Tiertrainer erklärt

So bringen Sie Ihrem Hund Tricks und Kunststücke bei

Kunststücke und Tricks kann fast jeder Hund erlernen – ohne Druck oder Gewalt, sagt ein Tiertrainer aus Gosen. Und: Hundedamen sind die besseren Künstler.

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Leonid Beljakov, Tiertrainer, mit seiner Boxerhündin Mathilda
Leonid Beljakov, Tiertrainer, mit seiner Boxerhündin MathildaPatrick Pleul/dpa

Mathilda ist eindeutig der Star der wilden Hundetruppe. Die vier Jahre alte Boxerhündin kann geduldig einen Tennisball auf ihrer Nase balancieren, eine Rolle vorwärts machen oder ihrem Menschenpartner kumpelhaft die Pfote auf die Schulter legen. „Sie ist ein echter Profi und hat ein Talent, sich in den Mittelpunkt zu drängen“, sagt Leonid Beljakov schmunzelnd. Immerhin: Das Verbeugen mit ausgestreckten und durchgedrückten Vorderläufen beherrschen alle seiner zehn Tiere.

Gerade ist die Showtruppe aus dem Europapark Rust ins heimische Gosen (Oder-Spree) zurückgekehrt: Sechs Wochen lang waren Mathilda, Dolly und die anderen Hunde mit dem 63-Jährigen im Winterzirkus des Freizeitparks aufgetreten. „Die Tiere sind perfekt ausgebildet. Was sie mit ihrem Trainer zeigten, kam sehr gut an, Zuschauer waren begeistert“, resümiert Dustin Huesca, der in Rust für den Winterzirkus zuständig ist. Eine weitere Zusammenarbeit mit dem gebürtigen Russen will er nicht ausschließen. Für Wolfgang Steffens, Hunde- und Tiertrainer aus Ebstorf (Niedersachsen), ist das nicht verwunderlich. „Was Beljakov macht, ist einfach toll. Denn die große Herausforderung in den Shows ist es, mehrere Hunde gleichzeitig agieren zu lassen“, erzählt er.

Mit seinen vierbeinigen Künstlerkollegen wie der kleinen Hündin Eva tritt Leonid Beljakov in Shows auf.
Mit seinen vierbeinigen Künstlerkollegen wie der kleinen Hündin Eva tritt Leonid Beljakov in Shows auf.Patrick Pleul/dpa

Hunde mit Tricks begeistern auch Erwachsene

„Es gibt das Vorurteil, Hundeshows seien nur etwas für Kinder. Bei uns lachen auch die erwachsenen Zuschauer“, erzählt der so gelobte Beljakov. Seine Kunst: Der 63-Jährige präsentiert sich und seine tierischen Schützlinge stets mit einem Augenzwinkern – sowohl in der Zirkusmanege als auch im Fernsehen, bei Hundemessen oder Stadtfesten. Wenn Beljakov beispielsweise auf der Bühne bewegungslos auf dem Rücken liegt und Mathilda ihren Kopf seitlich auf seinen Brustkorb legt, um scheinbar den Herzschlag zu überprüfen, ist ihm das Schmunzeln des Publikums gewiss. „Du siehst einfach, wie lebenslustig und freudig seine Tiere bei der Sache sind. Das erreicht man nicht durch Zwang, sondern durch positive Verstärkung mit Leckerlis zur Belohnung“, beschreibt Tiertrainer Steffens.

Kunststücke und Tricks brauchen beim Hund Zeit und Geduld

Kommandos erteilt der Hundetrainer fast ausschließlich auf seiner Muttersprache Russisch. An der Moskauer Zirkusschule hatte er einst seinen Abschluss gemacht, danach als Akrobat in ganz Europa gearbeitet, in Deutschland unter anderem bei den Zirkussen Roncalli oder Flic Flac. Im Laufe der Jahre kamen jüngere und damit leistungsstärkere Artisten nach. Anfang der 2000er-Jahre nahm Akrobat Beljakov endgültig seinen Hut und bekam zum Abschied einen Hundewelpen geschenkt. „Mit Hündin Momo fing mein zweites Berufsleben an. Ich übte viel und es dauerte Jahre, bis ich ein zweites Tier dazu nahm“, erinnert er sich.

Kunststücke und Tricks kann jeder Hund erlernen – ohne Druck oder Gewalt, sagt Tiertrainer Leonid Beljakov und zeigt das mit Hündin Dolly.
Kunststücke und Tricks kann jeder Hund erlernen – ohne Druck oder Gewalt, sagt Tiertrainer Leonid Beljakov und zeigt das mit Hündin Dolly.Patrick Pleul/dpa

Vor 13 Jahren zog er mit Frau Natalja und seinen tierischen Showpartnern nach Gosen. „Wir suchten lange nach einem geeigneten Zuhause, fanden es schließlich hier, unmittelbar in Wald- und Seenähe“, sagt Natalja Beljakov. Auf dem weitläufigen Grundstück haben die Hunde sogar ein eigenes Haus. Es sind Vierbeiner unterschiedlichster Größe: Rassetiere wie Boxer, Pudel oder Border Collie, aber auch Promenadenmischungen. Sie stammen von befreundeten Züchtern oder aus Tierheimen. „Jeder Hund, der neugierig und nicht ängstlich ist, kann Kunststücke und Tricks erlernen – es braucht nur Geduld und Zeit“, ist der gebürtige Russe überzeugt.

Jeder Hund hat Showtalent

Etwa zwei Jahre dauere die Ausbildung der Junghunde, bevor sie showreif seien, erzählt der Wahl-Gosener. „Du musst den Charakter und das Temperament kennenlernen, das individuelle Potenzial des Tieres entdecken, ihn dazu beim Spielen und bei ausgedehnten Spaziergängen beobachten“, beschreibt er die Arbeit. Nicht jeder Hund könne auf einem Schlappseil oder auf einem sich drehenden Regenschirm balancieren, einen Handstand auf den Armen des Trainers machen, wie die zierliche Pudeldame Dolly oder Pinscher-Mix Layla. „Sie haben andere Stärken, wie Seilspringen oder Yoga-Übungen im Duett beispielsweise“, erzählt der 63-Jährige.

Leonid Beljakov hat nur weibliche Hunde – sie lernen Tricks besser.
Leonid Beljakov hat nur weibliche Hunde – sie lernen Tricks besser.Patrick Pleul/dpa

Geübt werde so, dass die Vierbeiner nicht merkten, wann das Spiel ende und das eigentliche Training beginne – ohne Druck oder gar Gewalt. „Sie sollen keinesfalls leiden, sondern Spaß dran haben.“

Das ist auch Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund wichtig. „Eine körperliche, aber auch geistige Auslastung von Hunden ist immer wünschenswert, wenn das Wohl der Tiere im Vordergrund steht, die Leistung freiwillig erbracht wird und den Tieren nichts abverlangt wird, was sie überfordert oder nicht tiergerecht ist“, erklärt sie. Hunde hätten durch ihre genetische Anlage bedingt einen ausgeprägten Aktionsdrang und benötigten bis zu mehrere Stunden Beschäftigung am Tag, so Pommerening.

Hundedamen lernen Tricks besser

Beljakovs Hunde sind alle weiblich. „Die sind besser zu händeln als Rüden, markieren nicht ständig ihr Revier – also pinkeln nicht überall hin“, macht er deutlich. Auch die Kommunikation klappe besser, sagt der Hundetrainer, der viele Bücher gelesen hat, um die Psychologie seiner Bühnenpartner zu verstehen. „Wenn sie begreifen, was ich von ihnen will, ist das der erste wichtige Schritt.“ Generell hätten seine Tiere, vor allem die bereits erfahrenen, ein gutes Gedächtnis. „Mit denen brauche ich die Tricks beim Training nicht so häufig zu wiederholen. Mit jungen Hunden in der Ausbildung übe ich viermal täglich – aber nicht länger als jeweils zehn Minuten, da sie sich nicht so lange konzentrieren können.“ Tiere, die zu alt für die Show werden, genießen ihren Lebensabend bei den Beljakovs.