Auf der Frankfurter Allee

Erstmals im Osten Berlins: Der Karneval der Kulturen macht rüber

Zu dem Straßenumzug am 8. Juni werden Hunderttausende Besucher erwartet. Die Strecke ist aus DDR-Zeiten umzugserprobt, die Polizei fährt die Sicherheitsmaßnahmen hoch.

Author - Stefan Henseke
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Ein buntes Spektakel: Der Karneval der Kulturen zieht in diesem Jahr in den Osten Berlins um.
Ein buntes Spektakel: Der Karneval der Kulturen zieht in diesem Jahr in den Osten Berlins um.Monika Skolimowska/dpa

Kreuzberg ade, hallo Friedrichshain und Mitte: Der Karneval der Kulturen macht am 8. Juni rüber. Erstmals wird er in diesem Jahr im Osten der Stadt über die Straße gehen. Eine Großbaustelle auf der Gneisenaustraße sorgt dafür, dass das bunte Spektakel in diesem Jahr keinen Platz in Kreuzberg mehr findet. Das Straßenfest jedoch bleibt an alter Stelle.

Der Umzug zieht um – nach Friedrichshain auf die Frankfurter Allee und die Karl-Marx-Allee. Es sei eine Chance, „neue Bilder in die imposante Straße zu bringen“, sagte Anna-Maria Seifert, Co-Leiterin des Karnevals der Kulturen.

Frankfurter Allee: Die Strecke ist seit DDR-Zeiten umzugserprobt

Ganz freiwillig ist der Umzug in den Osten Berlins nicht: Durch eine Großbaustelle in der Gneisenaustraße – der ursprünglichen Strecke – war der Karneval gezwungen, einen anderen Umzugsort zu finden. Und da bot sich dann natürlich die breite Straße, die ja schon seit DDR-Zeiten umzugserprobt ist, an. Für die Tänzer, Musiker und Umzugswagen. Für Hunderttausende Besucher, wie wieder erwartet werden. 650.000 waren es im vergangenen Jahr.

Bezirk, Feuerwehr und Polizei hätten es ermöglicht, dass eine neue Route gefunden wurde, sagt Anna-Maria Seifert. „Wir haben versucht, den Kiez mitzunehmen auf die Reise“, sagt die Organisatorin und berichtet von Anwohner-Treffen und Informationen für Geschäfte. „Aber wir hoffen auch, dass viele alteingesessene Karnevalsfans mitkommen.“

Knapp 70 Gruppen sind laut Veranstalter in diesem Jahr dabei, etwa ein Dutzend davon zum ersten Mal. „Andere sind bereits 20 Jahre und länger dabei“, berichtet Seifert.

Die Polizei wird bei dem Umzug natürlich auch eine wichtige Rolle spielen – nach den Erfahrungen von Magdeburg und anderen Terroranschlägen in den vergangenen Jahren. Im letzten Jahr begleitete die Polizei das multikulturelle Spektakel allein am Umzugstag  mit rund 1300 Beamten. Für dieses Jahr ist das Sicherheitskonzept nochmals in Beratung mit Polizei und Feuerwehr angepasst worden, wie Organisatorin Seifert sagt. „Wir haben uns bestmöglich vorbereitet und unsere Maßnahmen hochgefahren.“

Karneval der Kulturen: Polizei fährt Sicherheitsmaßnahmen hoch

Zuletzt hatte die Berliner Polizei bei größeren Veranstaltungen extra verschiedene Sperrelemente und auch Polizeiautos an Zufahrtsstraßen und Seitenstraßen aufgestellt. So sollen Besucher vor mögliche Amokfahrten oder Terroranschlägen mit Autos geschützt werden.

Das viertägige Stadtfest vom 6. bis 9. Juni wird aber sich wie immer in Kreuzberg rund um den Blücherplatz abspielen. Auch da werden Zehntausende Besucher erwartet. Im vergangenen Jahr feierten rund 1,1 Millionen Menschen das viertägige Fest inklusive Karneval.

Zu DDR-Zeiten zog in Berlin die große 1. Mai-Demonstration über Frankfurter Allee und Karl-Marx-Allee.
Zu DDR-Zeiten zog in Berlin die große 1. Mai-Demonstration über Frankfurter Allee und Karl-Marx-Allee.Rolf Zöllner/imago

Der Karneval der Kulturen hat seine Ursprünge 1996. Als Folge von Rassismus und zahlreichen Übergriffen sollte er ein Zeichen sein für Diversität und friedliches Miteinander. Die jüngsten politischen Entwicklungen hätten viele der mehr als 4500 Akteure alarmiert, heißt es von den Veranstaltern. „Migrationspolitik darf nicht genutzt werden, um zu spalten.“