Hunderttausende Beschwerden

Berlin verdreckt, aber es gibt kaum Strafen für Müllsünder!

Die Berliner melden so viel wie nie über die Ordnungsamt-App. Aber wer seinen Müll einfach auf die Straße schmeißt, hat kaum was zu befürchten.

Author - Berliner KURIER
Teilen
Berlin, wie es leider oft aussieht:  Ein Mann läuft an einem Haufen Sperrmüll im Berliner Stadtteil Wedding vorbei.
Berlin, wie es leider oft aussieht: Ein Mann läuft an einem Haufen Sperrmüll im Berliner Stadtteil Wedding vorbei.dpa/Ducret

Berlins digitaler Kummerkasten platzt aus allen Nähten. Im ersten Halbjahr 2025 gingen über die Ordnungsamt-App stolze 123.000 Beschwerden ein – ein neuer Rekord und zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) kommt mit dem Aufräumen in der Hauptstadt kaum noch hinterher, Berlin verdreckt immer mehr. Und wie sieht’s bei den Strafen für Müllsünder aus? Pustekuchen!

Berlin verdreckt: 60.000 Meldungen zu illegal entsorgtem Müll!

Mehr als 60.000 App-Meldungen betrafen illegal entsorgten Müll. Besonders empört die Berliner offenbar der Anblick von alten Sofas, Elektroschrott und Plastiktütenbergen auf Gehwegen. Doch wer glaubt, dass all diese Hinweise zu Strafen führen, irrt gewaltig. Nur 348 Verfahren wurden laut aktuellen SPD-Anfragen in Berlin tatsächlich eingeleitet, schreibt der Checkpoint. Das bedeutet: Auf Tausende Anzeigen kommt im Schnitt gerade einmal ein einziges Ermittlungsverfahren. Einige Bezirke erfassen die Zahlen gar nicht erst – die Dunkelziffer dürfte also etwas höher liegen. Aber das Grundproblem bleibt: viel Ärger, wenig Konsequenz.

Hinter den Müll-Meldungen folgen in der Beschwerde-Hitliste Falschparker (16.798 Meldungen) und Hinweise für die Straßenaufsicht (12.765). Damit zeigt sich, dass die Hauptstadtbewohner ihr Umfeld ganz genau im Blick haben – vom zugeparkten Radweg bis zur Sofaecke im Gebüsch.

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) kommt beim Müllentsorgen kaum noch hinterher.
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) kommt beim Müllentsorgen kaum noch hinterher.Bernd Friedel/imago

Berliner Ordnungsamt-App kostet rund eine halbe Million Euro

Die App selbst ist für Berlin kein Schnäppchen. Rund eine halbe Million Euro ließ sich Berlin den Betrieb im vergangenen Jahr kosten. Künftig soll aber gespart werden: Das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten will teure Schulungen vor Ort durch Online-Videos ersetzen – und so die jährlichen Ausgaben um ein Drittel senken. Bleibt die Frage, ob sich damit auch das Grundproblem lösen lässt: eine Stadt, in der der Müll zwar gemeldet, aber selten wirklich geahndet wird. Denn bislang gilt in Berlin offenbar die Devise: melden ja, bestrafen nein.