Vor zwei Jahren fehlten ihm 10,5 Kilogramm – an der begehrten 1000-Kilogramm-Marke. Oliver Grafe züchtet XXL-Kürbisse. Irgendwann hofft der Brandenburger, diesen Rekord zu brechen. Er arbeitet dabei mit allen Ticks: Heizkabel im Boden, Kerzen im Tunnel.
Ein Meer aus Blättern, dazwischen zwei riesige, orangefarbene Hügel: Kürbisse, vor der Sonne geschützt durch Schirme und Tücher. Im 220 Quadratmeter großen Gewächshaus von Oliver Grafe dreht sich alles um ein Ziel: die 1000-Kilogramm knacken.
Der Kürbiszüchter aus Großthiemig (Elbe-Elster) ist bereits Brandenburg-Meister. Vor zwei Jahren verfehlte er mit 989,5 Kilogramm nur knapp die magische Marke. „Das hat weh getan“, erinnert er sich. Mit dem Gewicht hält er den Brandenburg-Rekord.
Der Weltrekord liegt bei 1247 Kilogramm
Der Guinness-Weltrekord-Halter ist der US-Amerikaner Travis Gienger mit 1247 Kilogramm. Oliver Grafe begann vor zehn Jahren. „Ich habe bei Facebook Riesenkürbisse gesehen und dachte mir: Das kann ich auch“, erzählt er.
Die Chancen, die 1000-Kilo-Marke zu knacken, stehen dieses Jahr jedoch etwas schlechter. Sein größtes Exemplar bringt etwa 876 Kilogramm auf die Waage. Höhe und Umfang misst Grafe regelmäßig und schätzt das Gewicht mit Hilfe einer Tabelle. „Man hofft immer, dass sie am Ende schwerer sind als gemessen“, sagt der Kürbis-König aus Brandenburg.
Bis zum Wiegen müssen die Riesenfrüchte gut geschützt werden. „Es kann noch alles passieren – sie könnten platzen oder einfach zerfallen“, sagt der 38-Jährige.
Seit Monaten dreht sich bei ihm alles um zwei Exemplare der Sorte „Atlantic Giant“. „Am 22. April habe ich zwei kräftige Pflanzen in die Erde gesetzt“, berichtet Grafe. Ein Folientunnel mit Kerzen schützte die Jungpflanzen im Frühjahr vor Kälte. Zusätzlich sorgt ein Heizkabel im Boden für Wärme.
Täglich verbringt Grafe zwei bis drei Stunden im Gewächshaus, das direkt hinter seinem Arbeitsplatz, einer Speditionsfirma, und Wohnung liegt. Die Blüten bestäubt er per Hand, um unerwünschte Kreuzungen zu vermeiden. Die Kürbiskerne verkauft er später als Saatgut. Etwa 20 bis 50 Euro pro Stück seien nicht ungewöhnlich. „In den USA bieten Züchter bei Auktionen sogar bis zu 1000 Dollar für einen Kürbiskern“, erzählt er.

Damit die Pflanzen möglichst viele Nährstoffe aufnehmen, bedeckt Grafe alle Ranken mit Erde, sodass sich zusätzliche Wurzeln bilden. Überzählige Seitentriebe entfernt er regelmäßig, gedüngt wird mit Blattdünger per Sprühnebel und Flüssigdünger über Bewässerungsschläuche. Bereits im Herbst zuvor hat er zwei Tonnen Mist in den Boden eingearbeitet. „Es dauert, bis die Nährstoffe verfügbar sind“, erklärt er.
Wasser brauchen die Pflanzen reichlich: 150 Liter pro Tag und Pflanze. Ventilatoren sorgen dafür, dass die Stiele direkt an der Frucht trocken bleiben – damit sie nicht faulen.
Fürstenwalde lockt mit Indoor-Kürbisregatta
Freizeit bleibt da kaum. Sommerurlaub ist für den Vater von drei Kindern nicht drin. Warum nimmt er all das auf sich? „Es ist faszinierend, wie so eine Frucht in 90 Tagen wächst“, sagt Grafe. Auch der Austausch mit anderen Züchtern begeistert ihn.
Am 28. September treffen sich die Kürbis-Kenner bei der nächsten Wiegemeisterschaft in Klaistow. Moderator ist Oliver Langheim aus Fürstenwalde, selbst ehemaliger Riesenkürbis-Züchter. „Kürbis-Olli“, wie er sich nennt, hat für dieses Jahr eine neue Idee: „Am 18. Oktober findet in Fürstenwalde die erste Indoor-Kürbisregatta statt. Dafür suchen wir noch Teams“, erzählt er.
Einen eigenen Kürbis braucht man nicht – vorbereitet werden Exemplare mit einem Gewicht von etwa 350 bis 450 Kilogramm. Die Zweierteams müssen jeweils 50 Meter zurücklegen – aufgeteilt in je 25 Meter pro Paddler. Austragungsort ist das Freizeitbad Schwapp in Fürstenwalde.
Die Kürbisse von Oliver Grafe kommen dafür nicht infrage – sie sind zu groß. Meist werden sie bei Kürbis-Schlachtefesten an Interessierte verteilt. Der gelernte Koch isst Kürbis übrigens selbst gar nicht. „So große Kürbisse sind längst nicht so aromatisch wie ein Butternut“, sagt er.
Nach der Wiegemeisterschaft in Klaistow plant Grafe eine Pause von mindestens zwei Jahren einzulegen. „Der Boden muss sich erholen und es soll auch mehr Zeit für die Familie bleiben“, sagt er. (mit dpa)