Nur noch 3 Tage Volksfest

Schock für alle Obstwein-Fans: Das Baumblütenfest in Werder wird verkürzt

Im vergangenen Jahr machte die Stadt Werder an der Havel einen Millionenverlust. Jetzt wird der Rotstift angesetzt. Wir sagen, was alles geplant ist. Alle Termine, alle Veranstaltungen

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 Ein Riesenrad dreht sich auf dem Baumblütenfest.
Ein Riesenrad dreht sich auf dem Baumblütenfest.Julian Stähle/dpa

Das größte Volksfest im Osten ist ins Schlingern geraten. Das Baumblütenfest in Werder stand lange Zeit wegen Saufgelagen und Gewalt in der Kritik. Im vergangenen Jahr gab es einen Neustart, die Stadt jedoch machte ein Millionen-Defizit. Konsequenz: In diesem Jahr wird das Programm zusammengestrichen und gekürzt.

Rund 1,15 Millionen Miese machte die 27.000 Einwohner große Stadt im vergangenen Jahr mit dem traditionsreichen Baumblütenfest. „Der Personalmangel im Dienstleistungssektor sorgte bei vielen Anbietern für Schwierigkeiten. Absagen, Vertragsbrüche und Inflation führten zu hohen Defiziten“, hieß es nach dem Fest. Auch die Personalkosten für die Sicherheit und die Servicekräfte stiegen stark an. Dazu kommt: Es kamen viel weniger Besucher als kalkuliert, die zwischen 10 und 25 Euro Eintritt für die Konzerte (Die Atzen, Ross Antony, Harris & Ford) auf der Bismarckhöhe zahlen wollten.

Das Volksfest wird verkürzt: Nur noch ein langes Wochenende – vom 3. bis 5. Mai

Nur noch ein Wochenende lang, vom 3. bis zum 5. Mai, wird das Baumblütenfest in diesem Jahr als „Stadtfest der Werderaner“ in der Innenstadt mit mehreren Bühnen veranstaltet –mit nur noch drei Tagen weitaus kürzer als in den Vorjahren. Für das Fest in diesem Jahr sind laut Stadt 500.000 Euro an Haushaltsmitteln vorgesehen.

Das 145. Baumblütenfest wird in diesem Jahr dreigeteilt: Neben dem Volksfest, das früher Hunderttausende Besucher anzog, öffnen vom 27. April bis 5. Mai rund 20 Höfe und Gärten auf den Obstplantagen für die Besucher. Dazu kommt vom 1. bis zum 5. Mai ein Rummel auf dem Hartplatz – mit 13 Fahrgeschäften und einem Partytower. 

Im vergangenen Jahr: Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (li.) fährt zusammen mit der  Baumblütenkönigin Doreen Vogler beim Festumzug mit.
Im vergangenen Jahr: Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (li.) fährt zusammen mit der Baumblütenkönigin Doreen Vogler beim Festumzug mit.Michael Bahlo/dpa

Mit Blick auf die jetzige Verkürzung der Veranstaltung teilte die Stadt auf ihrer Internetseite mit: „Das Festdefizit soll damit sinken, die Qualität des Festes aber verbessert werden.“ Der Stadtfest- und Familiencharakter solle gestärkt werden, mehr Bühnen, kulinarische Angebote und Fahrgeschäfte seien geplant. Auf den traditionellen Baumblütenball (26. April) und den Festumzug (4. Mai) will die Stadt nicht verzichten.

Das dreitägige Volksfest wird direkt in Werder gefeiert: auf dem Marktplatz auf der Insel (mit Bühne), in der Straße Unter den Linden, auf dem Hartplatz und dem Plantagenplatz (mit Bühne). Insgesamt gibt es hier 140 Stände. Weitere Stände gibt es am Hohen Weg und auf der Bismarkhöhe mit einer weiteren Musikbühne. Am Freitag, dem 3. Mai läuft das Fest von 16 bis 24 Uhr, am Sonnabend von 11 bis 24 Uhr und am Sonntag von 11 bis 20 Uhr.  

Ein Idyll in der Sonne: Bei strahlendem Sonnenschein blühen auf einer Obstplantage bei Werder  Kirschbäume und der Löwenzahn.
Ein Idyll in der Sonne: Bei strahlendem Sonnenschein blühen auf einer Obstplantage bei Werder Kirschbäume und der Löwenzahn.Ralf Hirschberger/dpa

Highlight für alle Fans von Werderaner Obstwein ist natürlich das Obstwein-Hopping (ab 27. April) zu den Obstplantagen rund um die Stadt. Für das man kein Auto braucht. „Entspannt von Hof zu Hof, in die Innenstadt und wieder zurück: Parken Sie Ihr Fahrzeug am Werderaner Tannenhof und steigen Sie in den Blütenbus ein!“, so wirbt die Stadt für die Blütenrundfahrt mit dem sogenannten Hop-on/Hop-off-Bus. Der fährt die Stationen mit den angrenzenden Obsthöfen an. Sie entscheiden selbst, wo Sie aussteigen und wann die Fahrt weiter geht. Die Tickets kosten 10 Euro, für Kinder fünf Euro. Am Wochenende fährt der Bus alle 20 Minuten, in der Woche einmal jede Stunde.   

Schon seit 1879 wird in Werder die Obstblüte gefeiert

Anreisen zum Baumblütenfest kann man auch bei Zug. Mit dem RE1 kommen Besucher direkt von Berlin nach Werder. Von Potsdam aus fahren Busse die Busse der Linien 580, 607 und 631 in das Havelstädtchen. Außerdem ist die Anreise per Schiff möglich - mit der Weissen Flotte ab Potsdam, Lange Brücke. 

Eines hat die Stadt Werder im vergangenen Jahr mit der Änderung des Volksfest-Konzepts (weniger Party, mehr Familienangebote) erreicht: Die Zahl der Straftaten sank nach den Gewaltexzessen von früher wie erhofft. Noch 2019, also vor der Pandemie, registrierte die Polizei knapp 500 Straftaten – 2023 waren es nur noch rund 100. 56 Besucher wurden von der Polizei vom Festgelände verwiesen. Es ging vor allem um Körperverletzungen, Widerstand gegen Polizisten und Drogen.

Seit 1879 laden Obstbauern in Werder die Besucher ein, sich im Frühling auf ihren Plantagen umzusehen, die Blüte von Apfel- oder Kirschbäumen zu feiern und Obstweine zu genießen. In den vergangenen Jahren hatte das bekannte Stadtfest vor den Toren Potsdams mehrere Hunderttausend Menschen angezogen, 1998 kamen sogar 750.000 – Rekord! Zuletzt aber gingen die Besucherzahlen zurück. Reisten 2019 noch 189.000 Besucher mit dem Zug an, vermeldete die Eisenbahngesellschaft Odeg für das Jahr 2023 nur noch 89.000 Besucher, die per Bahn zum Baumblütenfest kamen.