: „Frieden“. Für Berlin am Start: Lukas Ernle.
Blumen und elektronische Musik am Kudamm
Lukas Ernle, Florist und Inhaber von „Zinnober“ mit Filialen in der Chausseestraße und am Kurfürstendamm steckt mitten in den Vorbereitungen für den Wettstreit. Zu viel verraten darf er natürlich nicht. Doch er ist zuversichtlich, dass er als Lokalmatador gute Chancen hat, sich gegen seine Kontrahenten aus ganz Deutschland durchzusetzen. Im Moment ist Ernle mit der Logistik für die Meisterschaft beschäftigt, Aufbauten müssen hergestellt, Halterungen geschweißt werden. Erst zwei Wochen, bevor es ernst wird, übt der studierte Gestalter für Blumenkunst dann mit Pflanzenmaterial.
In seinem Laden am Kudamm läuft elektronische Musik, es ist kühl und die Blumen stehen fast sakral wie in einer Kathedrale. Lukas Ernle hält hier alle Fäden in der tätowierten Hand. Wer bei Floristik an piefige Nelkensträuße und Folie denkt, der wird eines Besseren belehrt. Die einzige Reminiszenz an die Vergangenheit ist das Hornveilchen, welches sich Lukas bei der Party zur Eröffnung seines zweiten Ladens hinters Ohr hat stechen lassen.
Tausendfach hat er sie während seiner Gärtnerlehre pikieren müssen, eigentlich hatte er genug von dem genügsamen Pflänzchen. Doch eine Freundin überredete ihn zum gemeinsamen Statement und Ernle machte seinen Frieden mit dem Veilchen.
Deutsche Meisterschaft der Floristik in Berlin

Zur Floristik kam Lukas Ernle über Umwege. „Nach dem Schulabschluss mit 16 wusste ich ganz viele Dinge, die ich nicht machen wollte“, sagt der heute 34-Jährige. „Auf gar keinen Fall Technik, Computer oder etwas mit Maschinen.“ Ein Praktikum in der Memminger Stadtgärtnerei legte schließlich den Grundstein für die grüne Karriere.
Jungs in die Gärtnerei und Mädels in die Floristik
„Damals, vor 20 Jahren im Allgäu waren die Rollen noch klar verteilt: die Jungs gehen in die Gärtnerei und die Mädels in die Floristik“, erinnert sich Ernle, der schnell merkte, dass er doch viel lieber mit Blumen arbeiten würde.
Ernle beendet die Gärtnerausbildung, setzt den Floristen noch obendrauf und schließt ein Studium an. Heute darf er sich staatlich geprüfter Gestalter für Blumenkunst nennen – und seine farbenfrohe Kunst, die heute Green Interior Design genannt wird, ist gefragt.

Heute verkauft er nicht nur Sträuße an Privatkunden, sondern stattet auch Events und Locations aus. Berliner Hotels wie das Ritz-Carlton, das Hotel de Rome und das Marriott bestellen seine Arrangements, auch Berlinale-Locations verschönert Ernle mit seinen Blumen. Besonders spektakuläre „Zinnober“-Kreationen sind Lukas Ernles Adventskränze. Die kosten schon mal 300 bis 900 Euro, dafür sind sie einzigartig und haltbar.
Coole, junge Männer und die Blumen
Die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft der Floristik ist für Ernle eine kleine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Im Geschäft mit 19 Mitarbeitern ist er viel zu oft am Schreibtisch zu finden. „Ich habe Lust, mich mal wieder so richtig ins Handwerk zu stürzen“, sagt Lukas Ernle. Dass die letzten Gewinner solcher Challenges zuletzt immer junge, coole Männer waren, die mit ihren Händen Blumenkunst schufen, erklärt er sich mit wahrer Hingabe. „Männer, die diesen Job wählen, die wollen es wirklich“, sagt Lukas Ernle, und „natürlich wollen sie auch gewinnen.“

Ob aber bei der Deutschen Meisterschaft, bei den komplexen Aufgaben, unter anderem auch eine Überraschungsarbeit, die erst vor Ort bekannt gegeben wird, auch Hornveilchen zum Einsatz kommen, ist Lukas’ Geheimnis. Nur eins ist kristallklar: Lukas Ernle hat Bock auf den Blumen-Battle. ■