In Berlin geht man mit Kunstwerken und Wahrzeichen recht respektlos um. Entweder besprühen Klimakleber der Letzten Generation Baudenkmäler wie das Brandenburger Tor oder die Weltzeituhr mit Farbe, um so angeblich die Welt zu retten. Oder Graffiti-Aktivisten beschmieren Skulpturen mit ihrem Gekrakel, das sie noch Kunst nennen. Aber auch Diebe schlagen zu. Jetzt haben Langfinger in Pankow die Bronze-Katze der DDR-Bildhauerin Johanna Jura (1923-1994) geklaut.
Die bei Halle geborene Künstlerin gehörte zu den heimlichen Stars der ostdeutschen Bildhauer-Szene. Von ihr gibt es viele Denkmäler in Berlin zu sehen. Zu den größeren Werken gehören das Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Innenhof der Humboldt-Universität und das Mahnmal gegen den Atomkrieg in der Frankfurter Allee, die in den 70er-Jahren entstanden.
Aber nicht nur Großaufträge gehören zum Schaffen von Johanna Rau. In ihrer Keramikwerkstatt, die sie in ihrem Haus in Berlin-Mahlsdorf errichtet hatte, entstanden Bronzeplastiken, die einfach nur die Städte verschönern und an denen sich die Menschen erfreuen sollte. Wie die Sportlerin im Landschaftsgarten „An der Parkaue“ in Berlin-Lichtenberg oder die Plastik „Mädchen mit Katze“.
DDR-Bildhauerin Johanna Jura: Ihre Bronze-Katze wurde schon einmal gestohlen
Letztere ist an der Greifswalder Straße in Pankow zu finden. Die Bronze-Plastik, die Jura 1977 fertigte, wurde dort 1980 direkt an der Straße aufgestellt. 17 Jahre später rückte man sie hinter ein Wohnhaus an der Greifswalder Straße 87. Das „Mädchen mit der Katze“ stellt offenbar eine Szene aus der Kindheit der Bildhauerin dar.
Nun fehlt der Plastik, die dem Bezirksamt Pankow gehört, die Katze. Die Polizei vermutet, dass das tierische Kunstgeschöpf bereits zwischen dem 15. August und 12. September verschwand. Die Ermittler bittet jetzt die Anwohner, ihnen bei der Suche nach der Bronze-Katze und den Dieben zu helfen.
Das Tier wurde schon mehrmals Opfer von Langfingern, berichtet Susanne Jura, Tochter der Bildhauerin, dem KURIER. Als die Skulptur 1997 versetzt wurde, sollen bereits Diebe die Katze vom Granitsockel gelöst und gestohlen haben. Das Tier, das danach zu sehen war, ist also eine Kopie, die in der Originalgipsform nachgegossen wurde.
Aber auch mit dieser Katze ging man vor dem Diebstahl schon nicht besonders respektvoll um. Sie wurde mit roter Farbe beschmiert, die Spuren davon waren an den Augen zu sehen.

Jetzt ist also diese Katze weg. Vermutlich waren die Diebe, die sie raubten, alles andere als Kunstliebhaber. Für sie hat die Katze der DDR-Bildhauerin eher einen materiellen Wert. Um die 1000 Euro bekommt man für 100 Kilogramm Bronze beim Schrotthändler. Möglich, dass die Langfinger bei so einem Händler bereits vorstellig wurden.
Jeder kleinste Hinweis, jede Beobachtung, die zu dem Verbleib der Katze des Pankower Bronzemädchens von der Greifswalder Straße Auskunft geben könnten, sind für die Polizei wichtig. Wer helfen kann, wendet sich an das Landeskriminalamt 444 (Tempelhofer Damm 12I oder ruft unter der Telefonnummer 030 4664 944 408 an. ■