Immer mehr Miezen sind ohne Zuhause, laufen kläglich maunzend durch die Straßen – auch in der Hauptstadt. Der Deutsche Tierschutzbund zählt das Schicksal der Millionen Straßenkatzen inzwischen zu einem der größten Tierschutzprobleme in Deutschland. Helfen kann aber jeder.
Katzen sind die beliebtesten Haustiere in Deutschland
Katzen sind mit Abstand die beliebtesten Haustiere der Bundesbürger. Fast 16 Millionen Stubentiger schnurrten laut Daten des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe im vergangenen Jahr auf Deutschlands Sofas. Doch es gibt auch die andere Seite eines Katzenlebens in Deutschland. Kaum ein Haustier wird nach Bobachtungen des Tierschutzbundes so schlecht behandelt wie Katzen. Sie werden in Käfigen gehalten oder in Wohnungen gehortet, vernachlässigt, ausgesetzt – und auch zu Tode gequält.
Das härteste Leben führen schätzungsweise mehr als 1,5 Millionen Katzen ohne Zuhause – ihre genaue Zahl kennt niemand. Sie leben in Schrebergärten, auf verlassenen Gehöften, Bauernhöfen oder Firmengeländen. Oft verenden sie qualvoll, geschwächt durch Krankheiten, Verletzungen, Parasiten, sie verhungern oder erfrieren. Mehr als 10.000 Straßenkatzen, so schätzt der Tierschutzverein für Berlin, leben allein in der Hauptstadt. „Wir sprechen von unsichtbarem Leid, weil diese Katzen nicht so offen herumstreunen wie zum Beispiel in Südeuropa“, sagt Sprecherin Zoe Dymke. „Aber wir sehen sie jeden Tag, wenn wir an Futterstellen mit im Einsatz sind.“

Viele Tierheime sind schon am Limit. Nicht nur vom Platz her und finanziell, sondern auch mit Blick auf die emotionale Belastung der Teams, sagt Dalia Zohni, Fachreferentin für Heimtiere beim Tierschutzbund. Katzenleid ohne Ende. Und es wird jedes Jahr schlimmer.
Katzen auf den Straßen wurden von Menschen im Stich gelassen
Der Grund für die Misere ist für Tierschützer: der Mensch. Es gibt keine bundesweite Pflicht, die eigene Mieze kastrieren und registrieren zu lassen. Jede Straßenkatze stamme von Hauskatzen ab, betont der Tierschutzbund. Und jede zehnte Katze in Deutschland sei nicht kastriert. Sie könne schon mit rund acht Monaten vier bis sechs Junge bekommen. Überlebten alle, habe sie nach fünf Jahren 19.000 Nachfahren.

In Berlin gibt es seit Juni 2022 eine Chip- und Kastrationspflicht für Katzen. Im Tierheim der Hauptstadt, einem der größten Europas, ist keine Wirkung zu spüren. „Es fehlt immer noch an Aufklärung, warum das Kastrieren so wichtig ist“, sagt Sprecherin Dymke. 458 Berliner Tierheimkatzen warten gerade auf ein Zuhause, einige von ihnen wurden in Kartons und Mülleimern gefunden.
Gegen das Leid der Straßenkatzen kann jeder Tierliebhaber kämpfen
Die Lücke in der Kasse der Tierheime füllen im Moment Spenden, Nachlässe und Mitgliedsbeiträge, die der Tierschutzverein für Berlin erhält. „Dabei ist die Kastration von Straßenkatzen aus unserer Sicht eine kommunale Aufgabe“, sagt Dymke.