Flughafen-Warnstreik

Gestrandete Passagiere, hilflose Touristen: Seit 3.30 Uhr steht der Airport BER still

Flugreisende müssen tapfer sein: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi fallen an diesem Montag nicht nur am BER, sondern in ganz Deutschland Tausende Flüge aus.

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Zwei gestrandete Reisende sitzen am Montagmorgen am Flughafen Berlin Brandenburg BER mit ihrem Gepäck im Terminal. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und der Bodenverkehrsdienste für Montag zu einem 24-stündigen Warnstreik an 13 Flughäfen aufgerufen.
Zwei gestrandete Reisende sitzen am Montagmorgen am Flughafen Berlin Brandenburg BER mit ihrem Gepäck im Terminal. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und der Bodenverkehrsdienste für Montag zu einem 24-stündigen Warnstreik an 13 Flughäfen aufgerufen.Christophe Gateau/dpa

LH 1957 nach München (6.15 Uhr) – gestrichen. BA 981 nach London (6.25 Uhr) – gestrichen. DE 432 nach Hurghada (6.25 Uhr) – gestrichen. Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi legt den Hauptstadtflughafen BER lahm. Der Grund: Die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienstleister legten gegen 3.30 Uhr die Arbeit nieder. Keine Hoffnung für Berliner, die heute in den Urlaub starten wollten: Der Ausstand soll den gesamten Tag andauern. An insgesamt elf Flughäfen geht heute nichts oder kaum etwas. 

Der BER hatte bereits mitgeteilt, dass wegen des Ausstands kein Flugbetrieb möglich sei. „Sämtliche geplanten Abflüge und Ankünfte werden von den Streiks betroffen sein und können daher nicht stattfinden“, hieß es. Nach Angaben eines Sprechers sind je 246 Ankünfte und Abflüge sowie 67.000 Passagiere betroffen. Der Flugbetrieb soll zum Betriebsstart am Dienstag wieder aufgenommen werden.

Am BER: Auch kein Ferienflieger geht am Montag

Im Flughafen BER sitzen gestrandete, dick eingemummelte Passagiere mit ihrem Gepäck auf den Bänken und versuchen zu schlafen. Auf Twitter versuchen verzweifelte Passagiere, Auskunft zu bekommen und schreiben den BER direkt an. Eine Silvana will wissen, ob ihr Flug um 13.10 Uhr nach Hurghada (SM2961) stattfinden würde, sie hätte gelesen, dass einige Flüge trotz des Warnstreiks gehen würden. Ein BER-Sprecher antwortet auch und verweist auf die Mitteilung, dass alle Flüge gestrichen wurden. Einem gestrandeten Passagier gibt das BER Airport Service-Center Tipps zu Unterkünften in Airport-Nähe.

Am Montag startet und landet am BER definitiv kein Flug mehr. Alle Flüge sind auf den Hinweistafeln als gestrichen markiert. Hintergrund des Warnstreiks ist der Tarifstreit mit Bund und Kommunen, in dem Mitte März die nächste Verhandlungsrunde ansteht. Bei den einstmals kommunalen Flughafenbetreibern wird noch ein größerer Teil des Personals nach den Tarifregeln des öffentlichen Diensts beschäftigt. Auch für die Bodenverkehrsdienste wird parallel ein Branchentarifvertrag verhandelt.

Verdi rief heute an elf deutschen Flughäfen die Beschäftigten der Betreibergesellschaften und der Bodenverkehrsdienste zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Außerdem ruft Verdi in einem anderen Tarifkonflikt zeitgleich das Luftsicherheitspersonal zum Ausstand auf.

Von den Warnstreiks in beiden Tarifkonflikten sind folgende Flughäfen betroffen: Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Frankfurt, Stuttgart und München. An den Airports Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden sind nur Beschäftigte des Luftsicherheitsbereichs zum Ausstand aufgerufen.

3400 Flüge gestrichen: Über 500.000 Passagiere sitzen fest

Der Flugverkehr wird in weiten Teilen Deutschlands zum Erliegen kommen: Nach einer ersten Schätzung des Flughafenverbands ADV fallen allein wegen des Ausstands im öffentlichen Dienst und bei den Bodenverkehrsdiensten voraussichtlich mehr als 3400 Flüge aus, und rund 510.000 Passagiere können ihre Reisen nicht wie geplant antreten. Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung gibt es derzeit an einem durchschnittlichen Tag rund 6000 Flugbewegungen an deutschen Flughäfen. Dazu kommen noch rund 3000 Überflüge im deutschen Luftraum.

Gähnende Leere am BER: Die Sicherheitskontrollen im Terminal vom Flughafen Berlin Brandenburg BER sind verwaist.
Gähnende Leere am BER: Die Sicherheitskontrollen im Terminal vom Flughafen Berlin Brandenburg BER sind verwaist.Christophe Gateau/dpa

Am Drehkreuz Frankfurt können keine Passagiere einsteigen, und auch der Transitverkehr werde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den Auswirkungen betroffen sein, warnt der Betreiber Fraport. Geplant waren für den Montag 1170 Starts und Landungen mit zusammen rund 150.000 Passagieren. Die Aufgaben für einen vollumfänglichen Flugbetrieb würden ausgesetzt, lediglich ein Notdienst aufrechterhalten. Der Flughafenbetreiber ruft die Passagiere auf, nicht zu den Terminals zu kommen. Die Lufthansa arbeitet nach Angaben eines Sprechers an einem Ersatzflugplan.

Von den in München geplanten 820 Flügen wird wohl der größte Teil annulliert, in Hamburg sind 284 Flüge mit mehr als 40.000 Passagieren betroffen. In Köln und Düsseldorf werden vereinzelt Flüge abgefertigt. So ist gerade das Boarding für den Flug EW9580 (7.20 Uhr) nach Gran Canaria beendet, für den Ferienflieger DE1456 nach Fuerteventura (8.50 Uhr) läuft der Check-in. Viele andere Starts und Landungen sind aber gestrichen. Die beiden NRW-Airports sprechen von Verzögerungen, Verlegungen und Annullierungen von Flügen. Geplant waren 338 Starts und Landungen in Düsseldorf und 160 in Köln.

Verdi fordert 8 % mehr Lohn und drei freie Tage zusätzlich

Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber legten bisher kein konkretes Angebot vor.

Auch am Flughafen Frankfurt/Main wird gestreikt: Mitglieder der Fachgewerkschaft für Kommunal-Beamte und Arbeitnehmer im Deutschen Beamtenbund haben die Arbeit niedergelegt und sind auf dem Rhein-Main-Flughafen in den frühen Morgenstunden unterwegs zu einer Kundgebung.
Auch am Flughafen Frankfurt/Main wird gestreikt: Mitglieder der Fachgewerkschaft für Kommunal-Beamte und Arbeitnehmer im Deutschen Beamtenbund haben die Arbeit niedergelegt und sind auf dem Rhein-Main-Flughafen in den frühen Morgenstunden unterwegs zu einer Kundgebung.Andreas Arnold/dpa

In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit sowie die freie Arztwahl bei den regelmäßigen verpflichtenden ärztlichen Eignungsuntersuchungen der Beschäftigten.

Die im BDLS organisierten Arbeitgeber kritisierten die Warnstreikausweitung: „Die nun angesetzten Streikmaßnahmen an 13 Flughäfen sind nicht zielführend und unterstreichen lediglich die Maßlosigkeit seitens der Gewerkschaften, mit der wir auch in dieser Verhandlungsrunde wieder einmal konfrontiert werden“, sagt BDLS-Verhandlungsführer Christian Huber. ■