Als im März der frisch renovierte Gendarmenmarkt in Berlin wieder eröffnet wurde, hagelte es auch gleich jede Menge Kritik. Als Steinwüste und Stadtglatze wurde die denkmalgerecht erneuerte Natursteinpflaster-Fläche geschmäht. Der renommierte Berliner Architekt Wolf R. Eisentraut sieht das ganz anders.
Der Gendarmenmarkt mit dem Deutschem und dem Französischem Dom sowie dem Konzerthaus in Berlin-Mitte gilt als einer der schönsten Plätze in Berlin, beliebt bei Berlinern wie auch bei Touristen aus aller Welt. Doch dass es nach den zweijährigen Umbauarbeiten so gar kein Grün gibt zwischen den akkurat gesetzten Steinen, sorgte für Frust und Spott.
Architekt Eisentraut: Der Gendarmenmarkt ist kein Park
Eine Aufregung, die Wolf R. Eisentraut nicht nachvollziehen kann. Er habe sich über die Debatte geärgert, sagte der preisgekrönte Architekt der Berliner Morgenpost.
„Der Gendarmenmarkt ist wie ein Tablett, auf dem die drei ikonischen Baukörper serviert werden“, erklärte der Architekt sehr anschaulich das Konzept. „Da kann man keine Bäume pflanzen.“
Weiter führte er gegenüber der Zeitung aus, dass der Gendarmenmarkt ein städtischer Platz sei, der im Kontrast zu den engen Straßen stehe. „Es ist kein Park, der steht woanders.“ Zudem seien ja Bäume auf dem Platz. Eisentraut: „Hinter den Kirchen stehen reichlich Bäume.“

Wolf R. Eisentraut (81) ist einer der bekanntesten Architekten der DDR. In den 80er Jahren hat er die markantesten Gebäude in der Großsiedlung Marzahn konzipiert, wie das Rathaus am Helene-Weigel-Platz und das Freizeitforum an der Marzahner Promenade. Bereits in den 70ern war er mitverantwortlich beim Entwurf des Palasts der Republik, konzipierte den Mittelteil, etwa das Theater im Palast (TiP) und die Eingangshalle.
Gendarmenmarkt-Erneuerung orientiert an DDR-Zeit
Zu der Kritik an der Steinwüste Gendarmenmarkt hatte sich Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) kurz nach der Eröffnung bereits geäußert. Es habe vor dem Umbauprojekt lange Gespräche darüber gegeben, welcher historische Zustand wieder hergestellt werden solle. Der Platz habe sein Aussehen über die Jahrhunderte stark verändert. Schließlich habe man sich entschieden, sich an der Gestaltung während der Zeit der DDR zu orientieren – und da hätte es schon vergleichsweise wenig Grün gegeben.
Zielsetzung sei auch gewesen, mit dem Gendarmenmarkt einen Veranstaltungsort zu haben – etwa für das Classic Open Air im Sommer oder für den Weihnachtsmarkt. Dafür wären viele Bäume eher hinderlich, sagte der Senator. Ursprünglich war der Gendarmenmarkt im 17. Jahrhundert als Marktplatz angelegt worden.