Bei der BVG läuft vieles nicht rund, in verschiedenen Bereichen gibt es Probleme, Fahrgäste und Personal sind genervt. Die bisher bekannten Schwierigkeiten sind nicht das einzige, was den Winter für die Berlinerinnen und Berliner problematisch machen könnte: In Kürze stehen Tarifverhandlungen an, bei denen die Gewerkschaft Verdi mehr Geld für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verschiedene andere Zulagen durchsetzen will. Und das bedeutet: Es drohen nicht nur Warnstreiks, sondern ein richtig harter Streik-Winter für die Berlinerinnen und Berliner.
Verdi warnt vor Streiks bei der BVG: Extreme Herausforderung für die Fahrgäste
Schon vor Tagen kündigte die Gewerkschaft an, dass es für die Fahrgäste der BVG unter Umständen ein schwieriger Winter werden könnte. „Je nachdem, wie sich die Arbeitgeberseite verhält, sind für den Beginn des neuen Jahres erste Arbeitskampfmaßnahmen zu erwarten“, sagte Jeremy Arndt von Verdi in einem Interview mit der Berliner Zeitung. Fahrgäste müssen demnach ab Januar mit Streiks bei der BVG rechnen. Das Problem: Einen kleinen Warnstreik ist der Berliner Öffi-Nutzer inzwischen gewöhnt. Doch dabei muss es nicht bleiben.
Denn: Verdi gehe davon aus, dass der Tarif-Zoff ähnlich intensiv werden könnte wie jener im Jahr 2008. „Damals haben wir die BVG in mehreren Wellen insgesamt rund sechs Wochen lang bestreikt“, sagt Arndt. „Der Tarifstreit 2025 könnte auf einen Konflikt mit ähnlich schweren Folgen hinauslaufen. Darauf bereiten wir uns jetzt vor.“ Er warnt ausdrücklich, auf die Fahrgäste der BVG komme im kommenden Jahr eine „extrem große Herausforderung“ zu. „Wir sagen aber auch, dass dieser Tarifstreit nötig ist, um die Qualität des Angebots für die Fahrgäste und das Funktionieren dieser Stadt auf Dauer zu sichern.“

Und was will Verdi für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BVG erreichen? Es geht um höhere Löhne – insgesamt 750 Euro mehr pro Monat werden gefordert. Dazu kommen laut Berichten weitere Zulagen, etwa ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienstzulage in Höhe von 300 Euro und eine Schichtzulage in Höhe von 200 Euro. Im Januar beginnt die Tarifrunde. Laut Verdi sind die Anpassungen erforderlich. „Wir Beschäftigten sorgen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr dafür, dass die Berlinerinnen und Berliner von A nach B kommen“, heißt es. „Wir erwarten eine anständige Bezahlung, mit der wir uns das Leben in dieser Stadt weiterhin leisten können.“
Gewerkschaft Verdi: BVG erwartet 2024 einen Fehlbetrag von 58 Millionen Euro
In letzter Zeit ist von etlichen Problemen die Rede, die es bei der BVG gibt. Und auch Arndt legt im Interview den Finger in die Wunde. „Für dieses Jahr erwartet die BVG einen Fehlbetrag von 58 Millionen Euro, für 2025 sieht die Planung ein Defizit von 163 Millionen Euro vor“, sagt er. „Wir kritisieren, dass der Senat die Möglichkeiten, die Situation zu verbessern, nicht ausschöpft.“ Seit Jahren werde etwa darüber gesprochen, dass der öffentliche Verkehr in Berlin eine weitere Säule zur Finanzierung brauche – neben den Einnahmen durch die Fahrgelder und Zahlungen des Landes.

„Obwohl der Druck immer stärker wurde, ist nichts passiert. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird diskutiert, aber der Senat hat keine Entscheidung getroffen“, sagt der Verdi-Experte. „Er kann sich jetzt nicht hinstellen und sagen: Wir haben nicht genug Geld, nun müssen wir die Axt anlegen.“ Und wie reagiert die BVG auf den bald beginnenden Tarifstreit und die Forderungen der Gewerkschaft? Sie sollen sorgfältig geprüft werden, heißt es. „Die BVG ist zuversichtlich, dass die 2025 anstehende Tarifrunde fair und partnerschaftlich verläuft“, teilte das Unternehmen mit. „Wir wollen gemeinsam gute Ergebnisse erzielen - für die Mitarbeitenden, für das Unternehmen und natürlich auch mit Blick auf die Fahrgäste.“ Ob die mit Blick auf den Januar auch zuversichtlich bleiben? Es dürfte schwierig werden. ■