In Berlin wird eine außergewöhnliche Immobilie aus der Prignitz versteigert. Ein Grenzwachturm aus DDR-Zeiten. Er steht in Cumlosen, an der Elbe, nahe bei Wittenberge. Ende des Monats soll der Turm einen neuen Besitzer finden. Startgebot 5000 Euro. Ein Schnäppchen? Wer hat Interesse an einem Wachturm? Und was fängt man damit an?
Der denkmalgeschützte Grenzwachturm steht direkt am Deich, mit Elbblick und „jede Menge Landschaft drumherum“, wie Thomas Engel sagt. Er betreut die Auktion des Turms bei der Deutsche Grundstücksauktionen AG in Berlin. Der Grundstücksauktionator hat schon einige besondere Objekte versteigert, Schlösser, Bunker, Bahnhöfe und auch eine Insel – ein Grenzwachturm war noch nicht dabei.

Wer wird bei dem Wachturm mitbieten? Diesem massiven Relikt aus der Zeit, als die Deutschen durch die schwer bewachte Grenze getrennt waren. Noch gehört er dem deutschen Staat. Viele solcher Grenzwachtürme sind nicht mehr erhalten. Geschichtsinteressierte könnten zu den Bietern gehören, vermutet Engel.
Mehr will er über die Bieter nicht sagen, auch wenn er sie schon kennt. Denn einfach bei der Auktion vorbeikommen und mitbieten geht bei so einer Immobilie nicht. Da muss man sich bereits im Vorfeld mit dem Auktionshaus in Verbindung setzen. Das entscheidet dann, ob man die Bieterkarte bekommt. Zuschauen kann aber jeder - und so erfahren, wie teuer der Grenzturm am Ende wird. Die Auktion ist offen. (Info dazu siehe Ende des Artikels.)
Wer sich für einen Grenzwachturm interessiert, hat doch sicher schon eine Vorstellung, was er damit anstellt? Nicht unbedingt. Es gäbe immer wieder Leute, die sich einfach für ein Objekt begeistern, und sich erst wenn sie den Zuschlag erhalten haben überlegen, was sie damit machen, erzählt Auktionator Engel, der den Job seit 26 Jahren macht.
Was die Wachturm-Bieter womöglich vorhaben, dazu will sich Engel nicht äußern. Nur mal so als Idee? „Nun, als Idee wäre vielleicht eine Ferienwohnung interessant.“ Die 717-Einwohner-Gemeinde Cumlosen liegt schön im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. Es gibt Radwege und Wanderwege entlang der Elbe.

Vielleicht spielt ein Interessent auch mit dem Gedanken, dauerhaft die 180 Quadratmeter des Turms zu bewohnen, verteilt auf drei Geschosse, Keller und eingeschossigen Anbau. Das dazugehörige Grundstück hat die Größe eines halben Fußballfeldes. Allerdings: Der Turm steht einsam und stand lange leer, Vandalen tobten sich hier aus. Fast alles muss saniert und instandgesetzt werden und das Gebäude ist nicht erschlossen.
Als Wohnsitz scheint der Grenzwachturm wohl doch nicht geeignet zu sein. Ohnehin gilt: „Die Entscheidung, welche Nutzung möglich ist, trifft die Gemeinde. Sie hat die Planungshoheit“, erklärt Thomas Engel. Mit der Gemeinde sollte man sich also vor der Auktion in Verbindung setzen. Und auch der Denkmalschutz spricht ein Wörtchen mit. Bislang wird der Turm im Cumlosen von einem Pächter als Lager genutzt. Jahresmiete 200 Euro.
Man darf gespannt sein, wer den Zuschlag für den Turm bekommt und ob er tatsächlich an einen neuen Besitzer geht. Wir werden berichten. Und hier die Informationen zur Auktion: Sommerauktion der Deutsche Grundstücksauktionen AG (www.dga-ag.de) am 26./ 27. Juni (Grenzturm am 27.) in Berlin im Sheraton Grand Hotel Esplanade Berlin, Lützowufer 15, 10785 Berlin, Beginn 12 Uhr.
