Mit Molotowcocktails

Brandanschlag auf jüdische Gemeinde in Berlin

Unbekannte Täter warfen zwei Brandsätze auf das Gemeindezentrum in der Brunnenstraße im Berliner Bezirk Mitte. Am Morgen kommt es zu einem weiteren Vorfall. 

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Nach einem versuchten  Anschlag auf eine jüdische Einrichtung in der Brunnenstraße sichert die Polizei den Ort. 
Nach einem versuchten Anschlag auf eine jüdische Einrichtung in der Brunnenstraße sichert die Polizei den Ort. Markus Waechter

In der Nacht zu Dienstag hat es einen Brandanschlag auf die jüdische Gemeinde in Berlin gegeben. Das teilte die Gemeinde Kahal Adass Jisroel auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) mit. Demnach warfen unbekannte Täter zwei Molotowcocktails auf das Gemeindezentrum in der Brunnenstraße im Bezirk Mitte.

Im betroffenen Gebäude soll sich neben einer Synagoge auch eine Talmud-Thora-Schule und ein jüdischer Kindergarten befinden. Die Polizei hat den Tatort weiträumig abgesperrt. Über die genauen Schäden ist bisher nichts bekannt. Es sollen keine Menschen verletzt worden sein.

Die Polizei sichert das Gemeindehaus in der Brunnenstraße. 
Die Polizei sichert das Gemeindehaus in der Brunnenstraße. Markus Waechter

Die Brandflaschen seien funktionsfähig gewesen und hätten gebrannt, so ein Bericht des Tagesspiegels.  Das Gebäude sei jedoch nicht in Brand geraten, da die Angreifer es verfehlt hätten. Die Brandsätze seien nur bis auf den Bürgersteig geflogen und dort erloschen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf die Polizei. Objektschützer der Polizei waren demnach am Ort, konnten den Anschlag jedoch nicht verhindern und die Täter auch nicht festhalten.

Am Morgen posteten Mitglieder der Gemeinde Aufnahmen, die den Polizeieinsatz am Morgen nach dem Anschlagsversuch zeigten. Dabei ist auf einem Video zu sehen, wie die Polizei einen Mann zu Boden gebracht hat. 

Während der Ermittlungen am Tatort sei am Mittwoch gegen 8.00 Uhr ein 30-Jähriger mit einem E-Scooter vorgefahren, habe diesen weggeworfen und sei auf das Gebäude zugelaufen, hieß es später zur Erklärung. Polizisten hätten ihn gestoppt und den Mann vorläufig festgenommen, teilte die Polizei mit. Der 30-Jährige habe sich gewehrt und dabei volksverhetzende sowie israelfeindliche Parolen gerufen. Nachdem man die Identität des Mannes festgestellt habe, sei er wieder auf freien Fuß gekommen.

Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz ermittelt gegen den Mann unter anderem wegen Volksverhetzung und versuchtem tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Im Fall des versuchten Brandanschlags auf die Synagoge ermittelt der Staatsschutz wegen versuchter schwerer Brandstiftung.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte den Brandanschlag auf die Synagoge bei X als „konsequente Verherrlichung des Hamas-Terrors auf deutschen Straßen.“ Auch Berlins Regierender Kai Wegner (CDU) verurteilte die Gewaltausbrüche auf den Straßen Berlins und auch den versuchten Angriff mit Brandsätzen auf das jüdische Gemeindehaus scharf. „Es darf in der deutschen Hauptstadt nie wieder passieren, dass Jüdinnen und Juden wieder in Angst leben. Wir werden mit aller Härte und Konsequenz gegen den Antisemitismus und Volksverhetzung auf unseren Straßen vorgehen“, so Wegner. 

Zuvor hatte es in Berlin nach einer verheerenden Explosion an einem Krankenhaus im Gazastreifen mit laut palästinensischen Hunderten Toten spontane Proteste und teils Ausschreitungen gegeben.

Entsetzen nach Brandanschlag in Berlin

Auf den versuchten Brandanschlag in Berlin haben weitere Politiker mit Entsetzen reagiert und mehr Engagement gegen Antisemitismus gefordert. „Das ist einfach ein Wahnsinn, was sich hier gerade Bahn bricht“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, am Mittwoch in Berlin.

„Wir haben in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus und mit israelbezogenem Antisemitismus“, konstatierte Mihalic. Dies sei in den vergangenen Jahren oft nicht ernst genug genommen worden. Hier müsse, unter anderem über politische Bildungsarbeit, viel mehr getan werden. Man müsse alles tun, damit Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher leben könnten.

„Es ist unerträglich“, kommentierte die FDP-Bundestagsfraktion auf X den Vorfall. „Jüdisches Leben ist fester Bestandteil unseres Landes. Diese Gewalt hat hier nichts verloren!“, schrieb sie weiter.

Israel-Botschaft: Scharfe Konsequenzen!

Die israelische Botschaft in Berlin hat unterdessen scharfe Konsequenzen angemahnt. „Wir vertrauen darauf, dass die deutschen Strafverfolgungsbehörden diesen Fall mit unnachgiebiger Strenge behandeln werden“, erklärte die Botschaft am Mittwoch. „Dies ist ein entscheidender Moment für jede Demokratie.“ Entweder man stehe an der Seite jener, die Terror bekämpfen, oder man schweige und lasse die Taten der Terroristen zu - „sei es im Nahen Osten oder im Herzen Europas“.

In Deutschland haben antisemitische Vorfälle seit dem blutigen Überfall der Terrormiliz Hamas auf Israel drastisch zugenommen. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus dokumentierte seit dem 7. Oktober bundesweit 202 Vorfälle - das sind 240 Prozent mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahrs!