Immer mehr Menschen steigen in der Hauptstadt aufs Fahrrad. Und je mehr Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind, je voller es wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch zu Ordnungswidrigkeiten, Konflikten und Regelverstößen im Straßenverkehr kommt. Die Fahrradstaffel der Polizei kontrolliert deshalb immer wieder – und sorgt dafür, dass die Regeln auch eingehalten werden. KURIER war bei einem Einsatz dabei.
Polizei geht in Berlin schon am frühen Morgen gegen Rowdy-Radler vor
Es ist kurz nach acht, und wie so oft scheint ganz Berlin fünf Minuten zu spät dran zu sein. Alle eilen zur Arbeit, alle sind im Stress. Auch die Fahrradstaffel der Berliner Polizei ist schon lange wach und arbeitet. Mit leuchtend gelben Westen sind die Beamten eigentlich nicht zu übersehen. Aber die Kollegen haben trotzdem alle Hände voll zu tun. Am Unfallschwerpunkt, der Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße und Memhardstraße, direkt beim Pressecafé am Alex, beobachten sie aufmerksam das morgendliche Verkehrschaos.
Hier wird gedrängelt, bei Rot über die Ampel gehuscht, die Vorfahrt gemopst. Regelverstöße, die auch tödlich enden können. Jeden Tag kommt es in Berlin zu Unfällen und sogar Todesfällen im Straßenverkehr. Einer der Beamten nimmt sich Zeit für den KURIER. „Wir prüfen heute das Fehlverhalten von,- und gegenüber Radfahrern“, sagt er.

Berliner Fahrradstaffel der Polizei beim Einsatz: „Einmal Ausweis, bitte …“
Er schaut zu den Kollegen, die die Fahrradfahrer im Blick haben. Eigentlich sollten die zum Stehen kommen, weil die Ampel Rot zeigt. Zwar bremst der erste Radler kurz ab, aber nur, um auf den Gehweg auszuweichen, die Ampel zu umfahren und sich eine kleine Abkürzung zu gönnen. Spätestens hier hat ein Beamter der Fahrradstaffel kein Auge mehr zum Zudrücken übrig, und zieht ihn aus dem Verkehr. Der Fahrradfahrer fährt mit einem beschämten Lächeln zum Beamten. Er weiß, warum es ihn trifft – und noch bevor er bei dem Polizisten angekommen ist, hat er seinen Personalausweis aus der Tasche herausgekramt. Dann werden seine Personalien aufgenommen.
„Oft ist die Erklärung des Radfahrers ‚Ich wollte nur kurz abkürzen‘“, sagt der Polizist. „Aber es ist einfach nicht erlaubt!“ Was kostet das Fehlverhalten? „Grundsätzlich 25 Euro, aber das kommt auch auf die Umstände an.“ Ein weiteres gewöhnliches Delikt sei das Handy in der Hand beim Radeln: 55 Euro Strafe! Ein weiterer Beamter gesellt sich dazu: „In Berlin sind immer mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs, deswegen häufen sich auch die Delikte.“ Die Beamten wollen ihre Namen übrigens nicht in der Zeitung lesen.

Berliner Fahrradstaffel im Einsatz
Die Kontrollen heute sollen sämtliche Verkehrsteilnehmer auf Verkehrssicherheit aufmerksam machen und an die Einhaltung der Regeln erinnern. Dann quietschen plötzlich Reifen. Ein Autofahrer, der beim Abbiegen den Radfahrschutzstreifen missachtet hat, sorgt für irritierte Gesichter. „Das sind 40 Euro. Also, den Vorrang der Fahrradfahrer nicht gewährleisten“, erklärt der Beamte. Die Kollegen ziehen den Fahrer aus dem Verkehr, für so ein Gedrängel gibt es nur wenig Ausreden, er muss blechen.
Für die Fahrradstreife der Berliner Polizei sind solche Dreistigkeiten das tägliche Brot. Irgendwas findet sich immer: Ordnungswidrigkeiten, kleine Regelbrüche, Fehlverhalten, und dann Ausreden und Co. Die Beamten haben an diesen Morgen innerhalb von zwei Stunden rund 30 Verkehrsteilnehmer kontrolliert und sanktioniert, davon 10 Autofahrer.