Reis aus Brandenburg

Echt heiß: In Linum wird der nördlichste Reis Europas geerntet

Im Storchendorf Linum geht ein Versuch von Reis-Pionieren glücklich zu Ende. An den Erfolg hatten nur wenige geglaubt.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Die Landwirte Ella Koziarek und Pawel Koch bei der Reisernte Anfang Oktober
Die Landwirte Ella Koziarek und Pawel Koch bei der Reisernte Anfang OktoberBritta Pedersen/dpa

Es war ein Wagnis und es hat tatsächlich funktioniert. Der wahnwitzige Versuch, in der Sandkiste Brandenburgs, in Linum, in ungenutzten Karpfenteichen Reis anzubauen, geht mit der Reisernte nun glücklich zu Ende. Der Initiator des Projektes, Guido Leutenegger, sprach von einem Erfolg und kündigte an, er wolle die Reisanbau-Fläche im kommenden Jahr verfünffachen.

„Wir sind euphorisch, dass es geklappt hat mit der Ernte“, sagte der Bio-Landwirt. Auf knapp 10.000 Quadratmetern werden Leutenegger zufolge vier bis sechs Tonnen geerntet. „Das ist okay auf der Fläche.“

Nördlichstes Anbaugebiet Europas

Mitte Mai hatten Leutenegger und sein Team 85.000 Reissetzlinge gepflanzt. Auf einem anderen Feld wurde Reis gesät. Im nassen Boden begannen die Samen unter der Brandenburger Sonne bald zu keimen. Doch keiner wusste, ob der Reis hier in Brandenburg, dem nördlichsten Anbaugebiet, das in Europa bekannt ist, überhaupt zur Erntereife gelangen würde. 

Ein Wagnis: Wiebke Fuchs und Robert Jäkel beim Setzen der Reis-Pflanzen im Mai
Ein Wagnis: Wiebke Fuchs und Robert Jäkel beim Setzen der Reis-Pflanzen im MaiVolkmar Otto

„Es hätte ja sein können, es geht alles in die Hose“, sagt Guido Leutenegger, dessen Betrieb Natur konkret in Linum vor allem Karpfen, aber auch Wasserbüffel züchtet. „Es gab viel Skepsis, ob es überhaupt gelingt, größere Mengen Reis zu produzieren.“ Die Wärme, das Wasser, das Unkraut, die Vögel – Unwägbarkeiten gab es viele. Doch beim Ortstermin im Mai wehte optimistischer Pioniergeist über die Karpfenteiche. Zu Recht, wie sich nun zeigt. 

Er sei überzeugt, Reisanbau sei „ein gangbarer Weg“ für das Teichgebiet, in dem nicht mehr alle Fischteiche gebraucht werden, sagt der Schweizer Leutenegger. Nun solle analysiert werden, was verbessert werden könne. Der „Härtetest“ stehe auch noch aus, nämlich, ob der Reis auch gut schmeckt, wie der Unternehmer sagte. Sein Plan: Der Linumer Teich-Reis soll künftig in Hofläden verkauft werden und in die Gastronomie gehen. Schon im November könnte der erste Linumer-Teichreis im Hofladen erhältlich sein. 

Mission erfolgreich! Der Unternehmer Guido Leutenegger prüft seine Reispflanzen. 
Mission erfolgreich! Der Unternehmer Guido Leutenegger prüft seine Reispflanzen. Britta Pedersen/dpa

Der Unternehmer zeigte sich zuversichtlich, dass der Reisanbau im Linumer Teichgebiet im kommenden Jahr weitergeht. Dann sollen die Getreidekörner auf einer noch größeren Fläche von fünf Hektar wachsen.

Rotbauchunken auf dem Reisfeld

Und auch Leuteneggers Team um seinen Betriebsleiter Robert Jäkel ist froh, dass alles so gut lief: „Es ist wirklich atemberaubend, dass der Versuch gelungen ist. Das hat alles riesengroße Freude gemacht“, sagt Jäkel dem RBB. Obwohl es auch Hindernisse wie hungrige Wildenten und Gänse gab. Auch der eher trübe August bekam dem Reis nicht gut. „Dafür war das nasse Feld lange Zeit auch ein Lebensraum für die Kaulquappen der seltenen Rotbauchunken“, so Jäkel.

Eine weitere Schwierigkeit sei, dass der Reis in Linum sehr unterschiedlich abreife, sagen begleitende Wissenschaftler. Auch hier will man überlegen, wie man in der nächsten Saison optimieren kann. Dass der Linumer Reis in Konkurrenz zum Supermarkt-Reis geht, ist sowieso nicht zu erwarten. Es soll ein Nischenprodukt bleiben, erhältlich im Hofladen oder in Restaurants in der Region. Die Sorte Lotto ist besonders gut geeignet für Risotto – und sie könnte sich als Gewinn für die Region erweisen.