Die drei großen „B“ in Berlin sind in Kampfstimmung. Ab Montag früh kann man es bei zwei von ihnen erleben. Beim BER-Hauptstadtflughafen gehen wegen eines Warnstreikes keine Flüge mehr – und in einigen Stadtteilen bleiben die Mülltonnen voll, weil die Berliner Stadtreinigung (BSR) weiter im Ausstand ist. Auch die BVG kann in dieser Woche wieder in das Streik-Spiel einsteigen. Der KURIER erklärt, was Berliner jetzt wissen müssen.
Fangen wir mit dem Streik am BER an. Am 10. März hat die Gewerkschaft Verdi die Mitarbeiter der Bodenabfertigung zwischen 3.30 Uhr und 23.59 Uhr zum Warnstreik aufgerufen. Wenn diese Frauen und Männer ihre Arbeit niederlegen, läuft auf dem Hauptstadtflughafen so gut wie gar nichts mehr. Denn sie sind im normalerweise im Check-In tätig oder für die Gepäckabfertigung, dem Beladen sowie Betanken der Maschinen zuständig.
Welche Auswirkungen das für die Passagiere bedeutet. Konnten diejenigen schon am heutigen Sonntag auf dem Flughafen in Hamburg erfahren. Dort sollte das Personal auch erst wie beim BER am Montag in den bundesweiten Warnstreiks an insgesamt elf Flughäfen treten. Doch einige von ihnen taten dies nun überraschend 24 Stunden zuvor.
Wegen Ferienbeginn: Am Flughafen Hamburg ließ Verdi es plötzlich einen Tag zu früh streiken
144 Ankünfte und 139 Abflüge waren in Hamburg am Sonntag geplant, davon konnten am Morgen nur rund 10 Flüge stattfinden. Die restlichen Abflüge und Ankünfte wurden gestrichen. Man kann sich vorstellen, wie sauer die Passagiere waren. Vor allem wollten einige ihre Reise in die Frühjahrsferien starten, die in Hamburg begonnen haben. Viele Urlauber sitzen auf dem Airport fest.

Unter den Gestrandeten war auch Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber. Auf der Nachrichtenplattform X schrieb er: „Ok, für mich ist es ärgerlich, wenn wegen eines unangekündigten Streiks am Flughafen HH mein Urlaub ausfällt. Aber was ist mit der Frau vor uns am Security-Check, die mit ihrem schwer kranken Kind zur Behandlung fliegen muss? Das ist einfach nur mies.“
Ok, für mich ist es ärgerlich, wenn wegen eines unangekündigten Streiks am Flughafen HH mein Urlaub ausfällt. Aber was ist mit der Frau vor uns am Security Check, die mit ihrem schwerkranken Kind zur Behandlung fliegen muss? Das ist einfach nur mies.
— Constantin Schreiber (@ConstSchreiber) March 9, 2025
Zurück zum BER: Wie gesagt, dort wird für den 10. März der gesamte Flugbetrieb wegen des Warnstreiks stillgelegt. 246 An- und Abflüge waren geplant. Nur Notlandungen und Regierungsflüge können abgewickelt werden.
Streik an Flughäfen: Diese Rechte haben Reisende
Der BER rät Reisenden, sich frühzeitig bei ihrer Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter (wenn es sich um eine gebuchte Pauschalreise handelt) über mögliche Umbuchungen oder alternative Reisemöglichkeiten zu informieren. Der Arbeitskampf der Gewerkschaft Verdi am Hauptstadtflughafen trifft über 67.000 Passagiere.

Was können Betroffene nun machen? Im Fall eines Streiks sind die Fluggesellschaften verpflichtet, Reisegästen einen Ersatzflug oder eine alternative Transportmöglichkeit anzubieten, auf innerdeutschen Strecken auch per Bahn oder Bus. Fluggäste können auch vom Vertrag zurücktreten und sich den Ticketpreis erstatten lassen, teilt die Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ) mit.
Bei Pauschalreisen ist der Reiseveranstalter in der Pflicht, sich um eine alternative Beförderung zu kümmern. Er trägt auch etwaige Kosten, die durch eine verspätete Anreise entstehen (z.B. Verpflegung und Unterkunft). Ab einer Verspätung von fünf Stunden haben Reisende zudem Anspruch auf eine Preisminderung, heißt es beim VIZ.
Verdi plant für BSR eine ganze Streikwoche – und was passiert bei der BVG?
Richtig zur Sache geht Verdi beim Warnstreik bei der BSR: Der Arbeitskampf aus der vergangenen Woche wird ab Montag (10. März) bis Freitag (14. März) in Teilbetrieben der Berliner Stadtreinigung fortgesetzt.
Das bedeutet für die Berliner: Es wird Einschränkungen bei der Straßeneinigung geben, außerdem sind von Mittwoch (12. März) bis einschließlich kommenden Sonnabend (15. März) die Recyclinghöfe der BSR geschlossen. Zudem fällt die Müllabfuhr aus – und auch die BSR-Kieztage in verschiedenen Bezirken finden nicht statt.
Nur die Berliner Verkehrsbetriebe verschonen uns vorerst noch mit Warnstreiken. Bis einschließlich Mittwoch (12. März) herrscht eine „Friedenspflicht“ bei der BVG. Busse, Straßen- und U-Bahnen rollen weiter durch die Stadt. Allerdings könnten neue Warnstreiks auch bei der BVG noch in dieser Woche drohen.
Grund ist der 12. März. An diesem Tag treffen sich die BVG-Arbeitgeberseite und die Gewerkschaft Verdi zu einer außerplanmäßigen Verhandlungsrunde. Der eigentliche Termin war für den 21. März festgelegt.
Die Gewerkschaft Verdi fordert für die über 16.000 BVG-Mitarbeiter eine Erhöhung des Monatslohnes um 750 Euro sowie satte Schichtzulagen. Bei den Zulagen habe sich die Arbeitgeberseite deutlich den Verdi-Forderungen genähert. Nur beim Basis-Lohn scheint die Gewerkschaft nicht zufrieden zu sein.
Kommt es am Mittwoch zu keiner Einigung, stehen die Zeichen auf Streik. Ein Warnstreik wäre zum Wochenende denkbar und möglich. Es könnte nach dem 21. März sogar zu einem Dauer-Ausstand kommen. Die Belegschaft ist in Kampfstimmung.
„Wir Fahrerinnen und Fahrer spüren jeden Tag, wie sich der Personalnotstand und die Einsparungen auf unseren Alltag auswirken. Die Lage ist angespannt, und wir brauchen jetzt eine faire Lösung“, sagt Straßenbahnfahrer Manuel von Stubenrauch (43), Mitglied der Tarifkommission. „Nur so können wir unter besseren Bedingungen arbeiten und den Berliner Nahverkehr zuverlässig am Laufen halten.“ ■