„Glitter Projekt“

Glitzer-Verbot ab 15. Oktober? In Berlin gibt's biologisch abbaubares Glitzer

Jeen Low hat in Neukölln ein glänzendes Start-up gegründet. Seit Jahren kämpft sie gegen die Mikroplastik-Katastrophe in herkömmlichen Glitzer, das jetzt verboten wird.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Jeen Low (34) hat in Neukölln ein glänzendes Start-up gegründet. Bei „Glitter Projekt“ vertreibt sie seit 2019 biologisch abbaubares Glitzerpuder 
Jeen Low (34) hat in Neukölln ein glänzendes Start-up gegründet. Bei „Glitter Projekt“ vertreibt sie seit 2019 biologisch abbaubares Glitzerpuder camcop media / Andreas Klug

Berlin-Berlin soll glitzern. Herkömmlicher Glitter ist jedoch eine Mikroplastik-Katastrophe. Deshalb wird es ab 15. Oktober von der EU verboten. Die Partikel bestehen aus Plastik, Aluminiumfolie drumherum sorgt für das Funkeln. Jeen  Low weiß, das geht besser - und verkauft Öko-Glitter, ein Beautyprodukt mit Botschaft. Lange sucht Low nach einem Hersteller, der ohne Plastik auskommt. Sie wird schließlich in Deutschland fündig.

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Dies ist die Geschichte von einer, die auszog, Berlin das Glitzern zu lehren. Jeen Low heißt die Tüchtige, denn tüchtig muss man sein, wenn man sich etwas Ambitioniertes wie die Erhellung des Alltags vorgenommen hat. Jeen Low organisiert einen fröhlichen Feldzug: Biologisch abbaubares Glitzerpuder aus Berlin. Wir trafen Jeen Low 2019, schon damals war sie eine der Vorreiterinnen in Sachen Öko-Glitzer. Und bekennender Glitzer-Fan sowieso. 

Das Einzige, das man mit Glitter falsch machen könne, sei, zu wenig davon zu benutzen, findet Low. Weil Glitter das Miteinander von Menschen fördere. Lows Allzweckmittel bei der Verbreitung ihrer Botschaft: Reagenzgläser voll feinsten Staubs in Pink, Gold und Türkis. Jeen Low trägt schwarz-glitzernde Leggings. Schnell hockt sie im Schneidersitz auf dem Teppich, in dem unzählige Pünktchen schimmern, und erklärt ihre Mission.

Glitzer schafft Verbindungen

Vor sieben Jahren hat sie das „Projekt Glitter“ auf den Weg gebracht. Manche nennen es Start-up für biologisch abbaubares Glitzerpuder, für Jeen Low aber ist es eine Lebensphilosophie. „Ich möchte die Magie eines perfekten Festival-Tags in den Alltag bringen“, sagt sie. „Wir brauchen viel mehr Verbindungen zueinander. In Berlin und auf der ganzen Welt.“ Und mit ein bisschen Glitter ließen sich Verbindungen leichter knüpfen.

Auf Festivals ist der Look besonders beliebt. Doch genau genommen gibt es kaum einen Ort, an dem man nicht von ein bisschen mehr Glitzer profitieren könnte, glaubt Jeen Low. Sie zählt auf, zu welchen Gelegenheiten man Glitter auflegen könnte: Weihnachten lässt Kerzenschein die kleinen Partikel auf der Haut besinnlich blitzen.

Umweltfreundliches Glitzer ohne Plastik

Silvester kann es nicht genug funkeln. Und später, in der Faschingszeit, ersetzt gekonnt platzierter Glitter aufwendige Kostüme. Und dass jeder wintergraue U-Bahn-Morgen zwischen Alexanderplatz und Leinestraße mit etwas Glitzer an Leuchtkraft gewinnt, erkennt man nicht nur dann, wenn man wie Jeen Low erst vor ein paar Jahren von Malaysia nach Neukölln gezogen ist.

Ein Set aus drei Gläsern Glitter plus Kleber auf Aloe-vera-Basis und Pinsel kostet 20 Euro. . 
Ein Set aus drei Gläsern Glitter plus Kleber auf Aloe-vera-Basis und Pinsel kostet 20 Euro. . camcop media / Andreas Klug

Mit Öko-Glitzer gegen EU-Verbot

Berlin soll also glitzern. Herkömmlicher Glitter ist jedoch eine Mikroplastik-Katastrophe. Wenn sie abends den konventionellen Glitter im Abfluss verschwinden sah, wusste sie: Das ist eine dauerhafte Belastung für die Umwelt.  Ihr Glitter, den sie jetzt in Neukölln in Reagenzgläser abfüllt, besteht aus Zellulose und natürlich eingefärbter Alufolie. Das Aluminium mache 0,1 Prozent aus, so Low. Nach sechs Monaten ist er biologisch abgebaut. „Unser aus natürlichen, pflanzlichen Materialien hergestellter Glitzer verfügt über die EU-Zertifizierung für biologische Abbaubarkeit und zerfällt innerhalb von sechs Monaten“, so Jeen Low.  Auf jeder Glitzerampulle steht als einziger Verwendungshinweis: Share it. Also: Teile es mit Freunden oder Fremden.

+++ Mehr Infos: www.projektglitter.com +++