Berliner Schnapsmanufaktur

Genug von der Bürokratie! Schnaps-Hersteller Mampe macht die Biege

Berlins Schnapsmanufaktur Mampe ist eine Erfolgsstory. Jetzt liebäugeln die Chefs mit einem Wegzug ins Ausland. Weil die Berliner Ämter nerven.

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Die Geschäftsführer Quirin Graf Adelmann und Tom Hölzner (l.) von der Berliner Spirituosen-Marke Mampe kritisieren die Bundesregierung wegen aktueller Zollbedingungen
Die Geschäftsführer Quirin Graf Adelmann und Tom Hölzner (l.) von der Berliner Spirituosen-Marke Mampe kritisieren die Bundesregierung wegen aktueller ZollbedingungenIna Schoenenburg/Ostkreuz

Berlins Traditionsmarke Mampe hat genug von der deutschen Bürokratie. Der älteste Spirituosenhersteller der Hauptstadt schiebt eine Menge Frust: Zieht die Marke mit dem berühmten Elefanten jetzt nach Thailand? Die Geschäftsführung jedenfalls ist genervt vom endlosen Berliner Papierkram und der schleppenden Verwaltung in der Hauptstadt – das könnte Mampe schon bald ins Ausland treiben.

Hertha BSC setzt auf eine Traditionsmarke: Beim jüngsten Fototermin trägt Spielerin Nora Giannori ein Trikot, das den Schriftzug „Mampe Null Null“ und einen auffälligen rot-weißen Elefanten auf dem linken Ärmel zeigt. Es handelt sich um den alkoholfreien Berliner Gin von Mampe, einem Unternehmen mit einer fast 200-jährigen Geschichte, das nun neuer Sponsor des Frauenteams ist.

Das Fotoshooting, schreibt die Berliner Zeitung (Bezahlschranke), findet in der Produktionshalle von Mampe im Berliner Bergmannkiez statt, einem Ort, der mit seinem beige-roten Backsteinbau den Charme industrieller Zeiten ausstrahlt. Zwischen Metallfässern, Destilliergeräten und Glasflaschen wird die einst fast vergessene Schnapsmarke Mampe in Szene gesetzt, die nun wieder ins Rampenlicht tritt.

Mampe, einst eine bedeutende Marke im Berliner Nachtleben, war in den letzten Jahrzehnten fast in der Versenkung verschwunden. Doch in den 1970er-Jahren war die Marke bereits einmal Trikotsponsor bei Hertha – damals noch bei den Herren. Das Sponsoring war der letzte Versuch, die Marke durch Sport am Leben zu halten, doch es folgte ein Konkurs im Jahr 1992. In den darauf folgenden Jahren, als Teil der Firma Berentzen, erkannte man den aufkommenden Gin-Trend zu spät, und Mampe geriet weiter in Vergessenheit.

Mampe wurde zu neuer Blüte geführt

Erst 2012, als der frühere Inhaber Tom Inden-Lohmar die Markenrechte sicherte und Mampe am neuen Standort in Berlin-Kreuzberg wieder aufbaute, begann der langsame Wiederaufstieg. Schließlich übernahmen Quirin Graf Adelmann, Florian Löhlein und Tom Hölzner das Unternehmen im Jahr 2020, um Mampe zu neuer Blüte zu führen.

Mit viel Enthusiasmus und einer großen Portion Neugier gingen sie das Projekt an. Gemeinsam entwickelten sie ein neues Flaschendesign für ihren Gin – robust und auffällig, mit einem Boden in Form eines Elefantenfußes. Die Idee: Die alte, verstaubte Marke sollte wieder frisch und modern wirken, ohne ihren traditionellen Charme zu verlieren, so die Berliner Zeitung.

Doch der Weg zurück an die Spitze war und ist nicht einfach. In Berlin kämpft Mampe mit der Bürokratie. Besonders deutlich wurde dies beim Bau der neuen Produktions- und Lagerhalle in Marzahn, für die es fast zwei Jahre dauerte, eine Baugenehmigung zu erhalten. In dieser Zeit stiegen die Baukosten um 40 Prozent, und das Unternehmen musste zusätzlich 500.000 Euro investieren.

Auch der Wasser- und Stromanschluss ließ lange auf sich warten, was den Beginn der Produktion weiter verzögerte. Trotz all dieser Herausforderungen bleiben die Geschäftsführer entschlossen, Mampe in Berlin zu halten und das Unternehmen weiter auszubauen.

Aber Mampe schaut nicht nur auf den deutschen Markt. Die Geschäftsführer haben den südostasiatischen Markt im Visier, insbesondere Thailand. Dort wollen sie ihren Gin etablieren, da sie in dem aufstrebenden Nachtleben des Landes großes Potenzial sehen. „Die Thailänder sind hungrig, die haben Bock zu wachsen“, sagt Tom Hölzner der Berliner Zeitung.

Trotz Zoll-Problemen sieht Mampe großes Potenzial in Thailand

Für den Markteintritt in Thailand mussten sie jedoch ebenfalls bürokratische Hürden überwinden: Fünf Monate dauerte die Zollabwicklung, was die Produktion und den Export erheblich verzögerte. Trotz dieser Probleme sieht Mampe großes Potenzial in Thailand, wo die Marke keine Umsatzsteuer zahlen muss, wenn die Umsätze unter 48.000 Euro bleiben. Das macht den Markt sehr attraktiv.

Die Berliner Marke mit dem Elefanten ächzt unter bürokratischen Vorschriften.
Die Berliner Marke mit dem Elefanten ächzt unter bürokratischen Vorschriften.Ina Schoenenburg/Ostkreuz

Auch die Schweiz ist für Mampe ein interessanter Markt. Dort setzen sie auf eine „Ready To Drink“-Lösung, die in Dosen verkauft wird und gut bei den Konsumenten ankommt. Für das Berliner Traditionsunternehmen wird es zunehmend attraktiver, außerhalb Deutschlands tätig zu werden, wo die Bürokratie und die damit verbundenen Zertifikate die Geschäfte erschweren.

In Deutschland hat Mampe allerdings auch Zukunftspläne. Mit der Zertifizierung „Sustainable Berlin“, die im Rahmen der landeseigenen Tourismus-Marketingagentur Visit Berlin angeboten wird, wollen die Geschäftsführer ihre Marke weiter voranbringen. Die Zertifizierung ermöglicht es Mampe, sich als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren und sich neue Marketingmöglichkeiten zu erschließen.

Mampe ist noch lange nicht am Ende

Doch auch hier zeigt sich die Bürokratie von ihrer schwerfälligen Seite: Für das Zertifikat mussten zahlreiche Dokumente eingereicht und 56 Kriterien erfüllt werden, was einen enormen Aufwand bedeutet und jährlich 150.000 Euro kostet. Tom Adelmann kritisiert diesen „Zertifizierungswahn“ scharf, da er seiner Meinung nach innovative Unternehmen ausbremst und in eine Art „innovationsfeindliche Mittelmäßigkeit“ zwingt.

Trotz aller Widrigkeiten sehen die Geschäftsführer die Zukunft positiv. Sie wollen die Berliner Wurzeln der Marke Mampe nicht verlieren und sehen in Deutschland weiterhin einen wichtigen Markt. Deutschland werde immer ein attraktiver Absatzmarkt bleiben, sagt Hölzner, und ihre Berlin-DNA wollten sie niemals verlieren.

Also: Die Herausforderungen sind groß, aber die Motivation und die Pläne der Geschäftsführer lassen darauf schließen, dass Mampe noch lange nicht am Ende ist. Jetzt darf die Firma ihre Produktion nur nicht komplett ins Ausland verlagern. ■