Deutschland enttäuscht

Mit diesem Muskel-Trick gewinnt Österreich den Eurovision Song Contest!

Opern-Glanz triumphiert über Porno und Fetisch-Momente. JJ holt ESC-Sieg für Österreich, und so einfach hat er das gemacht.

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JJ aus Österreich gewann mit  „Wasted Love“ den 69. ESC.
JJ aus Österreich gewann mit „Wasted Love“ den 69. ESC.Jens Büttner/dpa

Mit Planks (Unterarmstütz) hat er sich vorbereitet, der österreichische ESC-Künstler JJ, und am Ende gewann er den Eurovision Song Contest 2025 (ESC) in Basel. Daneben gab es Porno-Texte und knallbunte Fetischauftritte. Deutschland belegte einen enttäuschenden Platz.

Mit einer dramatisch-opulenten Bühnenperformance und einer Stimme, die selbst Kritiker sprachlos zurückließ, hat der österreichische Countertenor JJ den Eurovision Song Contest 2025 in Basel gewonnen. Der 24-jährige Künstler, bürgerlich Johannes Pietsch, setzte sich mit seinem Lied „Wasted Love“ eindrucksvoll gegen die internationale Konkurrenz durch – und ließ dabei sowohl humorige Acts als auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Pornotexten und Fetischshow hinter sich. Besonders die Jury zeigte sich beeindruckt von seiner stimmlichen Klasse und setzte ihn mit deutlichem Vorsprung an die Spitze.

Während JJ in der Jurywertung  258 Punkte einsammelte, reichte es beim Publikumsvoting „nur“ für Platz vier. Den Zuschauervote entschied die israelische Künstlerin Yuval Raphael für sich, deren energetischer Auftritt 297 Punkte erzielte. Doch mit nur 60 Juryzählern konnte sie den Gesamtsieg nicht einfahren – trotz einer starken Gesamtpunktzahl von 357. Nur einen Hauch dahinter landete der für Estland startende Tommy Cash, der mit seiner skurrilen Inszenierung von „Espresso Macchiato“ vor allem beim Publikum punkten konnte, in der Jurywertung jedoch durchfiel.

Auch das in den Wettbüros lange als Sieger gehandelte schwedische Trio KAJ musste sich letztlich geschlagen geben. Zwar landeten sie beim Publikum vor JJ, doch der Rückstand in der Jurybewertung war zu groß, um am Österreicher vorbeizuziehen.

Abor & Tynna aus Österreich, die für Deutschland an den Start gingen, holten Platz 15.
Abor & Tynna aus Österreich, die für Deutschland an den Start gingen, holten Platz 15.dpa

Für Deutschland lief der ESC-Abend ernüchternd: Das Wiener Geschwisterduo Abor & Tynna blieb mit „Baller“ weit hinter den Erwartungen zurück und landete auf Platz 15. Die erhoffte Top-Ten-Platzierung blieb aus – und das Ergebnis fiel sogar schwächer aus als im Vorjahr, als Isaak für Deutschland den zwölften Rang belegte.

Zum dritten Mal in der ESC-Geschichte geht der Titel ins Alpenland

Ganz anders die Bilanz für Österreich: Zum dritten Mal in der ESC-Geschichte geht der Titel ins Alpenland. Nach Udo Jürgens und Conchita Wurst ist JJ nun der nächste Name in der Liste der Triumphatoren – und schrieb dabei auch persönliche Geschichte. Erstmals konnte ein Halb-Filipino den traditionsreichen Wettbewerb für sich entscheiden. Der gebürtige Wiener, aufgewachsen in Dubai, kehrte als Teenager in seine Heimat zurück und wurde an der renommierten Opernschule der Wiener Staatsoper ausgebildet, wo er heute noch regelmäßig auf der Bühne steht.

Die Finnin Erika Vikman und ihre schrille Fetisch-Performance Ich komme beim 69. ESC.
Die Finnin Erika Vikman und ihre schrille Fetisch-Performance Ich komme beim 69. ESC.Jessica Gow/TT/imago

Schon vor dem Finale galt JJ als einer der heißesten Anwärter auf den Sieg – gleich hinter Schweden. Sein Triumpf ist eine kraftvolle Botschaft für Vielfalt, Kunst und die Unvergänglichkeit der Liebe. Vor der Show verriet JJ, dass er sich mit sogenannten Planks auf die Show vorbereiten werde. Und offenbar hat es geholfen!

Während Österreich feiert, wurde in Deutschland der ESC-Auftritt von Abor & Tynna trotz des mäßigen Abschneidens nicht als Misserfolg gewertet. Organisator Stefan Raab übernahm öffentlich die Verantwortung für das Ergebnis und zollte dem Duo großen Respekt. „Leider hat es nicht zu mehr gereicht, das heißt aber manchmal nichts für eine Karriere“, sagte Raab in der ARD. Es gebe beim ESC viele Künstler, die nicht gewinnen konnten, aber anschließend große Karrieren gemacht haben. Mit dem Auftritt beim ESC zeigte sich auch die 24-jährige Sängerin Tynna zufrieden. „Ich hatte den Spaß meines Lebens“, sagte sie in der ARD.

Ob Raab noch einmal beim ESC eingreifen darf, ist übrigens fraglich. Die ARD, die für den Wettbewerb zuständig ist, hatte die Zusammenarbeit mit dem erhofften Erfolg verkoppelt. Als ARD-Programmdirektorin Christine Strobl im Januar gefragt wurde, ob das Konzept mit Raab wieder auf Eis gelegt werde, sollte nicht der Sieg herausspringen, antwortete sie: „Absolut.“ Der Anspruch sei „ganz klar“, zu gewinnen.

Für Staunen sorgte in Basel übrigens auch die Fetisch-Finnin Erika Vikman (32, am Ende Platz 11). Ihre doppeldeutige Performance „Ich komme“ ist purer Porno- und Elektro-Kitsch und sorgte im Saal eher Heiterkeit als für Erregung.

Am Samstag zogen vor und während des ESC-Finales übrigens mehrere Hundert Menschen durch die Baseler Innenstadt und demonstrierten gegen Israels Teilnahme. Die Polizei stellte sich der Kundgebung entgegen, um die Menschen daran zu hindern, in Richtung des Veranstaltungsgeländes zu ziehen. Zeitweise drohte sie den Einsatz eines Wasserwerfers an. Einige Demonstranten zündeten Fackeln mit buntem Rauch.

Auch in der Halle kam es zu einem Zwischenfall. Nach Angaben des ESC-Sprechers des Schweizer Senders SRF versuchten ein Mann und eine Frau am Ende des israelischen Auftritts auf die Bühne zu gelangen. Die beiden seien daran gehindert worden. „Einer der beiden Personen warf mit Farbe und ein Mitglied der Crew wurde dabei getroffen.“ Man habe das Duo der Polizei übergeben.

Alle ESC-Ergebnisse im Überblick finden Sie hier.