Mit ihrem Lied „Hungerspiele“ hat Liska einen Nerv getroffen. Der Song wird im Internet tausendfach geteilt und gehört. Aber es geht dabei nicht nur um Musik. Es geht um ein Thema, das viele betrifft, aber nur wenige offen ansprechen: Essstörungen. Man fragt sich: Warum war Liska eigentlich nicht beim diesjährigen Eurovision Song Contest? Sie hätte den 69. ESC sicher aufgemischt und Deutschland einen besseren Platz verschafft.
Liska weiß genau, wovon sie singt. Denn sie hat selbst jahrelang darunter gelitten. Schon als Kind hatte sie Probleme mit ihrem Körper. Sie fühlte sich zu dick, obwohl sie es nicht war. Und sie dachte, sie hätte einen „Trick“ gefunden: Viel essen und danach erbrechen, um nicht zuzunehmen.
„Ich war acht Jahre alt, als meine Essstörung angefangen hat“, erklärt sie im Tagesspiegel. Es gab damals familiäre Gründe dafür, aber keinen eindeutigen Trigger oder einen Schuldigen. Weil sie sich damals zu dick fühlte, übergab sie sich nach Fressattacken und dachte damals, dass das doch perfekt sei: Sie könne viel essen und durch Kotzen trotzdem nicht zunehmen. „Ich hab mich damals so ganz kindlich gefragt, warum noch niemand anders auf diese tolle Idee gekommen ist!“, sagt sie.
Mit 14 verliebte sie sich zum ersten Mal. Diese Beziehung hat sie geprägt – auch ihre Musik. Später merkte Liska, dass ihr Lied nicht nur über diesen Jungen spricht, sondern auch über die Krankheit in ihrem Kopf. Die Stimme, die ihr sagte, sie sei nur etwas wert, wenn sie dünn ist.
Liska schreibt seit ihrer Kindheit. Damals erfand sie Geschichten. Heute erzählt sie echte Gefühle. Ihre Mutter nahm sie früh mit in den Chor. So lernte sie das Singen lieben. Aber dass sie beides – Schreiben und Singen – verbinden kann, wurde ihr erst später klar.
Wie ist sie bekannt geworden? Ihr großer Durchbruch kam über Instagram. Dort stellte sie kurze Videos online. Jemand von einem bekannten Musiklabel sah das und bot ihr einen Vertrag an – obwohl sie noch keinen Song veröffentlicht hatte. Mit 19 zog sie nach Berlin. Dort begann sie, auf Deutsch zu singen. Das war schwerer als auf Englisch, aber für sie auch ehrlicher.
In ihren Liedern spricht Liska über vieles: über falsche Liebe, über Schmerz, über Verrat. Sie erzählt, wie es war, als ihr Freund sie mit ihrer besten Freundin betrogen hat. Oder wie ein älterer Mann ihre Jugend ausgenutzt hat. Ihre Musik ist wie ein Tagebuch – ehrlich, mutig, manchmal elegisch und wehklagend.
Besonders viel Aufmerksamkeit bekam sie mit „Hungerspiele“. Vor der Veröffentlichung zeigte sie sich auf TikTok – weinend, mit dünnem Körper, im Krankenhaus. Später lachend, mit Freunden, beim Essen. Sie wollte zeigen: Es gibt gute und schlechte Tage. Heilung ist möglich.
Liska kennt die Krankheit Magersucht aus eigener Erfahrung
Seit der Song draußen ist, schreiben ihr viele Menschen. Sie erzählen, dass sie Ähnliches erlebt haben. Manche sagen sogar: Dein Lied hat mir beim Heilen geholfen.
Und Liska möchte etwas verändern. Denn auf TikTok gibt es Trends wie „skinnytok“, wo junge Leute sich Tipps geben, wie man möglichst schnell abnimmt. Für Liska ist das gefährlich. Sie sagt: Magersucht ist keine Mode. Sie ist eine Krankheit – und kann tödlich sein.
Liska kennt diese Krankheit gut. Heute geht es ihr besser. Sie hat zwei Therapien gemacht und weiß, worauf sie achten muss. Doch die Stimme im Kopf bleibt. Deshalb passt sie auf, was sie selbst im Internet zeigt – sie möchte niemanden damit verletzen oder auslösen.
Aber sie möchte Mut machen. Und das tut sie ja auch. Im nächsten Jahr geht sie auf ihre erste eigene Tour. In ihrer Band sollen nur Frauen spielen – das ist ihr wichtig. Und bis dahin? Möchte sie neue Lieder schreiben. Und weiter zeigen, dass Ehrlichkeit stark macht.
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