Viele Jahre lang war John Kornblum das Gesicht der USA, vertrat das Land nicht nur gegenüber der Bundesregierung, sondern auch in vielen Talkshows. Am Donnerstag nun verstarb Kornblum im Alter von 80 Jahren in Nashville im Bundesstaat Tennessee, USA.
Den Tod des früheren Gesandten bestätigte die derzeitige Botschafterin der USA Amy Gutman im Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter.
Ein Amerikaner mit einer Liebe für Deutschland
Kornblum, dessen Großeltern in den 1880er-Jahren aus Ostpreußen in die USA auswanderten, hatte immer ein besonderes Verhältnis zu Deutschland. Geboren in der Autostadt Detroit, die einst wie kaum eine andere für den amerikanischen Traum stand, studierte Kornblum an der Michigan State University Deutsch und Politikwissenschaften, später noch Internationale Beziehungen.
Seine erste Stelle im diplomatischen Dienst der USA führte ihn als Vizekonsul an das amerikanische Generalkonsulat in Hamburg – mit gerade einmal 21 Jahren.

Verfasser des Satzes „Mr. Gorbachev, tear town this wall!“
1969 dann wechselte er gar an die amerikanische Botschaft nach Bonn und auch danach immer wieder zwischen den Posten im amerikanischen Außenministerium und in der Bundesrepublik. Als Kommandant des amerikanischen Sektors von Berlin organisierte Kornblum die berühmte Rede von Präsident Ronald Reagan am Brandenburger Tor 1987. Den berühmten Aufruf „Mr. Gorbachev, tear town this wall!“ („Mr. Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“) schrieb er Reagan ins Manuskript.
Unter Bill Clinton stieg Kornblum dann weiter auf und wirkte an der Beendigung des Bosnienkrieges mit. Bis er 1997 den Posten bekam, der ihm wohl auf den Leib geschnitten war: den des Botschafters der USA in Deutschland. Während seiner Amtszeit nahm der Terrorismus gegen die USA weltweit zu; auch wenn der 11. September 2001 nicht mehr hineinfiel, erfuhr Kornblum auch schon zuvor, dass das neue starke Deutschland die Hände nicht immer da hatte, wo es den Mund hatte.

Nicht nur eitel Sonnenschein in Deutschland
Besonders erboste Kornblum, dass die Berliner ihm den besseren Schutz der amerikanischen Botschaft in Mitte lange verwehrten. Zwei Jahre dauerten die Verhandlungen darüber; sie sollten Kornblums Deutschlandbild stark beeinflussen.
Doch auch nach seiner Amtszeit war er immer wieder in Deutschland – stritt als leidenschaftlicher Transatlantiker in Talkshows und Meinungsbeiträgen für eine stärkere Rolle der Bundesrepublik und nahm dabei selten ein Blatt vor den Mund. Dennoch waren die Einschätzungen Kornblums geschätzt, auch wenn sich einige erst später als richtig erweisen sollten, wie sein Pochen für mehr Eigenverantwortung der europäischen Staaten, aber ganz besonders auch Deutschlands.

John Kornblum warnte vor einer Welle des Populismus in Europa
Beinahe prophetisch warnte Kornblum nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA 2016 vor einer ähnlichen Populismus-Welle, die durch Europa schwappen könnte, und forderte auch hier wieder mehr Eigenverantwortung seiner europäischen Freunde. Zuletzt erinnerte er Deutschland an seine Verantwortung in Bezug auf die Ukraine und sprach sich für mehr Waffen und Geld aus der Bundesrepublik für das von Russland angegriffene Land aus.
Mit John Kornblum verliert Deutschland einen wahren Freund auf der anderen Seite des Atlantiks, einen, der die Entwicklung der Bundesrepublik, der Wiedervereinigung und des heutigen Deutschlands lange begleitet hat. Kronblum gründete mehrere Kulturinstitutionen in Berlin mit und war Mitglied des Vorstands der Internationalen Martin-Luther-Stiftung.
Er hinterlässt eine Frau und zwei Söhne.