Der neue Plan der Justizverwaltung, anstelle der bisherigen Rasselisten einen Hundeführerschein für alle Halter verpflichtend zu machen, stößt bei den Kurier-Lesern auf wenig Gegenliebe.
Sie kritisieren zum einen den zusätzlichen Verwaltungsaufwand und fragen sich, wer in der Praxis all die Prüfungen abnehmen soll. „Einer dieser vielen ‚Hundetrainer‘, was ja kein Ausbildungsberuf ist?”, oder „Irgend so ein Bürohengst im Ordnungsamt, der von Hunden keine Ahnung hat?“
„Soll Oma auf ihrer alten Tage für ihren Fifi einen Hundeführerschein machen?“, fragt ein anderer Leser und trifft damit einen Punkt. Allerdings soll es wie in Niedersachsen auch Ausnahmen für erfahrene Halter geben, die in den letzten zehn Jahre für mindestens zwei Jahre bereits einen Hund gehalten haben. Diese müssen dann keinen neuen Sachkundenachweis erbringen.
Das Problem befindet sich meist am Ende der Leine
Dass weniger bestimmte Rassen das Problem sind, und vielmehr bestimmte Erziehungsfehler, darin sind sie Leser sich einig: „Das Problem liegt meist am Ende der Leine – nämlich beim Halter. Daran wird das aber nichts ändern. Es gibt keine Schönwetterhunde, die einfach so funktionieren, wie wir es gerne hätten.“
Hundeführerschein ist Abzocke
Ein besonderer Kritikpunkt sind die Kosten, die auf Halter mit einem verpflichtenden Hundeführerschein zukommen könnten. Schon wieder weitere Abzocke wittern die Leser. Wer in Berlin beim Bürgeramt keinen Termin in den nächsten acht Wochen bekommt, der glaubt nicht so recht an die Umsetzbarkeit eines solchen Vorhabens. „Zum Glück haben wir ja auch sonst keine Probleme“, so der Tenor.

Im Gegenzug dazu spricht sich der Berliner Tierschutzverein klar für eine Abschaffung der Rasselisten für Hunde aus.
„Das Problem liegt oftmals nicht bei den Hunden, sondern eher am anderen Ende der Leine“, sagt Eva Rönspieß, Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins für Berlin. Um das Leben aller Berliner Hunde künftig sicherer und schöner zu gestalten, braucht es klare Regeln und eine nachgewiesene Sachkunde. Denn leider verhalten sich immer noch zu viele Menschen nicht verantwortungsbewusst im Umgang mit ihren Hunden.
Daher fordert Eva Rönspieß: „Aus Sicht des Tierheims und des Tierschutzvereins darf eine solche Abschaffung der Rasseliste nur mit der verpflichtenden Einführung eines Hundeführerscheins einhergehen. Nur so können Hund und Mensch langfristig glücklich zusammenleben.“
Abschaffung der Rasseliste wäre Sechser im Lotto
In Berlin besteht die „Gefährliche-Hunde-Verordnung“ seit 2016 und umfasst die Rassen Pitbull, American Staffordshire Terrier, Bullterrier sowie deren Kreuzungen. Für diese Hunde gelten besondere Auflagen wie Leinen- und Maulkorbpflicht, erhöhte Hundesteuern oder die Pflicht zur Vorlage einer Vermietergenehmigung. Die sogenannte Rasseliste führt zu einer Stigmatisierung und einem negativen Image dieser Tiere – ein Bild, das der Realität nicht gerecht wird. Vielmehr sind es die Lebensumstände eines Hundes, die sein Wesen prägen. Aktuell warten im Tierheim Berlin rund 50 sogenannte Listenhunde auf ein neues Zuhause – das ist etwa jeder vierte Hund.
„Eine Abschaffung der Rasseliste wäre für sie wie ein halber Sechser im Lotto. Endlich hätten sie bessere Chancen auf ein liebevolles Zuhause. Nur aufgrund ihrer Rasse stehen sie auf dieser Liste und werden dadurch benachteiligt. Die erschwerte Vermittlung stellt unser Tierheim vor große finanzielle und räumliche Herausforderungen“, erklärt Rönspieß weiter. Ob die Rasseliste tatsächlich vom Berliner Senat abgeschafft wird, bleibt derzeit noch abzuwarten. Sollte sich die schwarz-rote Koalition zu diesem Schritt entschließen, begrüßt der Tierschutzverein Berlin die Entscheidung – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ein verpflichtender Sachkundenachweis, also ein Hundeführerschein, eingeführt wird. ■