Die Affäre um den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) erreicht eine neue Dimension. Nach exklusiven Informationen weitet die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ihre Ermittlungen aus – und nimmt jetzt auch den ehemaligen Chefredakteur Christoph Singelnstein ins Visier.
Seit August 2022 läuft die Untersuchung, die den RBB in eine historische Krise stürzte. Damals flog Intendantin Patricia Schlesinger hochkant aus dem Amt, nachdem Verschwendung und Vetternwirtschaft ans Licht gekommen waren.
Singelnstein, der 2021 mit einem fürstlichen Ruhestandspaket den Sender verließ, steht wegen Beihilfe zur schweren Untreue im Fokus. Sein goldener Abschied? Ein Skandal für sich: Über 8000 Euro monatliches „Ruhegeld“ plus 6300 Euro aus einem Beratervertrag – und das für maximal fünf Arbeitstage im Monat, so das Blatt. Ermittlungsakten deuten darauf hin, dass er kaum eine Gegenleistung für diese großzügigen Zahlungen erbracht haben soll.
Neben Schlesinger standen auch ihr Ehemann, der Chefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf, die Chefjuristin und der Verwaltungschef unter Verdacht. Nun zeigt sich: Die Liste der Beschuldigten wird länger, schreibt die „Bild“-Zeitung (Bezahlschranke).
Schlesinger nur die Spitze des Eisbergs im RBB-Bonus-Skandal
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs: Singelnstein wird auch vorgeworfen, als Teil der Geschäftsleitung an der Einführung eines umstrittenen Bonussystems mitgewirkt zu haben. Dieses Modell katapultierte die Gehälter der Führungskräfte im Schnitt um 20 Prozent nach oben. Die Rechnung für den Gebührenzahler? Über 1,5 Millionen Euro allein in der Ära Schlesinger.

Besonders brisant: Intendantin Schlesinger selbst profitierte üppig – ihr Grundgehalt von 303.000 Euro wurde durch Boni um bis zu 60.000 Euro aufgestockt. Doch nicht nur sie kassierte ab: Auch andere Führungskräfte griffen laut „Bild“ ordentlich zu, darunter Ex-Programmchef Jan Schulte-Kellinghaus und Ex-Produktionsdirektor Christoph Augenstein. Beide stehen nun ebenfalls wegen Beihilfe zur Untreue unter Verdacht.

Die Ermittler werfen zudem ein kritisches Auge auf eine ARD-Zulage in Höhe von 1700 Euro pro Monat, die sich Top-Manager angeblich für Mehrarbeit genehmigten. Besonders pikant: Diese Zahlungen flossen schon Monate vor der eigentlichen Übernahme des ARD-Vorsitzes durch den RBB im Jahr 2022 – und das ohne jede rechtliche Grundlage.
Ein Detail sorgt für zusätzlichen Zündstoff: Schulte-Kellinghaus wurde nach Bekanntwerden des Skandals mit einer Abfindung von über 400.000 Euro verabschiedet. Auf Anfragen schweigt der Ex-Programmchef ebenso wie Singelnstein und andere Beschuldigte.