In Ostdeutschland, wo die Löhne traditionell niedriger waren, zeigt eine aktuelle Analyse deutliche Fortschritte. Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, die Lohnungleichheit in Deutschland zu verringern und die Lebensbedingungen vieler Menschen zu verbessern.
Der gesetzliche Mindestlohn, der am 1. Januar 2015 in Deutschland eingeführt wurde, hat sich als wirksames Instrument zur Verbesserung der Einkommenssituation von Geringverdienern erwiesen. Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass die Gehälter von Beschäftigten im unteren Einkommensbereich seit der Einführung des Mindestlohns deutlich gestiegen sind.
Deutliche Einkommenssteigerungen bei Geringverdienern – besonders in Ostdeutschland
Besonders in Ostdeutschland, wo der Niedriglohnsektor größer ist, konnten die Einkommen erheblich zulegen. Zwischen 2013 und 2018 stiegen die Löhne im unteren Einkommensbereich um durchschnittlich 21 Prozent, inflationsbereinigt. Noch deutlicher fiel der Anstieg bei Monatsverdiensten von etwa 1.300 Euro aus, die um beeindruckende 31 Prozent wuchsen. Im Vergleich dazu war der Anstieg in Westdeutschland moderater, wo die Einkommen im Niedriglohnbereich um rund 12 Prozent stiegen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass in Westdeutschland weniger Menschen im Niedriglohnsektor arbeiten.
Toralf Pusch, der die Studie leitete und als Arbeitsmarktexperte tätig ist, unterstreicht, dass diese positiven Entwicklungen in erster Linie dem Mindestlohn zuzuschreiben sind. Der Mindestlohn habe dazu beigetragen, Lohnungleichheiten zwischen verschiedenen Regionen abzubauen und die Lebensqualität von Arbeitnehmern im Niedriglohnbereich zu verbessern. Entgegen den Bedenken einiger Kritiker führte die Einführung des Mindestlohns nicht dazu, dass Arbeitgeber die Arbeitsstunden von Beschäftigten im Mindestlohnbereich reduzierten.

Lohnanstieg in Ostdeutschland
Während die Einkommen der Geringverdiener stark anstiegen, waren die Zuwächse bei höheren Einkommen weniger ausgeprägt. In Ostdeutschland stiegen die Einkommen der besserverdienenden Arbeitnehmer um etwa 14 Prozent, in Westdeutschland um 11 Prozent. Die Studie berücksichtigt jedoch nicht die Auswirkungen der jüngsten Erhöhungen des Mindestlohns, insbesondere nicht die Anhebung auf 12 Euro im Jahr 2022. Die Analyse basiert auf Daten aus den Jahren 2008, 2013 und 2018, wobei aktuelle Zahlen für das Jahr 2023 noch nicht vorliegen, da die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe nur alle fünf Jahre erhoben wird.
Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns hat also insbesondere in Ostdeutschland zu einer deutlichen Verbesserung der Einkommenssituation von Geringverdienern geführt. Während die Effekte in Westdeutschland weniger stark ausgeprägt sind, bleibt der Mindestlohn ein zentrales Instrument, um Lohnungleichheiten abzubauen und den Lebensstandard von Arbeitnehmern im Niedriglohnbereich zu erhöhen. ■