Ende vergangenen Jahres schwappte die große Grundsteuerwut durch Berlin. Als viele Berliner Post vom Finanzamt bekamen – mit den neuen Grundsteuerbescheiden. Nicht wenige Besitzer von Eigenheimen und Eigentumswohnungen mussten auf einmal zwei- oder dreimal so viel zahlen wie bisher. Bei uns meldeten sich Leser, von denen das Amt für ihre Wochenendgründstücke sogar das 20-fache forderte. Die Leser sprachen von „modernem Raubrittertum“, ein Rentner von „Betrug an den Ärmsten“. Jetzt hat die Finanzverwaltung die genauen Zahlen vorgelegt.
Laut Finanzverwaltung bleiben die Einnahmen des Landes gleich. Nach derzeitigem Stand beträgt die festgesetzte Grundsteuer für dieses Jahr 888,7 Millionen Euro. Bis Mai gingen in den Kassen der Finanzämter 378,4 Millionen Euro rein – im vergangenen Jahr waren es aber im gleichen Zeitraum rund acht Millionen weniger.
Hart betroffen: Viel Besitzer von Einfamilienhäusern
Während sich die Summe der Grundsteuer für Wohngrundstücke (-0,71 Prozent) und Nichtwohngrundstücke geringfügig reduziert (-1,37 Prozent), steigt die für unbebaute Grundstücke zu zahlende Grundsteuer deutlich (+240,14 Prozent). Die Steigerung für diese Grundstücke war gewollt, um Spekulanten abzuschrecken.
Aber: Die Werte unterscheiden sich voneinander erheblich – auch innerhalb der gleichen Kategorien. Besonders betroffen: die Besitzer von Einfamilienhäusern.
Wer zahlt mehr, wer zahlt weniger
Einfamilienhäuser: Insgesamt hat die Finanzverwaltung 142.118 Einfamilienhäuser in Berlin erfasst. Freuen können sich über die neue Grundsteuer nur gut ein Viertel. 16,2 Prozent der Besitzer zahlen weniger Grundsteuer als vorher, bei zehn Prozent bleibt es ungefähr gleich. Aber 15,9 Prozent (22.654 Häuser) der Besitzer zahlen mehr als das Dreifache, 9 Prozent mehr als das 2,5-Fache, 11,7 Prozent mehr als das Doppelte. Der Rest liegt bis zu knapp unter 100 Prozent über den alten Grundsteuerwerten.
Zweifamilienhäuser: Es gibt 25.988 Zweifamilienhäuser in Berlin. Hier zahlen immerhin mehr als ein Drittel der Besitzer (37,4 Prozent) weniger oder unverändert viel Grundsteuer. Nur 5,2 Prozent der Häuser (1346) sind hier in der Gruppe mit den höchsten Preissteigerungen eingruppiert, müssen mehr als das Dreifache ans Finanzamt überweisen.
Mietwohngrundstück (Mietshäuser mit mehr als zwei Wohnungen): Die Eigentümer der 1.199.084 Wohnungen scheinen die Gewinner der Grundsteuerreform zu sein. Für mehr als die Hälfte dieser Wohnungen (54,2 Prozent) wurde die Grundsteuer gesenkt. 13,1 Prozent kosten ähnlich so viel wie vorher. Weitere 15,8 Prozent zahlen maximal 50 Prozent mehr.
Eigentumswohnungen: Es gibt 578.717 Eigentumswohnungen in Berlin. 31,2 Prozent der Besitzer zahlen weniger als vorher, 13,7 Prozent ähnlich viel. Hier liegen die meisten Preissteigerungen im Bereich von plus 50 Prozent (23,9 Prozent) und bis 100 (18,4 Prozent).
Wichtig: Mieter sollten jetzt von den Grundsteuersenkung bei über 50 Prozent der Wohnungen auf Mietwohngrundstücken profitieren. Denn Vermieter müssen diese Kostensenkungen weitergeben, da diese über die Grundsteuer umgelegt werden. Deshalb sollten alle Mieter die Grundsteuerabrechnung, die 2026 kommt, genau prüfen. Stutzig sollten Sie vor allem werden, wenn die Höhe der Grundsteuer exakt gleich geblieben ist.