Angst nach dem Knall

Explosion in Neuköllner Siedlung: Bastelte hier jemand eine Bombe?

46 Menschen wurden bei er Explosion mit anschließendem Feuer verletzt. Nun wird mit Hochdruck nach der Ursache gefahndet.

Author - Florian Thalmann
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Kriminaltechniker untersuchen die Brandwohnung in der High-Deck-Siedlung in Berlin-Neukölln. Schuttproben werden ins Labor gegeben, auf Reste von Chemikalien untersucht.
Kriminaltechniker untersuchen die Brandwohnung in der High-Deck-Siedlung in Berlin-Neukölln. Schuttproben werden ins Labor gegeben, auf Reste von Chemikalien untersucht.Berliner KURIER

Dieser Fall schockt ganz Berlin: In der Nacht zum Montag kam es in der berüchtigten High-Deck-Siedlung in Neukölln zu einer folgenschweren Explosion mit anschließendem Brand. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt. Nun rätseln alle: Was genau ist hier passiert? Experimentierte etwa jemand mit illegalem Feuerwerk – oder sollte sogar eine Bombe gebaut werden? Was bekannt ist.

Explosion und Brand in der High-Deck-Siedlung: Mehr als 40 Verletzte!

Gegen halb vier am Montagmorgen kam es in einer Erdgeschosswohnung am Michael-Bohnen-Ring zu einer folgenschweren Explosion, die Wohnung ging in Flammen auf. Der ohrenbetäubende Knall weckte viele Anwohner, die Druckwelle sprengte die Fensterscheiben aus den Fenstern. Splitter und Teile der Möbel landeten auf dem Rasen vor dem Haus. Es kam zu einem Großeinsatz der Rettungskräfte, auch während des Einsatzes und der Löscharbeiten der Feuerwehr waren immer wieder Explosionen zu hören.

Die schockierende Bilanz: Der Bewohner der Brandwohnung wurde bewusstlos und mit starken Verbrennungen und einer Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht. Er war auch am Nachmittag noch nicht ansprechbar. Weitere 45 Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr verletzt, zogen sich zumeist Rauchgasvergiftungen zu. Davon wurden 15 in Krankenhäuser gebracht.

Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen vor der ausgebrannten Wohnung in Berlin-Neukölln. Zahlreiche Menschen wurden verletzt.
Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen vor der ausgebrannten Wohnung in Berlin-Neukölln. Zahlreiche Menschen wurden verletzt.Fabian Sommer/dpa

Wollte in der High-Deck-Siedlung in Neukölln jemand eine Bombe bauen?

Viele fragen sich: Was genau ist hier passiert? Lief ein Experiment mit illegalem Feuerwerk schief – oder wollte jemand eine Bombe bauen? Das ist Teil der Ermittlungen. Schon im Tagesverlauf stiegen Fachkräfte der Polizei in die ausgebrannte Wohnung, sicherten Spuren, nahmen Proben aus dem Schutt. Er wird nun im Labor untersucht, um Rückstände explosiver Substanzen zu finden. Die Ermittlungen leitet inzwischen das Fachkommissariat für Sprengstoffdelikte beim Staatsschutz.

Trümmerteile liegen vor der ausgebrannten Wohnung in Berlin-Neukölln. Die Rußspuren an der Fassade zeigen das Ausmaß des Brandes.
Trümmerteile liegen vor der ausgebrannten Wohnung in Berlin-Neukölln. Die Rußspuren an der Fassade zeigen das Ausmaß des Brandes.Fabian Sommer/dpa

Klar ist: eine Gasexplosion kann nicht der Grund für die Feuerkatastrophe sein. „Hier liegen nur Strom und Wasser an, aber kein Gas“, sagte ein Angestellter der zuständigen Wohnungsbaugesellschaft dem KURIER. Die Spurensuche durch die Kriminaltechnik dauert an. Näher dürfte da der Verdacht liegen, dass hier mit illegalem Feuerwerk herumgespielt wurde. Denn: die High-Deck-Siedlung ist bekannt dafür, dass in der Silvesternacht hier bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen.

Dafür sprechen würde auch die Tatsache, dass während der Löscharbeiten immer wieder Knallgeräusche zu hören gewesen sein sollen. Das konnte die Polizei zunächst weder bestätigen noch dementieren. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte, das müssten nicht unbedingt Explosionen sein. Durch die Hitze des Feuers könnten auch Fensterscheiben zerbersten. wodurch der Knall überhaupt ausgelöst wurde, sei Gegenstand der Ermittlungen.

Anwohner schildern: So erlebten Sie den Horror in der High-Deck-Siedlung

Anwohner schilderten den Horror der Explosion. „Mein Sohn wurde am Morgen von der Polizei geweckt“, sagt eine ältere Frau gegenüber dem KURIER. Sie zeigt auf eine Wohnung im obersten Stockwerk, die schräg über der Brandwohnung liegt. „Die ganze Wohnung ist voller Ruß, und es stinkt.“ Ein Bewohner des Hauses sagte in einem Interview, er sei durch lautes Piepen, das er zunächst für seinen Wecker gehalten habe, aufgewacht.

„Ich bin dann zum Fenster – und habe die Flammen gesehen. Da bin ich vor lauter Schreck erst mal aufgestanden“, sagte er. Danach habe er die Wohnungstür geöffnet und gesehen, dass das Treppenhaus bereits stark verraucht gewesen sei. „Dann habe ich die Tür wieder zugemacht und habe gewartet.“ Und eine Anwohnerin, die gegenüber wohnt, berichtete, sie sei von einem lauten Knall geweckt worden. Dann habe es „lichterloh“ gebrannt. (mit dpa)