Seit dem 26. Oktober 2017 ist die Burgsdorfstraße in der Nähe des S‑Bahnhofes Wedding gesperrt. Nur Fußgänger kommen auf der einen Bürgersteigseite durch. Grund: eine Ruine, die einzustürzen droht. Die über 80 jährige Eigentümerin des Hauses, der weitere Häuser an der Friedenauer Odenwaldstraße und in Wilmersdorf gehören, lässt die Immobilie verfallen. Jetzt zieht der Bezirk die Reißleine und reißt das Geisterhaus auf ihre Rechnung ab – für 800.000 Euro!
Unendliche Geschichte um Geisterhaus von Wedding
Die Geschichte um das Haus ist eine unendliche. 2004 sperrte der Bezirk einen Seitenflügel. Marode Substanz, Verwahrlosung, Wohnen war hier längst nicht mehr möglich. 2017 stellte ein Gutachter Einsturzgefahr für das Vorderhaus fest, das Amt sperrte die Straße vor dem Haus ab, um Gefahren durch herabfallende Putzteile vorzubeugen. Auch das Dach, um das seit Jahren ein Holzzaun steht, war eingesunken. Anwohner und Gewerbetreibende in der Burgsdorfstraße treibt das in den Wahnsinn.
Neben der Ruine, aus deren leeren Fensterhöhlen sich die Tauben in die Luft schwingen, spielen die Theater-Profis von Prime Time Theater. Intendant Oliver Tautorat:„Mich hat in den vergangenen Jahren die Sorge um die Gewerbetreibenden beschäftigt. Die hatten wirklich massive Einbrüche“, sagt er.

Die meisten Theatergäste kämen zum Glück mit der Bahn. Dennoch sei er erleichtert, wenn das Geisterhaus abgerissen wird. So wie ihm geht es vielen Anwohnern.
Lange hatte der Bezirk Mitte versucht, die Eigentümerin zur Sanierung zu bewegen. Auch mit gerichtlichen Mitteln. Doch es passierte nichts. Aus dem Dach des Hauses wuchs über die Jahre eine Birke, durch die Fensterhöhlen zieht der Wind. Rund um das Haus leben unzählige Ratten, erzählt Özmen, der genau gegenüber einen Backshop betreibt. Er kann kaum glauben, was der Bezirk in einer Mitteilung nun verkündet.
Jahrelange Straßensperrung wird bald beendet
Der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Facility Management, Ephraim Gothe, teilt mit, dass das Bezirksamt Mitte „im Rahmen einer Ersatzvornahme eine qualifizierte Firma damit beauftragt, das einsturzgefährdete Gebäude in der Burgsdorfstraße 1, 13353 Berlin, abzureißen“. Schon am 10. Juli sollen die Arbeiten beginnen. „Der bedauernswerte Zustand des Gebäudes sowie die damit einhergehende siebenjährige Straßensperrung hat im erheblichen Umfang das Leben der Anwohnenden in der Nachbarschaft beeinträchtigt. Mit dem Abriss wird dieser Zustand nun beendet“, so der Bezirk. Etwa acht Wochen soll es dauern, das Elend abzureißen.

Oliver Tautorat vom Prime Time Theater wünscht sich, dass sozialer Wohnungsbau an Stelle des Geisterhauses verwirklicht wird. Yusuf, der seit 2008 einen Frisörladen gegenüber des Hauses betreibt, wünscht sich endlich wieder mehr Kunden für die ganze Straße, in der schon viele Ladenbesitzer aufgegeben haben. Ein Passant, der in der Nähe wohnt, fragt sich, wieso der Abriss so lange gedauert hat. Und er fragt sich, wo die Ratten bleiben werden, wenn sie aus der Ruine vertrieben werden.
