Vorbild Kopenhagen

Irre Schnapsidee: Touristen, die Müll sammeln, kriegen Berlin-Rabatt!

Berlin-Gäste sollen Vergünstigungen und Rabatte bekommen, wenn sie mithelfen, den Müll aufzulesen. Wie irre ist das denn?

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Bisher räumen Profis in Berlin den Straßenmüll weg. Jetzt sollen auch Touristen ran.
Bisher räumen Profis in Berlin den Straßenmüll weg. Jetzt sollen auch Touristen ran.Imago

Berlin ist die Hauptstadt des Wegbiers. Dass hier auch mal die eine oder andere Schnapsidee entsteht, überrascht darum sicher niemanden. Bei der neuesten Idee der Berlin-Werber von visitBerlin muss es allerdings besonders feuchtfröhlich zugegangen sein. Der Plan der Stadt-Marketingcrew: Touristen sollen Vergünstigungen und Rabatte bekommen, wenn sie mithelfen, den Müll aufzulesen. Wie irre ist das denn?

Touristen verbringen oft nur zwei oder drei Tage in Berlin. Sie haben wenig Zeit, und jetzt sollen sie auch noch Müll wegräumen. Viele werden das für eine gute Idee halten. Schließlich produzierten die 12,7 Millionen Gäste, die 2024 nach Berlin kamen, selbst riesige Mengen Abfall. Womöglich war das auch der Grund, warum das Berlin-Marketing visitBerlin den Gedanken entwickelte: Dann können sie den Müll auch selbst wegräumen.

Vorbild für die Rabatt-Idee ist das dänische Kopenhagen. Wer mit der Bahn anreist, bekommt dort kostenlos Leihfahrräder oder günstige Tickets.

Auch auf dem U-Bahnsteig muss mal wieder aufgeräumt werden.
Auch auf dem U-Bahnsteig muss mal wieder aufgeräumt werden.BK-Archiv

Sabine Wendt, die Co-Geschäftsführerin von visitBerlin, ist Feuer und Flamme. Dem Checkpoint versicherte sie, man sei mit den Kopenhagener Kolleginnen und Kollegen in Kontakt, ein eigenes Belohnungssystem werde derzeit entwickelt: „Ziel ist es, Gästen ab dem kommenden Jahr durch gezielte Anreize nachhaltige Handlungen attraktiver zu machen.“ Wie gesagt: Denkbar sind Gratisführungen, Rabatte oder Tickets für Touristen, die bei Pflanz- oder Müllsammelaktionen helfen.

Berlin-Gäste zahlen bereits Touristensteuer

Fragt sich nur, ob es nicht vielleicht doch angebrachter wäre, der Bahn oder auch der Berliner Stadtreinigung (BSR) Vergünstigungen zukommen lassen, damit die Straßen wieder blitzblank sind und die Gäste endlich flüssig nach Berlin gelangen. Warum sollten ausgerechnet Touristen unsere Straßen in Berlin vom Abfall befreien, wo sie doch eine Touristensteuer zahlen? Da ist das Reinemachen inklusive.

Sollten weitere Schnapsideen dieser Art entwickelt werden müssen, die KURIER-Redaktion hätte da ein paar Vorschläge. Dieses Bonussystem für Touristen wünschen wir uns:

Aus Scheiße Gold machen: Einmal an der Berghain-Schlange vorbeigeschleust werden für zehn Hundehaufen aufsammeln.

Entspannt schaukeln: Eine Spreerundfahrt für ein Sperrmüllsofa vom Neuköllner Bürgersteig zum Recyclinghof bringen.

Tief bücken für die Fahrt nach ganz oben: Eine Freifahrt auf den Fernsehturm für eine Stunde Kaugummis abkratzen auf dem Alexanderplatz.

Ringbahn gegen Rotzfahne: Ein 24-Stundenticket in den Öffis gegen einen Sack Dosen einsammeln im Park.

Curry gegen Kippen: Currywurst-Gutschein bei Konnopke für einen Becher aufgelesener Kippen.

Spitze gegen Spritze: Besuch des Estrel-Towers in Neukölln gegen einen Sack Spritzen von Neuköllner Kinderspielplätzen.

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